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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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brauchen einen starken Lebenden, der uns führt!«
    »Aber er ist keiner aus dem Stamm unserer Vorfahren, keiner aus unserem Volk!«
    »Welche Rolle spielt das? Nennt unser altes Volk uns nicht ohnehin Vergessene Schatten?«
    »Er soll uns führen!«

    »Er trägt die Kraft in sich!«
    »Ja, er soll sie uns geben, diese Kraft!«
    »Und uns weisen, wen wir töten sollen!«
    »Damit wir nicht ihn und seinesgleichen töten!«
    »Und sie zu den unsrigen machen!«
    Gelächter folgte. Aber es brandete nur kurz auf und erstarb dann wieder.
    »Das geht nicht«, meldete sich eine weitere Gedankenstimme. »Er war nie einer unserer Art!«
    Aber die anderen widersprachen dem. »Was ist unsere Art? Vielgestaltig sind wir – er wird ein Ungeheuer unter Ungeheuern sein!«
    Wieder klang Gelächter auf, diesmal aber nur vereinzelt. Hände wurden ausgestreckt, um die beiden Sterblichen zu berühren. Schattenhände, in denen Knochen aufschienen, von denen manche aber auch zu Händen aus Fleisch und Blut wurden, mit elfenbeinbleicher Haut überzogen.

4
Das Flammenzeichen
    »Zurück!«
    Ein Gedanke, der schon fast einem Kraftschrei gleichkam.
    Gorian hob die Hände, und ein bläulicher Schimmer erschien. Pure magische Kraft erschreckte die Maladran. Ihre Gedanken wurden tumultartig.
    »Was tut er?«
    »Warum weist er uns zurück?«
    »Wir brauchen ihn!«
    »Und er uns!«
    Mehrere Schritte weit waren die Maladran zurückgewichen. Gorian spürte, dass seine Kräfte bei diesen Wesen gleichermaßen Schauder und Bewunderung hervorriefen. Aber noch mehr als das zog sie offenbar etwas anderes an.
    »Unsere Lebenskraft!«, erkannte Sheera in einem Gedanken. »Sie scheinen sich daran zu berauschen, so als könnten sie dadurch ihre eigene Lebenskraft zurückerlangen.«
    »Sie sind Vergessene Schatten« , erinnerte sie Gorian. »Nichts, was sie zurückgewinnen, hat auf Dauer Bestand.«
    Es war nur eine zitierte Weisheit aus dem Reich des Geistes, deren Wahrheitsgehalt Gorian selbst nicht überprüfen konnte. Alles, was er über die Maladran wusste, stammte schließlich von dort, aus den Gedanken derer, die sich vor diesen Wesen fürchteten wie vor sonst kaum etwas anderem.
    Einer von ihnen trat vor.
    Sein Körper hatte sich so weit verstofflicht, dass er wieder eine normal hörbare Stimme benutzen konnte und nicht darauf angewiesen war, sich nur in Gedanken zu äußern.
    »Geht mit uns«, sagte er. »Denn ohne uns werdet ihr in diesem Reich der ewigen Kälte nirgends hingelangen.«
    Der Maladran, der dies gesagt hatte, schien derjenige zu sein, der inzwischen am meisten an Substanz gewonnen hatte. Seine Waffen waren so deutlich zu sehen, als wären sie tatsächlich aus dem Stahl der Caladran geschmiedet. Zwei Schwerter hingen am Gürtel, eines kurz und breit, das andere lang und schmal. Dazu trug er einen Bogen auf dem Rücken. Sein Stirnband bestand aus einem messingfarbenen Metall, in das ein schwarzes Juwel eingefasst war und mitten auf seiner Stirn prangte. Es verströmte hin und wieder einen Schimmer aus Schwarzlicht.
    Die Haut des Maladran war pergamentartig und mumienhaft. Harte, wie geschnitzt wirkende Konturen kennzeichneten sein Gesicht. Nur seine Augen waren nach wie vor nur leere Höhlen – ganz im Gegensatz zu denen der anderen Maladran, von denen viele inzwischen wieder richtige Augen hatten, obgleich sie sicherlich darauf nicht angewiesen waren, um sich zu orientieren.
    Einerseits schien es verlockend. Warum nicht diese Krieger in den Kampf gegen die Untoten des Frostreichs schicken? War es nicht genau das, was der Caladran-König Abrandir damit bezweckt hatte, als er diese Wesen aus der Vergangenheit beschwor. Untote, die ein Heer von Untoten in die Schranken wiesen. Dieser Gedanke hatte eine gewisse Logik. Und zweifellos teilte Morygor die Furcht vor den Maladran, denn er gehörte schließlich demselben Volk an wie die Herren der Himmelsschiffe.

    Aber Gorian spürte die Aura des Bösen, die diese wankenden und durch Wände und Deckengestein gleitenden Gestalten umgab.
    Ganz besonders galt das für den augenlos bleibenden Krieger mit dem schwarzen Juwel auf der Stirn. Uralte Gedanken umwaberten ihn wie die unsichtbare Wolke eines übelriechenden Gases.
    »Der Blinde Schlächter – so hat man mich genannt«, sprach er, »und man erinnert sich meiner mit solchem Schauder, dass niemand meiner Taten gedenken mag oder meinen Namen auszusprechen wagt, denn das zu tun ist mächtiger als eine Beschwörung. Es ist eine Waffe.«
    »Eine,

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