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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vergangenheit?«
    Gorian nickte. »Damit verbringen Caladran für gewöhnlich viel Zeit. Genauso wie sie sich mit dem möglichen Verlauf der Zukunft befassen.«
    »Wie Morygor.«
    »Ja.«
    »Reicht ihnen nicht das Reich des Geistes? Ist dort nicht all das auch verewigt, was man hier sehen kann?«
    »Ja, aber das Reich des Geistes ist veränderlich und dient der reinen Erkenntnisgewinnung, nicht aber der Suche nach Trost, den die Caladran finden wollen, wenn sie sich an einem Ort wie diesem mit der Vergangenheit beschäftigen. Die Halle der Erinnerung verändert sich nur dann, wenn der Betrachter es will, wie du vielleicht schon gemerkt hast.«
    Acht Zugänge gab es zur Halle der Erinnerung, an jeder Wand einen – und auf einmal schlossen sie sich alle nacheinander, senkten sich in ihren bogenförmigen Durchgängen steinerne Tore herab, auf denen Caladran-Runen leuchteten und sich beständig veränderten, sodass sie an flackerndes Feuer erinnerten.
    Innerhalb weniger Augenaufschläge waren sämtliche Zugänge verschlossen.
    Dann wuchs etwa zehn Schritte von Gorian und Sheera entfernt ein Maladran aus dem Boden. Zuerst hätte man noch meinen können, der Schatten wäre nur Teil des sich bewegenden Bodenbildes; es zeigte eine gewaltige Schlacht, die entlang einer gewaltigen Mauer tobte, und absonderliche Kreaturen waren in den Kämpfen verstrickt. Doch dann schälte
sich die Gestalt deutlich hervor und stand einen Augenblick später vor Gorian und Sheera.
    Zwei elfenbeinbleiche Hände streckten sich aus dem Dunkel der Schattengestalt, und auch das Caladran-Gesicht war kurz zu erkennen. Es handelte sich um jenes, das Gorian und Sheera bereits in der Waffenkammer gesehen hatten.
    »Was will er von uns?«, fragte Sheera mit ihren Gedanken.
    »Unsere Gesellschaft sagt ihm offenbar aus irgendeinem Grund zu«, antwortete ihr Gorian.
    Der Maladran streckte die Hände noch weiter aus, die ihre Stofflichkeit behielten, und deutete erneut auf Gorian. »Du!« Dieses eine Caladran-Wort sprach er klar und deutlich aus, und ebenso das folgende: »Anführen.«
    »Was?«, fragte Gorian und benutzte in seiner Verwirrung den Dialekt Thisiliens, von dem nun wirklich nicht zu erwarten war, dass sein Gegenüber davon auch nur eine Silbe verstand.
    »Anführen … Du!«, wiederholte der Maladran, diesmal allerdings in Gedanken.
    »Nein!«, sagte Gorian, ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken. Diesmal benutzte er immerhin das entsprechende Caladran-Wort.
    Innerhalb weniger Augenblicke tauchten weitere Maladran in der Halle der Erinnerung auf. Sie drangen durch die Wände, krochen als schattenhafte, formlose oder grotesk verzerrte Gestalten aus den Bildern, die auf einmal vollkommen erstarrten und sogar ihren farbigen Glanz verloren. Hunderte, vielleicht ein- oder zweitausend erschienen nach und nach und füllten die Halle. Bei manchen von ihnen war am Anfang gar nicht klar, ob es sich nur um ein oder etwa gleich zwei Wesen handelte, denn sie waren erst deutlicher voneinander zu unterscheiden, als ihre Körper an Stofflichkeit gewannen.

    Bei vielen schimmerten die Totenschädel mit den leeren Augenhöhlen aus der Finsternis ihrer Schattenkörper, bei einigen auch weitere Teile des Skeletts. Andere wiederum zeigten mumifizierte Hände und Gesichter, und diese veränderten sich wie das von Gorians und Sheeras schattenhaftem Gegenüber in der Waffenkammer, verwandelten sich in tierhafte Fratzen, deren Kiefer sich zu Mäulern wölbten und aus denen lange Zähne wie Hauer wuchsen. Dann gab es noch solche, die zusätzliche Arm- oder Beinpaare oder Flügel ausbildeten.
    Viele der Schattenwesen waren bewaffnet, die meisten von ihnen mit Pfeil und Bogen, wobei auch diese schattenhaft waren. Dennoch waren sie gefährlich. Gorian und Sheera hatten die verheerende Wirkung der zweifellos mit Magie aufgeladenen Pfeile schon erlebt, als die Maladran gegen die Wirbeldämonen gekämpft hatten.
    Von allen Seiten näherten sie sich, während sich leere Augenhöhlen langsam mit Augäpfeln füllten. Ein Chor aus murmelnden Stimmen und Gedanken erklang und hallte sowohl in der Halle als auch in den Köpfen von Gorian und Sheera wider, Worte in allen Dialekten, die jemals von den Vorfahren der Caladran gesprochen worden waren.
    »Wir sind die Vergessenen Schatten … Tote, die töten wollen … Mörder, deren Hass wieder aufflammt … Kalte Verächter, die schließlich selbst verachtet wurden …«
    »Ist er es … dem wir folgen sollen?«
    »Wir

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