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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Maladran betrachtete seine Hände, und für einen Moment war auch sein Gesicht zu erkennen, das das eines Caladran war, mit schräg gestellten Augen und spitzen Ohren, die durch weißes Haar stachen. Es war von vielen Furchen durchzogen, die fast schon wie Narben wirkten, aber wohl Falten waren, obwohl die doch so untypisch für die normalerweise zeitlos glatten Gesichter der Caladran waren.
    Dann veränderte sich das Gesicht, nahm tierhafte Züge an, und die Gedanken des Maladran waren auf einmal von einer unbestimmten Gier erfüllt.
    Er blickte mit seinen nun blutunterlaufenen Augen zu Gorian und Sheera hinüber und schien die beiden zum ersten Mal wirklich wahrzunehmen.
    Ein einziges Wort stieß er aus: »Du …!«
    Dabei deutete er auf Gorian.
    Dann sah er erneut auf seine Hände, berührte damit seinen Brustkorb, der daraufhin ebenfalls teilweise aus der Finsternis hervortrat. »Ich … Wer …? Kein … Name … Nichts … Vergessen!«
    Sein Gesicht verschwamm und wurde wieder zu einem Schatten.

    »Nein … Nicht …!«
    Der Schatten verformte sich, verlor seine klaren Umrisse, bildete zwei Paar Flügel aus, von denen sich schon wenig später nicht mehr sagen ließ, ob es sich nicht doch eher um einen flatternden Umhang handelte, dann sank die Gestalt in den Boden ein. Einen Augenblick lang waren nur noch seine bleichen Caladran-Hände zu sehen, doch auch die wurden wieder zu Schatten und verschwanden ebenfalls durch das Gestein.
    »Es wird Zeit, dass wir von hier fortkommen«, sagte Gorian. »Die Maladran gewinnen Stofflichkeit. Sie versuchen sich ihrer Namen und ihrer Gestalt zu erinnern, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihnen das auch gelingt.«
    »Und dann?«
    »Dann werden sie alles sein, nur keine Verteidiger dieses verwundeten Stadtbaums mehr.«
    Auf dem Weg zu den äußeren Wurzelverzweigungen gelangten sie in jene Halle, die die Caladran »Halle der Erinnerung« nannten. Jeder der Stadtbäume hatte eine solche Halle, und sie lag stets in einem der unterirdischen Wurzelbereiche, so tief und verborgen wie möglich, denn für den Fall, dass eines Tages sogar das Reich der Caladran der Vergänglichkeit preisgegeben sein mochte, sollte dennoch die Erinnerung an die Könige und Helden der Vorfahren weiterhin Bestand haben und ihre Geschichten die Ewigkeiten überdauern.
    Die Halle hatte ein kuppelartiges Dach und einen sechseckigen Grundriss. Sie wirkte so groß, als könnte eine ganze Stadt wie Thiskaren oder Segantia darin Platz finden, aber das war eine durch geschickte Magie erzeugte Täuschung. In Wahrheit durchmaß sie vielleicht gerade einmal zweihundert
Schritte, wie Gorian abschätzte, indem er auf Art der Caladran sah .
    Die Wände, der Boden und die Deckenkuppel waren mit Bildern und Reliefs versehen. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie erstarrte, in der Zeit eingefrorene Momente. Gesichter, Städte, Szenen, die sich vielleicht vor langer Zeit abgespielt hatten, außerdem unzählige in Stein geschlagene Namen der großen Vorfahren.
    Asanil, Péandir, Eandorn, Keandir, Ruwen, Andir, Sandrilas, Lirandil, Branagorn, Daron, Sarwen, Baradir, Bolandor, Caladir …
    Letzterer war immer in besonders kunstvollen Ligaturen in den Fels gemeißelt, um seine herausragende Bedeutung zu verdeutlichen. Schließlich hatte mit Caladir, dem Wiederentdecker des Zaubers der Gewichtslosigkeit und ersten Erbauer eines Himmelsschiffs vor vielen Zeitaltern die Geschichte der Vorfahren geendet und die der Caladran begonnen.
    Die Reihe der in den Stein geschlagenen Namen schien endlos, so wie die Geschichte der Vorfahren scheinbar endlos in die Vergangenheit reichte. Und wenn man dieselben Runen ein zweites Mal las, standen dort auf einmal andere Namen.
    Die Bilder zeigten immer wieder Schiffe in unzähligen Variationen, auf dem Meer segelnd und solche, die in der Luft schwebten wie die Himmelsschiffe der Caladran, aber auch gewaltige Städte und große Schlachten, welche die Caladran ebenso untereinander geführt hatten wie gegen Menschen und Kreaturen, über die Gorian trotz seines Aufenthalts im Reich des Geistes kaum etwas wusste, meist nicht mal den Namen ihrer Art.
    Verweilte der Blick etwas länger auf einem dieser Bilder oder Reliefs und konzentrierte man dabei nur ein wenig die
Gedanken darauf, begannen sie sich zu bewegen und zeigten fortlaufende Szenen aus der unendlich langen Geschichte der Caladran und ihrer Vorfahren.
    »Wozu dient dieser Raum?«, fragte Sheera. »Nur dem Gedächtnis an die

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