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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Grimasse. »Ihr braucht Euch nicht zu fürchten. Solange Ihr von unseresgleichen begleitet werdet, seid Ihr ziemlich sicher.« Er lachte rau, während vor ihnen die nächste Fontäne aus dem Eis brach und der Leviathan ihr nur knapp zu entgehen vermochte.
    Gorian versuchte sich westlich zu halten, denn dort musste sich irgendwo die Küste von Caladranien befinden, der südlichsten und wichtigsten Insel des Caladran-Reichs. Sobald sie sich über festem Land befanden, bestand zumindest nicht mehr die Gefahr, von einer plötzlich emporschießenden Wasserfontäne getroffen zu werden.
    Der Leviathan sperrte sich etwas und schien seine eigenen Vorstellungen zu haben, welche Richtung eingeschlagen werden sollte. Geschickt wich er mehreren weiteren Fontänen aus.
    Inzwischen war die Eisdecke so sehr von Rissen durchzogen, dass sich größere Platten absenkten und ineinander verkeilten. Ohrenbetäubender Lärm entstand dabei, Spalten öffneten sich, und wenn sich die Eisplatten dann gegeneinander verschoben, klang es wie die klagenden Laute von Walen.
    Ungeheure Kräfte brodelten unter dem Eis und entluden sich immer wieder in hoch aufschießenden Fontänen, die schon wenige Augenblicke später zu Eissäulen erstarrten. Aufgrund der Bewegungen im Eis stürzten viele sogleich in sich zusammen.
    Gorian entschied sich schließlich dafür, dem Leviathan noch etwas mehr Freiheit zu geben. Das riesige Tier schien
sich auf eine Weise zu orientieren, die nichts mit Magie und schon gar nichts mit den herkömmlichen Sinnen wie Sehen oder Hören zu tun hatte. Als Gorian tiefer in den Geist des Leviathans drang, spürte er diese seltsamen, unfassbaren Eindrücke immer stärker. Anfangs hatte er sie kaum beachtet und ihnen vor allem keinerlei Bedeutung beigemessen, weil er sie nicht begriff. Es waren Eindrücke eines Sinnes, über den Gorian nicht verfügte und über den auch die Caladran in ihrem Reich des Geistes keinerlei Erinnerungen aufbewahrt hatten. Sie waren daher so fremdartig, dass Gorian nichts mit ihnen anzufangen vermochte, und so war es für ihn unmöglich, sie zu deuten.
    Das Einzige, was ihm klar wurde, war, dass der Leviathan ganz genau wusste, wo sich die Küste befand, wie es dort aussah und wie er am schnellsten dorthin gelangen konnte. Sein besonderer Sinn schien weiter zu reichen als selbst das beste Fernglas aus westreichischer Herstellung. Weder das dichte Schneegestöber noch die niederdrückende, lähmende Aura des Herrn der Frostfeste vermochten das Orientierungsvermögen der gewaltigen Kreatur zu beeinträchtigen.
    »Ich vertraue dir« , sandte Gorian dem Geschöpf einen intensiven Gedanken. »Zumindest bis zu einem gewissen Grad.«
    An diesem außerordentlichen Sinn lag es offenbar auch, mit welch traumwandlerischer Sicherheit der Leviathan den aufschießenden Fontänen auszuweichen vermochte.
    Eine dieser Fontänen war besonders breit. Wie die anderen formte sie ein fratzenhaftes Gesicht aus, das ein tierhaftes Zerrbild jener Züge war, die Morygors junges Caladran-Antlitz geprägt hatten. Doch diesmal bildeten sich auch Arme mit gewaltigen Pranken. Die Säule erstarrte auch nicht vollkommen, das Eis blieb auf eine nur mit Magie zu erklärende Weise geschmeidig und biegsam.

    Während der Leviathan daran vorbeiglitt und die für ihn höchstmögliche Geschwindigkeit vorlegte, fuhren die Pranken herab, so als wollten sie zugreifen. Dornenartige Krallen aus Eis schoben sich aus den Fingern, um sich in das Fleisch des Leviathans zu bohren.
    Gorian schleuderte den Rächer.
    Der Dolch fuhr in eine der Eispranken, glühte dabei auf, durchdrang die Handfläche und durchschlug auch noch die zweite Pranke. Dabei versprühte er Schwarzlicht, dessen Finsternis schon einen Herzschlag später die eisigen Arme bis zu den Ellbogen vollkommen ausfüllte.
    Das fratzenhafte Eisgesicht verzog sich, und der Mund formte ein Wort in der Sprache der Caladran.
    »Nein!«
    Gorian streckte die Linke aus, damit der Dolch zu ihm zurückkehrte. Mit der Rechten umklammerte er weiterhin den Griff von Sternenklinge, die nach wie vor im Rücken des Leviathans steckte und die Übertragung von Gorians Willen auf die gewaltige Kreatur erleichterte.
    Während Rächer in Gorians linke Hand zurückkehrte, breitete sich die Finsternis in dem eisigen und offenbar von Morygors Geist erfüllten Körper zusehends aus und beherrschte ihn schließlich vollkommen. Schrille Schreie mischten sich mit dem Tosen des Sturms.
    Der Leviathan zog davon und war

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