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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wunden rissen.
    Der gegnerische Leviathan zog seine Zähne aus dem Rücken von Gorians Reittier, riss das Maul weit auf, brüllte laut und spie in einem Schwall aus Blut mehrere Maladran sowie mindestens ein Dutzend Frostkrieger mitsamt ihren Wollnashörnern in die Luft. Die Frostkrieger hatten wohl noch im Inneren des Leviathans ausgeharrt und sich in den letzten Augenblicken einen heftigen Kampf mit den Maladran geliefert, die durch den Biss in das gewaltige Maul des Ungetüms gelangt waren; so manch einem fehlte eine Hand oder gar ein Arm.
    Gorians Reittier drängte den hinteren Teil des anderen Leviathans noch ein Stück zur Seite, drückte ihn mit seinem Gewicht in den Schnee, der dort offenbar noch nicht zusammengepresst und hart gefroren war. Der Leviathan sackte ein und verlor dadurch an Höhe, und Gorian ließ sein Reittier über dessen Körper hinweggleiten.
    Die Lichtverbindung zu Rächer riss ab. Gorian konzentrierte sich kurz, und der Dolch aus Sternenmetall, den sein Vater Nhorich einst für ihn geschmiedet hatte, kehrte in seine ausgestreckte Hand zurück.

    »Schneller!« , wies er mit einem sehr entschiedenen Gedanken den wurmähnlichen Riesen unter sich an. »Schneller!«
    Der Leviathan unter ihm antwortete mit einem dumpfen Brüllen. Er furchte durch den Schnee und gelangte wieder auf härteren Untergrund. Kolonnen von Frostkriegern unterschiedlichster Herkunft stoben vor ihm auseinander und versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Manch einer wurde dennoch unter dem massigen Körper begraben und niedergewalzt.
    Dann hatte Gorian den Durchbruch geschafft. Vor ihm, Richtung Süden, erstreckte sich eine endlose Wüste aus Eis und Schnee. Er spürte, wie Morygors Aura deutlich schwächer wurde. Sein Widersacher war offenbar zu sehr damit beschäftigt, die Kontrolle über dieses riesige Heer aufrechtzuerhalten, denn Gorians Vorstoß hatte dort blanke Verwirrung ausgelöst.
    Immer größer wurde der Abstand. Einige der Leviathane versuchten zwar zu folgen, aber zunächst mussten sie ihre Truppen wieder in sich aufnehmen.
    »Sie werden nicht aufgeben«, meinte der Blinde Schlächter, der mit einer gewissen Bewunderung beobachtet hatte, wie Gorian seine magischen Künste angewandt und dabei das Wissen des Ordens der Alten Kraft und das der Caladran miteinander kombiniert hatte.
    »Damit habe ich auch nicht gerechnet«, erwiderte Gorian.
    Einige der Maladran, die von dem gegnerischen Leviathan wieder ausgespien worden waren, versuchten noch den von Gorian wieder einzuholen. Aber die zunehmende Verstofflichung kostete sie einen beachtlichen Teil ihrer Leichtfüßigkeit. Die meisten von ihnen wurden in Kämpfe verstrickt, und nur ein paar lösten sich wieder zu Schatten auf und folgten den Flüchtenden auf eine Weise, die eine gewisse Ähnlichkeit
mit Gorians Dahinschnellen auf der Grenze zwischen den Schattenpfaden und der diesseitigen Welt hatte. Im Reich des Geistes war diese äußerst risikoreiche Art der Fortbewegung auch als Grenzgang bekannt. Gemeint war nicht nur die Grenze, die die Zwischenwelt der Schattenpfade vom Diesseits trennte, sondern auch die zwischen Leben und Tod, Existenz und Nichtexistenz.

6
Im Bauch des Leviathans
    Stundenlang schnellte der Leviathan voran. Gorian gönnte ihm keine Ruhepause. Er lenkte das Tier nach Süden. Den Gedanken, jetzt schon zur Frostfeste aufzubrechen und zu versuchen, Morygor zu stellen, hatte er aufgegeben. Noch reichten seine Kräfte nicht aus, und fürs Erste konnte er froh sein, wenn er Morygors Heer entkam.
    »Vielleicht finden wir beim Stadtbaum von Caladrania eine Spur von Meister Thondaril und unseren Gefährten« , sandte er Sheera einen Gedanken.
    »Ich würde mir keine Hoffnungen machen, dass der Hauptstadtbaum des Caladrania-Reichs überhaupt noch steht« , gab sie ihm zur Antwort. »Ich nehme an, dass er genauso niedergerissen wurde wie der Baum von Pela.«
    Die Sonnensichel senkte sich hinter den Horizont. Der Himmel war dunkel und grau, weder Sterne noch Mond waren zu sehen. Ein heftiger Schneesturm kam auf.
    Sheera versuchte unterdessen, die Wunden des Leviathans, die dieser von den Zähnen seines Artgenossen davongetragen hatte, so gut es ging zu heilen.
    Heilsteine hatte sie dafür natürlich nicht. Und Leviathane gehören auch nicht unbedingt zu den Geschöpfen, deren Behandlung auf dem Lehrplan des Hauses der Heiler gestanden hatte.

    »Nimm Adh-Blut – das gilt als ein sehr wirksames Heilmittel und wird von Ogern vor allem dazu

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