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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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plötzlich die Scheu des Leviathans. Das Tier wich vor dem Stadtbaum zurück, wäre am liebsten geflohen.
    »Ich kann nur sagen, dass es mir hier nicht gefällt«, äußerte Beliak. »Aber vielleicht liegt es an der Magie, die hier herrscht, und daran, dass ich ein Untoter und Diener Morygors bin. Außerdem ist die Nähe eines Caladran-Stadtbaums schon für einen lebenden Adh nicht unbedingt der bevorzugte Aufenthaltsort, um es mal freundlich auszudrücken. «

    Die Abneigung der Adhe gegen die Caladran bot Stoff für viele Geschichten, die man sich erzählte. Wie die Caladran umgekehrt über die Adhe dachten, war hingegen kaum bekannt. Vielleicht waren ihnen diese aus dem Boden wachsenden Wesen auch schlichtweg gleichgültig.
    Der Blinde Schlächter meldete sich wieder zu Wort, indem er sagte: »Auf jeden Fall solltet Ihr nichts von dem glauben, was Ihr seht, mein Fürst, sondern stets daran denken, dass Ihr es mit Illusionsmagie zu tun haben könntet.«
    »Und was bitte sollte hier Illusionsmagie sein?«, fragte Gorian. Die plötzliche Wandlung des Blinden Schlächters gab ihm Rätsel auf. Gerade noch hatte es ihm nicht schnell genug gehen können, wieder einen Gegner vor seine beiden Schwerter zu bekommen, doch auf einmal schien er sich am liebsten zurückziehen zu wollen.
    Und damit nicht genug, er war in dieser Hinsicht offenbar nicht allein.
    »Fort von hier!«, rief der Krieger mit den Schattenflügeln. »Sofort!«
    In diesem Moment verwandelte sich der Stadtbaum und wurde vollkommen schwarz. Es begann bei seinen Wurzeln, dann breitete sich die pure Schwärze innerhalb weniger Augenblicke bis in die letzte Verästelung aus. Wie ein Schattenbaum stand er da.
    Das Gefühl des Unbehagens wurde auch bei Gorian so stark, dass er dem Leviathan befahl: »Zurück!«
    Doch es war zu spät. Der Baum der Finsternis begann sich zu bewegen, das Gestein, aus dem er bestand, wurde geschmeidig und verlor seine Starre. Einer der Hauptäste – selbst um ein mehrfaches dicker als der Leviathan – krachte wie eine Keule nieder. Die feineren Verästelungen trafen den Riesenwurm und drangen wie Dornen an mehr als einem
Dutzend Stellen in seinen Leib, dann schnellte der Ast wieder empor und riss das aufgespießte Tier mit sich empor. Der Leviathan brüllte auf, ein Todesschrei, der mit einem sehr intensiven Gedanken einherging.
    Gorian und Sheera sprangen im letzten Moment vom Rücken des Giganten. Den Sturz federten sie mit Magie ab, sodass sie beide nicht mit voller Wucht auf das Eis schlugen, sondern relativ sanft landeten. Beliak verschwand einfach im Boden und tauchte wenig später ein paar Schritte entfernt wieder auf.
    Die Maladran jedoch wurden von dem Leviathan abgeschüttelt wie lästiges Ungeziefer. Einige schlugen hart auf das Eis, andere entstofflichten für wenige Augenblicke wieder und wurden zu schattenhaften Wesen, bevor sie am Boden wieder Substanz gewannen.
    Der Baum schleuderte den aufgespießten Leviathan hin und her und nahm dann den zweiten Hauptast zu Hilfe, dessen steinerne Verästelungen sich ebenfalls in den gewaltigen wurmähnlichen Körper bohrten. Fontänen von Blut spritzten, der Leviathan riss das Maul auf, und ein röchelnder Laut drang daraus hervor.
    Gorian spürte einen starken Zauber. Eine Gedankenstimme, die aus dem Inneren des Baumes kam, murmelte eine Formel, die nur caladranischer Magie entstammen konnte und offenbar sämtliche magischen Fixierungen innerhalb des Leviathanen-Leibes löste, denn alles, was sich darin befand, brach durch das scheunengroße Maul des Riesenwurms und regnete hinab: Katapulte, Gesteinsbrocken und natürlich auch die Kugeln aus der mit Sternenmetall angereicherten Legierung, die mit ihrem ungeheuren Gewicht in das Eis schlugen und tiefe, kraterähnliche Löcher rissen.
    Die Geschosse hatten eine Wucht, die an Zerstörungskraft
alles übertraf, wozu Belagerungsmaschinen der heiligreichischen Ritter in der Lage gewesen wären. Die Kisten, in denen sie gelagert hatten, waren schon im Inneren des Leviathanen-Körpers aufgeplatzt.
    Gorian fasste Sheera bei der Hand und riss sie mit sich hinein in die Schattenpfade. Beide wurden für Augenblicke von schwarzen Rauchschwaden umwirbelt und lösten sich darin auf, während zwei der überschweren Kugeln durch sie hindurchschlugen. Ihnen auszuweichen wäre nicht mehr möglich gewesen, zumal ihre Fallbahnen nicht willkürlich waren, sondern zweifellos durch Magie beeinflusst. Im letzten Moment hatte Gorian den Angriff

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