Gorian 3
Ordensmeisters zu werfen.
Der Herzog von Eldosien erschien zwar nicht mit dem größten Gefolge, dafür aber mit einer wohlkalkulierten Verspätung, die zu nichts anderem diente, als seine herausragende Bedeutung zu unterstreichen. Jedem der Anwesenden war bekannt, dass der Großteil der Truppen, die sich bei Nelbar
und Oque sammelten, dem direkten Befehl des Herzogs unterstand, und dementsprechend beanspruchte er auch eine Führungsrolle bei den anstehenden strategischen Entscheidungen.
Die Priesterschaft war ebenfalls vertreten. Aber ihre Delegation war klein und wurde vom Bischof von Endos geleitet, der als Büttel des Herzogs von Eldosien galt. Nicht von ungefähr war er mit dessen Tross zusammen nach Nelbar gereist.
Emissäre waren von den Königen von Gryphland und Melagosien geschickt worden, und ein Galeerenkapitän musste das Königreich Westreich vertreten. Dort hatte man im Moment ganz andere Sorgen, als einen hochrangigen Gesandten nach Nelbar zu entsenden.
Meister Thondaril trat vor, erzeugte eine Lichtblase, die beinahe bis unter die Saaldecke reichte und auf deren Oberfläche eine Karte von Oquitonien zu sehen war.
»Einige unserer Schattenmeister sind in das Grenzgebiet zum Frostreich gereist, und sie bestätigen uns, dass das Eis wieder vordringt. Der Schmelzsee ist längst unter den Gletschern gegraben. Ich sage es hiermit ganz deutlich und offen: Gegen den Frost haben wir vorerst keine Waffe. Wer zum Himmel sieht, kann unschwer erkennen, wie wenig Sonnenlicht noch Erdenrund erreicht, und daher wird sich niemand darüber wundern, dass sich die Gletscher weiter nach Süden schieben. Aber den Horden von Untoten und den alles verwüstenden Leviathanen, in deren Bäuchen die Eroberer reisen, werden wir mit einer Waffe der Basilisken-Magie entgegentreten, die unserem scheinbar allgewaltigen Feind eine empfindliche Niederlage beibringen soll. Allerdings brauchen wir dazu die Unterstützung jener Heere, die sich in Nelbar und Oque versammelt haben. Sie werden das Gebiet zwischen dem oberen und dem unteren Nebenfluss des Bar
gegen jene Angreifer schützen, die von der Basilisken-Magie nicht erfasst werden, und verhindern, dass sie weiter nach Süden vordringen.« Meister Thondaril erläuterte dann, wo genau sich die Kampfverbände der einzelnen Verbündeten im Gelände positionieren sollten.
Nirgends wurde zunächst Widerspruch erhoben. Der Plan, den der neue Hochmeister des Ordens der Alten Kraft vortrug, war ganz offensichtlich gut durchdacht und zeugte davon, dass er bestens darüber informiert war, welche Truppen überhaupt zur Verfügung standen, wo sich diese zurzeit befanden und wie schnell sie ihre neuen Positionen einnehmen konnten.
Schließlich meldete sich Kaiser Corach zu Wort. »Ihr seid ein vielgerühmter Mann, Hochmeister Thondaril, auch wenn ich gehört habe, dass Ihr in letzter Zeit bei der Zahl der Meisterringe von jemandem aus Eurem Orden übertroffen wurdet. « Der schmächtige Kaiser tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch und hüstelte leicht. Er konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen. Es war unverkennbar, dass es ihm nicht gefiel, dass er bei diesem Plan weder die treibende Kraft noch der Urheber gewesen war. Genau genommen war er noch nicht einmal in alle Details eingeweiht. »Es scheint, als wärt Ihr neben Euren anderen Begabungen auch ein großer militärischer Stratege, wehrter Hochmeister.«
»Dieses Kompliment aus berufenem Mund weiß ich zu schätzen«, gab Thondaril zurück, und sein Tonfall war klirrend kalt.
»Was ist das für eine magische Waffe, die unsere basiliskischen Verbündeten zum Einsatz bringen wollen? Alles, was mir bisher darüber zu Gehör gebracht wurde, war doch recht ungenau und vage.«
»Es ist eine Waffe, die außerordentlich gefährlich für
Freund und Feind sein kann und bei deren Anwendung wir sehr vorsichtig sein müssen. Aber wenn sich alle Beteiligten an die Anweisungen halten, dürften wir erfolgreich sein.«
»Ihr seid meiner Frage ausgewichen«, stellte der Kaiser fest. »Und was die Anweisungen angeht, sprecht Ihr da von Euren Anweisungen? Führt Ihr den Oberbefehl über unser Heer?«
»Es geht um den Erfolg«, sagte Thondaril, »nicht um persönliche Eitelkeiten. Wir werden nur diese einzige Möglichkeit haben, dem Vormarsch der Frostkrieger für eine Weile Einhalt zu gebieten. Gelingt uns das nicht, sind sie in Kürze hier in Nelbar, und mit Frostkriegern gefüllte Leviathane werden den bis dahin gefrorenen Bar
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