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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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fragte Gorian verwundert.
    »Nein, sie wurden wahrscheinlich magisch instruiert«, war Thondaril überzeugt. »Man kann sie offenbar leicht beeinflussen. «
    Die Oger stellten das Fass auf dem Boden ab. Der Basilisken-Magier
wies sie mithilfe seines Sprechsteins an, es zu öffnen.
    Sie gehorchten. Dann stürzten sie es um und leerten den Inhalt aus. Zischend floss das magische Quecksilber, das sich darin befunden hatte, in einer Lache auf den Boden.
    Der Basilisken-Magier stieß eine Folge von Lauten aus, die offenbar einer Zauberformel entsprachen. Sein Sprechstein übersetzte sie jedenfalls nicht.
    Das magische Quecksilber wuchs zu einer dünnen Säule empor. Dasselbe geschah an jenen Orten, wo die anderen Libellen-Gondeln gelandet waren und sowohl Basilisken-Magier als auch Fässer voll magischem Quecksilber abgeladen hatten.
    Auf eine Länge von mehreren Meilen strebten die Säulen empor, die zugleich fest und flüssig zu sein schienen. Offenbar nutzte die Basilisken-Magie die besten Eigenschaften beider stofflichen Zustände.
    Die Säulen verzweigten sich, wuchsen zusammen und bildeten weitere Verstrebungen und Ausleger. Auf diese Weise entstand ein Gerüst, das viel größer war als alles, was an Vergleichbarem beim Bau der großen Kathedralen in Toque und Atrantia benutzt worden war.
    Immer neue, teilweise recht dünne Verstrebungen und Zwischenstücke teilten sich von den senkrecht führenden Säulen ab, und ständig zweigten sich weitere ab.
    »Ich wusste nicht, dass die Basilisken zu so etwas fähig sind«, stieß Beliak mit unverhohlener Bewunderung hervor.
    »Doch«, murmelte Gorian. »Wer die Türme von Basaleia gesehen hat, ahnt es zumindest.«
    In schwindelerregender Höhe bildete sich aus dem magischen Quecksilber eine große, hauchdünne Fläche, die wie ein Spiegel wirkte. Das wenige Licht des Sonnenkranzes fiel
darauf und wurde davon ins Land gestreut. Die Fläche wuchs noch, formte ein liegendes Oval, das von den Metallsäulen und Verstrebungen gehalten wurde.
    »Beim Ersten Meister«, flüsterte Thondaril ergriffen. »Ich habe niemals einen Spiegel gesehen, der das Licht auf die Weise sammelt, wie dieser es tut.«
    »Vorsicht!«, warnte Gorian, als Thondaril ein paar Schritte nach vorn machen wollte, um die Konstruktion besser in Augenschein nehmen zu können.
    »Das Licht ist nicht gefährlich«, beschwichtigte ihn Thondaril, »nur der Blick des Basilisken-Fürsten.«
    Das im Spiegel gesammelte Licht erhellte das Land bis zum Horizont. Der Schnee leuchtete auf Dutzende von Meilen hinaus so hell, dass es fast in den Augen schmerzte.
    Aus einigen Verstrebungen bildete sich nach und nach ein Rohr, das schließlich im Zickzack vom Spiegel nach unten verlief. Der obere Endpunkt dieser Rohrverbindung, die nach jeder Biegung exakt rechtwinkelig fortgesetzt wurde, ragte vor dem Großspiegel auf, der untere sank immer tiefer. War ein Blick in die Öffnung zu erhaschen, erkannte man, dass das Innere des Rohrs ebenfalls jeden Lichtschimmer spiegelte.
    Schließlich war das Rohr so weit nach unten gewachsen, dass es knapp oberhalb der Sänfte des Fürsten von Naraig endete. Nachdem es sich abermals nach einer rechtwinkligen Biegung fortsetzte, ragte es zwischen den Vorhängen der Basilisken-Sänfte hindurch.
    Das Spiegelrohr diente offensichtlich dem einzigen Zweck, den Blick des Basilisken in den Großspiegel zu übertragen.
    »Welch eine genial erdachte Waffe!«, entfuhr es Eldamir, und noch nie hatte Gorian den Blinden Schlächter so tief bewegt erlebt. »Beinahe würde ich behaupten, neugierig darauf
zu sein, was mit jemandem wie mir geschieht, wenn er in diesen Spiegel schaut.«
    »Selbst ein Blinder wie du wird sich irgendwie orientieren müssen«, vermutete Gorian. »Und soweit ich weiß, ist ein solchermaßen übertragener und verstärkter Basilisken-Blick selbst für jemanden gefährlich, der ihn gar nicht erwidern kann, so wie du.«
    »Grau ist alle Theorie und vielleicht der Stein, zu dem man erstarrt, wenn man auf diese Weise zu sterben beliebt.«
    Gorian wandte sich an Meister Thondaril. »Wenn Morygor das Schicksal so weit vorauszusehen vermag, wie wir nach unseren Erfahrungen annehmen müssen, wieso sollte er dann seine Leviathane und Frostkrieger geradewegs in den Bann dieses Spiegels laufen lassen?«
    »Die Magier des Basilisken-Volkes sind seit langer Zeit mit kaum etwas anderem beschäftigt, als Gedanken mit falschen Absichten auszusenden«, antwortete Thondaril. »Und die beeinflussen

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