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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die sie erfüllt. Andererseits ist eine solche Waffe manchmal auch die einzige Möglichkeit, die Kräfte ihres Trägers so zu konzentrieren, dass sie die erwünschte Wirkung erzielen.«
    Er hielt ihr die Waffe hin, doch sie machte keinerlei Anstalten, sie zu nehmen.
    »Was auch bisher geschah, ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, in dem mir ein Stück Stahl hätte helfen können«, sagte sie. »Nicht einmal, als Torbas mich zwang, mit ihm zu gehen.«
    »Wirklich?«
    »Ich habe Sternenklinge in der Hand gehalten, um dich damit zu töten«, erinnerte ihn Sheera.
    »Aber du hast dich anders entschieden und die Waffe gegen Torbas gewandt.«

    »Woraufhin er mir damit den Hals aufschlitzte. Jedes Mal, wenn ich in Zukunft ein Schwert in der Hand halten werde, wird es mich an diesen Moment erinnern, Gorian. An die Starrheit, die mich erfüllte, an die Ohnmacht, an den Schrecken …«
    »Nimm die Klinge!«, beharrte Gorian. »Bitte! Um deinetwillen.«
    Zögernd umfasste ihre Hand schließlich doch den Griff des Rapiers.
    »Nein, Gorian, um deinetwillen«, sandte sie ihm einen Gedanken.
    In diesen Moment ließ ein lautes Scheppern beide zusammenzucken. Mehrere Speere, Schilde und Schwerter klirrten auf der anderen Seite der Waffenkammer zu Boden. Gorian und Sheera wirbelten herum.
    Das Licht in der Waffenkammer, erzeugt durch einen Lichtzauber der Caladran, der noch immer wirkte, flackerte auf einmal. Bisher war es mit gelblichem Schein und sehr gleichmäßig aus dem Deckengestein gedrungen. Das Flackern war in diesem Fall keineswegs Teil des Zaubers, sondern die Nebenwirkung einer magischen Kraft, die plötzlich aufgetaucht war und die auch Gorian nun deutlich spürte.
    Dort, wo die zu Boden gefallenen Waffen zuvor in einem Gestell gestanden hatten, drang ein dunkler Schatten aus der Wand. Für einen kurzen Moment waren bleiche Hände mit dünnen Fingern zu sehen, so wie die eines Caladran, doch im nächsten Moment waren sie nur noch schwarze Umrisse, wie der Rest der Erscheinung auch.
    Nur am Kopf schimmerte der Schädelknochen hervor.
    »Ein Maladran?«, erkannte Sheera und fragte in Gedanken: »Was will der hier?«

    »Vielleicht das Gleiche wie wir«, antwortete Gorian ebenso lautlos. »Sich bewaffnen!«
    »Die Maladran, die gegen die Wirbeldämonen kämpften, waren nicht unbewaffnet!«
    Der Maladran machte ein paar Schritte nach vorn. Seine Gestalt veränderte sich dabei, wirkte für einige Augenblicke verwaschen, und flügelähnliche Fortsätze schienen aus seinem Rücken zu wachsen, die jedoch schon ein paar Herzschläge später zu einem zusätzlichen Paar Schattenarme wurden.
    »Manchmal verändern die Vergessenen Schatten ihre Form und nehmen die Gestalt von Monstren an« , sandte Gorian seiner Begleiterin einen Gedanken. »Und wenn sie beschworen wurden und zu lange in der Welt der Lebenden existieren, kann es sein, dass sie mehr und mehr Substanz gewinnen, in welcher Gestalt auch immer.«
    Der Maladran verharrte einige Augenblicke. Dann bückte er sich und griff nach einem der Schwerter, das aus dem Gestell gefallen war. Er hob die Klinge auf, wog sie in der Hand, und ein seufzender Laut drang aus der schattenhaften Finsternis. »Ahhh …« Dann folgte ein überraschend deutlicher, sowohl für Gorian als auch für Sheera gut verständlicher Gedanke: »So lange ist es her … So lange … So viele Ewigkeiten … vergessen … verdammt …«
    Doch auf einmal entglitt seiner Hand das Schwert wieder. Die dürren, elfenbeinfarbenen Finger glitten einfach durch den Griff der Waffe, und sie fiel scheppernd zu Boden.
    Der Maladran stieß ein paar wortähnliche Silben aus, die nach einem Fluch klangen. Aber es waren weder Worte auf Caladranisch noch in einem der Idiome, die deren Vorfahren im Laufe vieler Zeitalter gesprochen hatten.
    Es handelte sich nur um den Versuch, Worte zu bilden, erkannte Gorian. Wie bei jemandem, der etwas sagen will, sich
aber nicht mehr der richtigen Begriffe zu erinnern vermag, sondern nur deren ungefähren Klang noch weiß.
    Der Schatten versuchte noch einmal das Schwert zu heben, diesmal mit beiden Händen, die abermals für einige Herzschläge verstofflichten. Er bekam das Schwert auch zu fassen, riss es hoch, mit solcher Wucht, dass die Klinge gegen die Decke klirrte, und der im Stein der Raumdecke gebundene Lichtzauber ließ Funken sprühen, das Licht flackerte und drohte für Augenblicke sogar ganz zu verlöschen, während das Schwert zu Boden fiel.
    »Endlich …!« Der

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