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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Höllengeschöpfen, die er noch zu rufen vermag, ganz abgesehen.«
    Im Nebel jenseits des Tores tat sich etwas. Daraufhin schärfte Gorian seinen Blick nach Art der Caladran und starrte in das wallende Chaos, um in den wabernden Schatten irgendetwas erkennen zu können. Dort waren Schatten zu sehen, die von Riesen stammen mussten.

    Jene Kreaturen, die dann tatsächlich das Tor zwischen den Welten durchschritten, waren jedoch vergleichsweise klein. Es waren drei braune Bären, die etwa die Größe von Wollnashörnern hatten. Auf ihnen ritten grazile, an Skelette erinnernde Reiter, mit sensenartig gebogenen Schwertern und Dreizacken bewaffnet. Ihre Köpfe waren oval und schienen metallisch zu sein. Die einzige Kontur, die an diesen vollkommen ebenmäßig geformten Köpfen erkennbar war, waren die Augen. Sie glühten rot und leuchteten so stark, dass sie ihre gesamte Umgebung in einen rötlichen Schein tauchten.
    »Bärenreiter!«, stieß Gorian überrascht hervor.
    »Der Bärenreiter-Fürst Thragnyr ist als derjenige unter den Frostgöttern bekannt, der den größten Hang zum Verrat hat«, erklärte Shabran.
    »Zumindest sagen das die Legenden«, murmelte Gorian.
    Meister Shabran zuckte mit den Schulten. »Von daher kann ich es durchaus verstehen, dass Morygor ihn bisher jenseits des Tores hat schmoren lassen.«
    »Und was sollte der Grund dafür sein, ihn jetzt zu rufen?«
    »Keine Ahnung, Gorian. Aber es könnte damit zu tun haben, dass die Bärenreiter lebendige Wesen und keine Untoten sind. Die Tatsache, dass sein Heer vor allem aus Untoten besteht, hat seinen Vormarsch in letzter Zeit etwas verlangsamt, wenn ich das richtig sehe.«
    »Das werden wir dem Hochmeister melden müssen«, sagte Gorian.
    »Lass uns damit warten, bis wir noch einmal hierher zurückgekehrt sind und mehr wissen. Ansonsten würde er uns daran hindern, und es könnte sein, dass wir wichtige Dinge nicht erfahren, nur weil Hochmeister Thondaril übervorsichtig ist.«
    Gorian überlegte kurz. »Also gut.«

    »Jetzt lass uns hier verschwinden. Es gibt noch einen anderen Ort, den du dir ansehen solltest, bevor du Morygors Schicksalslinie kreuzt.«
    »Die Frostfeste!« Gorian runzelte die Stirn. »Sag bloß, dort warst du auch schon?«
    Meister Shabran schüttelte den Kopf. »Nein. Das Risiko bin ich bisher nicht eingegangen. Nicht allein. Aber zu zweit könnten wir es wagen. Oder willst du ahnungslos und blind in dein Verderben stürmen, wenn du dich dorthin begibst, Morygor zum Kampf zu stellen? Alles, was du bis dahin erfahren kannst, wird dir helfen.«
    »Wir sind schon so weit gegangen, da machen die paar hundert Meilen auch nichts mehr aus«, glaubte Gorian, obwohl er die Aura Morygors in diesem Augenblick in seltener Eindringlichkeit spürte.
    Er beobachtete, wie die Bärenreiter auf die Torwächter zuritten. Aber er sah noch etwas anderes, hoch über dem Tor. Ein geflügelter Schatten, der nur für ein paar Momente das Licht einiger Sterne verdeckte und dann wieder von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    »Ar-Don!« , durchfuhr es ihn.
    »Gedanken sollten … schweigen … hier … und jetzt!«, erreichte ihn eine knappe Antwort.
    In Nelbar hatten es sich die Bewohner inzwischen angewöhnt, von Mondaufgängen statt von Tagen zu sprechen, denn der Mond schien schon seit längerem heller als die Sonne, und irgendein Maß für die Zeiteinteilung brauchten die Leute wohl. So läutete auch die große Uhr am Hauptturm der Magistratsfestung noch immer morgens den Beginn des Tages und abends den Beginn der Nacht ein.
    Inzwischen lag ganz Oquitonien unter einer faustdicken
Schneedecke, und die Kälte drang spürbar bis zur Küste. Noch floss der Bar, noch waren die Hafenbecken nicht vereist, aber bis dahin war es nur noch eine Frage der Zeit.
    Der Herzog von Eldosien brach mit großem Gepränge an der Spitze seiner Truppen nach Norden auf, wo die in Oque lagernden Heere zu ihm stoßen würden. Greifenreiter, die von Kundschafter-Flügen zurückkehrten, bestätigten, was Meister Shabran und Meister Gorian schon gesehen hatten: Morygors Horden zogen in einem gigantischen Heerzug südwärts. Schattenreiter waren ebenso darunter wie untote mitulische Ritter. Das Einzige, was diesen Zug noch bremste, war die verhältnismäßig langsame Geschwindigkeit, mit der sich die Gletscher über die oquitonische Tiefebene wälzten. Aber auch die nahm allen Beobachtungen zufolge zu. Die Magie, die die Gletscher im Zusammenspiel mit der Abkühlung durch die

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