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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Umgebung zu erkennen war, bestand aus einem schneebedeckten Schiff von gewaltigen Ausmaßen, das sich auf einem kantigen Felsen befand, der wie eine einsame Säule aus dem Eis hervorragte.
    »Das Grabschiff von Rognyr Gottestöter«, murmelte Gorian. »Dort hinten muss Torgard liegen.«
    »So ist es«, bestätigte Meister Shabran mit einem hintergründigen Lächeln.
    »So weit war seit langer Zeit niemand mehr im Norden.«
    »Ich nehme an, du spürst Morygors Aura.«
    »Ja.«
    Rognyr Gottestöter war in alter Zeit ein König von Torheim gewesen, der großen Ruhm erlangt hatte, weil es ihm gelungen war, einen der Frostgötter zu töten, der mehr oder minder regelmäßig ganz Torheim verwüstet und die Hauptstadt Torgard dreimal dem Erdboden gleichgemacht hatte. Das war lange, bevor man am Weltentor gegen die Frostgötter gekämpft und sie vertrieben hatte. Das Grabschiff auf dem Felsen war vermutlich das größte Schiff, das jemals von den Menschen Ost-Erdenrunds gebaut worden war.

    »Ein Ort der Hoffnung«, sagte Meister Shabran.
    »Du warst schon öfter so weit im Norden?«
    »Und noch weiter.«
    »Fürchtest du nicht, eines Tages unter den Einfluss Morygors zu geraten und als ein anderer zurückzukehren, so wie es vielen Kundschaftern erging, die Meister im Haus der Schatten waren?«
    »Bist du nicht das gleiche Wagnis eingegangen, als du zum Speerstein von Orxanor aufgebrochen bist?«
    »Gewiss.«
    »Und hätte dir nicht das Gleiche widerfahren können? Ah, du denkst, deine besonderen magischen Fähigkeiten schützen dich letztlich davor – und das Zeichen des fallenden Sterns, unter dem du geboren bist. Aber dann solltest du an das Schicksal deines Freundes Torbas denken.«
    »Bei mir ist das etwas anderes«, sagte Gorian.
    »Ach ja?«
    »Ich habe keine Wahl, denn Morygor wird mich in jedem Fall töten, wenn er die Gelegenheit dazu erhält.«
    »Ich habe deinen Freund Beliak sagen hören, dass dies durchaus ein gnädigeres Schicksal sei als die Existenz eines Untoten unter Morygors Herrschaft.«
    Gorian fühlte zwar Morygors bedrängende Aura, die stärker als je zuvor auf ihn einwirkte, aber anscheinend war seine Widerstandskraft dagegen gewachsen, denn er konnte sie leichter ertragen.
    Irgendwo jenseits des Horizonts schoss ein Blitz über den Himmel. Er hatte seinen Ausgangspunkt am Boden und zuckte hinauf durch die ewige Nacht, dem Schattenbringer entgegen. Für einen kurzen Moment überstrahlte er die Sterne. Danach sah man ihn als schwaches Leuchten in Richtung des Schattenbringers verschwinden, wo er schließlich
von dessen abgrundtiefer Finsternis verschluckt wurde.
    »Das war Morygors Kraft«, war Gorian überzeugt. »Anscheinend hat der Schattenbringer seine optimale Position am Himmel noch nicht erreicht.«
    »Die hat er erst dann eingenommen, wenn kein einziger Sonnenstrahl mehr bis nach Erdenrund gelangt«, antwortete Meister Shabran.
    Eine ganze Weile standen sie da. Gorian hatte das Gefühl, dass sich noch im nächsten Moment etwas ereignen würde. Es war ein ähnliches Gefühl, wie es einem Schwertmeister vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff überkam.
    Dann blitzte es in der Schwärze des Schattenbringers plötzlich auf. Die Kraft, mit der Morygor auf diesen Himmelskörper einwirkte, hatte offensichtlich ihr Ziel erreicht. Und wenig später wirkte sie sich auch aus. Der Lichtkranz der Sonne zerriss. Die Dunkelheit des Schattenbringers schluckte ein Drittel des Feuerkranzes völlig, und der Rest verlor merklich an Helligkeit.
    »Ich wüsste zu gern, wie Morygor das vollbringt«, murmelte Gorian.
    »Du könntest innerhalb eines Augenblicks dort sein«, meinte Shabran.
    »Sag bloß, du warst schon bei der Frostfeste?«
    Der Schattenmeister lachte. »Ich bin ja nicht wahnsinnig!«
    Gorian nickte. »Auch für mich ist es noch zu früh.«
    »Aber trotzdem wagst du dich doch noch weiter vor, oder?«, fragte Meister Shabran. »Bevor du zu deinem entscheidenden Schlag gegen Morygor ausholst, solltest du dich so gut wie möglich auskennen, findest du nicht? Und davon abgesehen steht eine große Schlacht bevor, und da könnte es
wichtig sein zu wissen, welche Kreaturen unser Feind noch auf uns hetzen wird.«
    »Du sprichst vom Weltentor«, stellte Gorian fest.
    »Mehr als einmal war ich dort, und da ich stets zurückgekehrt bin, ohne durch Morygors Aura den Verstand verloren zu haben, wirst du es auch schaffen.«
    »Weiß Hochmeister Thondaril davon, wie weit du auf deinen Kundschafter-Reisen schon

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