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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zurückgekehrt waren, das Töten nicht etwa ein notwendiges Übel war. Nein, es war ihre eigentliche Bestimmung, etwas, das sie so dringend brauchten wie ein menschlicher Körper Nahrung und
die Luft zum Atmen. Daran änderte auch ihre zunehmende körperliche Präsenz nichts.
    Mittlerweile kämpften sie sogar schon hin und wieder gegeneinander. Unter den schauderhaften Anfeuerungen der anderen Maladran schlugen dann zwei aufeinander ein, durchbohrten sich gegenseitig mit ihren Waffen. Manchmal hackten sie sich dabei auch Gliedmaßen ab oder zerstückelten sich gegenseitig sogar auf eine Weise, dass selbst eine untote Existenz dadurch gefährdet wurde.
    Ein paar von ihnen waren daraufhin auch dermaßen geschwächt, dass die Überreste, die von diesen Anfällen mordlüsterner Raserei übrig blieben, ihre Stofflichkeit verloren und sich auflösten. Sie wurden wieder zu dem, was sie zuvor gewesen waren, verblassende Schatten, die keinerlei Spuren im Diesseits hinterließen.
    Anderen hingegen, ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogen, gelang es, ihre Körper wieder herzustellen. Für einige Augenblicke wurden sie dann wieder teilweise zu schattenhaften Kreaturen, ehe sie ihre Stofflichkeit zurückgewannen. Da ihr Äußeres ohnehin häufig genug auf groteske Weise verändert war, fiel es kaum ins Gewicht, dass sie sich danach noch mehr von ihrer Ursprungsgestalt unterschieden.
    Am erschreckendsten waren dabei weder die Kämpfe an sich noch die Grausamkeiten, zu denen sie sich gegenseitig anstachelten, sondern die bedrängenden Gedankenbilder, die von ihnen ausgingen. Die Maladran machten sich keinerlei Mühe, ihre Gier nach Kampf, Gewalt und Verstümmelung zu verbergen, obwohl sie dazu mit Sicherheit in der Lage gewesen wären. Ganz im Gegenteil, sie wollten ihre Kampfbereitschaft offen demonstrieren. Wer ihr Gegner war, das war ihnen offenbar gleich. Nur wenn sie töteten, fühlten sie sich lebendig.

    Gorian bereitete dies zunehmend Sorge. Irgendwann würde sich die Gewaltbereitschaft dieser ungewollten Bundesgenossen gegen ihn selbst oder diejenigen richten, die ihm am Herzen lagen.
    Ein schwacher Lichtblitz in seiner Handfläche riss Gorian aus seinen düsteren Gedanken. Er hatte schon eine ganze Weile erwartungsvoll auf einen bestimmten Punkt in seiner Handinnenfläche gestarrt. Genau dort kam es zu dieser neuerlichen Lichterscheinung.
    Die Magie, mit der dieser erneute Versuch der Kontaktaufnahme unternommen wurde, weckte auch Sheera aus ihrem leichten Schlaf, so viel Kraft wurde darauf verwendet. Andererseits bestand zurzeit auch eine enge geistige Verbindung zwischen ihr und ihrem Ordensgefährten.
    »Gorian?«
    Noch ehe er auf ihren Gedanken antworten konnte, leuchtete es in seiner Hand erneut auf, und diesmal hatte die Lichterscheinung Bestand, statt sofort wieder zu erlöschen. Er sah das Gesicht von Meister Thondaril, befürchtete jedoch, dass er abermals Morygors weitreichender Illusionsmagie zum Opfer fiel, so wie schon einmal. Andererseits war der Einfluss des Herrn der Frostfeste erneut schwächer geworden.
    »Gorian! Endlich, wir haben dich so lange gesucht. Du scheinst dich nördlich von Caladrania zu befinden, richtig?«
    Gorian blieb misstrauisch. War das nur ein weiterer Versuch Morygors, ihn zu täuschen und ihm wertvolle Informationen zu entlocken?
    »Wo seid Ihr, Meister Thondaril?«, fragte er, statt zu antworten.
    »An Bord von König Abrandirs Himmelsschiff«, erwiderte Meister Thondaril. »Und … dich warnen … werden so schnell
wie möglich zu dir vordringen, um dich zu retten … Hörst du mich noch?«
    Das Gesicht des Meisters der Magie und des Schwertes war noch zu sehen, er bewegte auch noch den Mund, aber seine Worte wurden immer leiser, verloren an gedanklicher Intensität und waren schließlich nicht mehr zu erfassen. Dann verblasste auch das Bild des zweifachen Ordensmeisters, und das Handlicht verlosch.
    Gorian versuchte, die schwache Verbindung aufrechtzuerhalten. Seine Augen füllten sich mit Schwärze, und er setzte so viel der Alten Kraft ein, dass er einen Moment lang fürchtete, die Kontrolle über den Leviathan zu verlieren.
    Sein Versuch scheiterte dennoch.
    »Er war es wirklich«, sagte Sheera überzeugt. Auch ihre Augen waren vollkommen schwarz geworden.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Gorian.
    »Aber ich habe es gespürt.«
    »Manchmal denke ich, dass Morygor uns spüren und fühlen lässt, was er gerade will.«
    »Lass dich in diesem Punkt nicht irre machen, Gorian. Du

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