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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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verfolgen.
    »Morygor wird stärker«, dachte Gorian.
    »Vielleicht werden wir auch nur schwächer«, gab Sheera in Gedanken zurück.
    Die Kälte kroch durch jedes Kleidungsstück, und ein eisiger
Wind ließ sie bis ins Mark frieren. Selbst die Maladran schienen eigenartigerweise davon beeinträchtigt zu werden. Sie hielten sich nur noch stumm am Rücken des mächtigen Reittieres fest und wurden sehr schweigsam. Gorian wunderte sich zunächst darüber. Schließlich entstammten die Maladran einem Volk, das als kälteunempfindlich galt.
    »Es ist eine besondere Art der Kälte« , dachte Sheera. »Sie lässt nicht nur den Körper frieren, sondern auch die Seele. Keiner von uns wird das unbegrenzt aushalten, Gorian.«
    Der Wind nahm noch an Heftigkeit zu. Er kam aus verschiedenen Richtungen und verhielt sich vollkommen widernatürlich.
    »Seid auf der Hut, mein Fürst!«, meldete sich Eldamir nach langer Zeit wieder zu Wort. »Ich spüre eine abgewandelte Form des Zaubers der Elementarströme.«
    »Ist das jener Zauber, der einst dafür sorgte, dass die Inseln der Caladran ein milderes Klima erhielten?«, fragte Gorian.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete der Blinde Schlächter. »Ich habe in einer viel früheren Zeit gelebt, in der die Magie unseres Volkes noch wirklich stark war. Die Dinge, die du erwähnst, können nur ein schwacher Abglanz früherer Macht sein.«
    »Aber Morygor scheint Zugang zu dieser Macht zu haben.«
    »Nicht nur das. Er hat sie verändert.«
    »Ihr erwähntet Elementarströme …«
    »Es geht nicht nur um den eisigen Wind, mein Fürst, sondern vor allem um das Wasser.« Der Blinde Schlächter, der die ganze letzte Zeit über auf dem Rücken des Leviathans gekauert hatte, straffte sich auf einmal, als machte er sich auf eine Gefahr gefasst, und der Leviathan stieß einen Laut aus,
der von der Tonhöhe her einer tiefen Männerstimme entsprach, aber im Vergleich zu seinen sonst üblichen Rufen geradezu schrill war.
    Sheera saß dicht neben Gorian und hatte die Kapuze ihres Wamses aus Caladran-Seide tief ins Gesicht gezogen. »Der Leviathan spürt eine Gefahr«, flüsterte sie ihrem Gefährten zu. »Ich dachte erst, es wäre noch der Schmerz seiner Wunden, der ihn beeinträchtigt. Aber das ist es nicht.«
    »Du scheinst eine gute Verbindung zu seiner Seele gefunden zu haben«, stellte Gorian in Gedanken fest.
    »Muss das nicht jeder, der zu heilen versucht?«
    »Mag sein.«
    Sie kamen immer langsamer voran, was auch damit zu tun hatte, dass es ständig schwieriger wurde, sich zu orientieren. Nasser Schnee peitschte ihnen in die Gesichter. Mithilfe eines caladranischen Wärmezaubers ließ sich zwar die wärmende Wirkung eines Caladran-Wamses verstärken, nicht aber die Seelenkälte abwehren, die wie ein schleichendes Gift ihre Kräfte nach und nach aufzehrte. Auch Gorian wurde bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte.
    Er blickte in das weiße Chaos, das sie umgab, und versuchte zumindest die Richtung zu halten, damit sie nicht am Ende ihren Verfolgern in die Arme liefen.
    Dabei spürte er die zunehmende Unruhe des Leviathans, die auch Sheera bereits bemerkt hatte.
    »Ich gebe dir einen Rat, Gorian, auch wenn ich eigentlich auf der Seite deines Feindes stehe«, rief Beliak. »Bring den Leviathan zum Stillstand, befiehl ihm, sein Maul zu öffnen, und wartet alle in seinem Inneren den Sturm ab. Und mich lass hier draußen, dann kann ich dir nicht gefährlich werden. « Der Adh seufzte laut. »Aber wie ich dich kenne, nimmst du Ratschläge eines guten und nur durch unglückliche
Umstände und fremden Willen mit dir verfeindeten Freundes nicht an.«
    Der Leviathan ließ ein durchdringendes Stöhnen hören.
    »Da ist etwas unter uns«, sagte Sheera. »Und der Leviathan spürt es.«
    In diesem Moment zuckte das riesenhafte Tier zur Seite, so heftig, dass sich Sheera und Gorian mit aller Kraft festhalten mussten und ebenso die Maladran. Die magischen Bande, die Beliak an seinem Platz hielten, hatte Gorian schon zu sehr gelockert, und so rutschte der Adh ein ganzes Stück von den anderen fort. »He, sag gleich, wenn du meine Worte nicht hören willst, Gorian! Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich kann auch schweigen, und wenn du …«
    Was der untote Adh sonst noch sagte, wurde von einem lauten Knall verschluckt, dem ein ohrenbetäubender Ton folgte. Dicht neben dem Leviathan brach das Eis auf, und eine Wasserfontäne schoss empor. Sie befanden sich offensichtlich über vereistem Meer.
    Der

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