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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Kanzler?«
    »Gewiss.«
    Der Herzog zog sein Schwert und hob es wie ein Heerführer vor der Schlacht in die Höhe. »Bisher kannte mich ein jeder als Herzog Paddan von Eldosien, auch Herzog von Oquitonien und Baronea. Aber in tiefem Respekt vor unserem Kaiser, den der Verborgene Gott so früh zu sich genommen hat, wähle ich den Regentenamen Paddan Corach!«
    Die Männer aus seinem Gefolge waren die Ersten, die ebenfalls ihre Schwerter zogen und in die Höhe reckten. Etwas zögernd schlossen sich die Gefolgsleute des toten Kaisers und die Stadtwachen des Magistrats an. »Lang lebe Paddan Corach!«, dröhnte es durch den Saal.
    Gorian bemerkte neben sich den Blinden Schlächter Eldamir. Er verzog sein augenloses Gesicht zu einem zynischen Grinsen. »Und ich habe immer gedacht, ich wäre bei meinesgleichen in wirklich schlechter Gesellschaft«, murmelte er in caladranischer Sprache, sodass abgesehen von Gorian niemand in der näheren Umgebung dies verstehen konnte.

20
Kundschafter vor der Schlacht
    Zwei Wirbel aus schwarzem Rauch erschienen über der eisigen Anhöhe. Innerhalb eines Augenblicks verdichteten sie sich zu zwei Gestalten.
    Meister Shabran zog sich den Umhang enger um die Schultern. Der Wind war eisig und das Schneegestöber so dicht, dass man kaum etwas sehen konnte, zumal es ziemlich dunkel war. Riesige dunkle Schatten bewegten sich an der Anhöhe vorbei, und die dumpfen, sehr tiefen Laute, die sie ausstießen, ließen keine Zweifel daran, dass es sich um Leviathane handelte. Es waren Hunderte, und sie zogen nach Süden.
    Ein anderer Schatten fehlte jedoch. Dort, wo sich eigentlich die Hänge des Nord-Eldosischen Gebirges hätten erheben müssen, war nichts mehr, nur noch die Nacht.
    Gorian, der sich mit zunehmender Übung immer besser darauf verstand, nach Art der Caladran zu sehen, fielen immerhin ein paar Unregelmäßigkeiten in der glatten Decke aus Eis und Schnee auf, die auf kleinere felsige Erhebungen darunter schließen ließen, Trümmer eines Gebirges von einst majestätischer Größe.
    »Verflucht kalt hier«, meinte Meister Shabran.
    »Beliak würde sich wohlfühlen«, murmelte Gorian. Er wandte sich an den Schattenmeister. »Warum hast du Hochmeister
Thondaril durch deinen Auftritt vor dem Kaiser so düpiert?«
    »Einer musste es tun. Oder wärst du bereit gewesen, für einen Kaiser in die Schlacht zu ziehen, der versucht hat, dich zu töten?«
    »Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer diese Tat in Auftrag gab.«
    »Ach nein? Ich habe versprochen, dir den Rücken freizuhalten. Und genau das habe ich getan und werde es wieder tun. Dass Hochmeister Thondaril es nicht schätzt, wenn irgendetwas nicht seiner Kontrolle unterliegt, dafür kann ich nichts!«
    Gorian schwieg einen Moment. »Sheera hat dem toten Kaiser die Hand aufgelegt und ihn einer kurzen heilmagischen Untersuchung unterzogen. Sie ist überzeugt davon, dass er vergiftet wurde.«
    »Und du fragst dich, ob der Herzog von Eldosien dahintersteckt? « Shabran zuckte mit den Achseln. »Möglich wäre es. Aber genauso kann es sein, dass er einfach nur die Gunst der Stunde genutzt hat. Was ist? Wollen wir unsere Kundschafter-Reise noch etwas tiefer ins Frostreich ausweiten?«
    »Warum nicht.«
    »Es gibt keinen Ort, gleichgültig, wie weit er auch entfernt sein mag, zu dem einen die Schattenpfade nicht zu führen vermögen. Es ist nur eine Frage der Kraft und der geistigen Disziplin. Aber was rede ich da? Du bist inzwischen ein Meister, und ich sollte mir dringend abgewöhnen, dich immer noch belehren zu wollen.«
    Sie lösten sich in Rauch auf, und Gorian folgte Shabran durch die Schattenpfade. Es war eine so leichte Art, selbst weite Entfernungen zu überbrücken, dass man die Gefahren sehr schnell unterschätzte, wie er selbst schon am eigenen Leib erfahren hatte.

    Der nächste Ort, an dem sie verstofflichten, befand sich inmitten einer weißen Einöde, aber es fiel kein Schnee. Ein klarer, kalter Sternenhimmel wölbte sich über das Land, und es hatte den Anschein, als wäre der Sonnenkranz noch schmaler und lichtschwächer geworden. Feuerschlieren flackerten an seinem Rand in die Schwärze hinein.
    Gorian ließ den Blick schweifen, während ihm die menschenfeindliche Kälte einen Moment lang schier den Atem raubte. Er zog sich die Kapuze seines Caladran-Wamses tief ins Gesicht und schob die Hände in die Ärmel.
    Schroffe Berge ragten in der Ferne auf, aber auch sie waren vollkommen weiß. Die einzige klare Kontur, die in der gesamten

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