Gorian 3
entkam damit dem Inferno, das sich an der Oberfläche abspielte.
Als Gorian es schließlich wagen wollte, wieder dorthin zurückzukehren, weigerte sich der Riesenwurm zunächst. Das gewaltige Tier war dermaßen verängstigt, dass es einfach nicht mehr aus dem Eis emporsteigen mochte.
Gorian ließ den Leviathan zunächst gewähren, bis der Riesenwurm zusehends langsamer wurde. Die Kräfte schwanden ihm. Die Anstrengung, sich ständig weiter durch das Eis zu bohren, drohte für ihn zu viel zu werden.
Also zwang Gorian ihn an die Oberfläche, und der Leviathan hatte nicht mehr den nötigen Widerstandsgeist, um sich weiter dagegen zu sträuben. Als er schließlich aus dem Eis des Gletschers hervorbrach, war das vulkanische Inferno noch längst nicht vorbei.
Er öffnete sein Maul, als Gorian es ihm befahl, und kam beinahe zum Stillstand. Mit eigenen Augen – und nicht nur mithilfe der Leviathanen-Sinne – wollte Gorian sehen, was sich in der Umgebung ereignete.
Das Eis um sie herum war schwarz, eine Schicht aus Asche hatte sich daraufgelegt, und die Luft war noch immer voll von dem heißen Staub, den der Vulkan emporgeschleudert hatte.
Gorian ließ den Riesenwurm sein vorderes Körperviertel nach hinten drehen. Jenseits des Horizonts ragte ein riesiger schwarzer Pilz in die Höhe, eine gewaltige Wolke aus Asche, die immer höher strebte. Die weiße, eisige Einöde des Frostreichs wirkte, als würde man sie durch schmutziges Glas betrachten. Und immer wieder schlugen in der Ferne heiße Brocken ins Eis.
»Über das, was hier geschehen ist, lässt sich nur ein Gutes sagen«, meinte Beliak, der neben Gorian stand. »Morygor wird es so schnell nicht wiederholen können.«
»Wer sollte ihn daran hindern, an irgendeiner anderen
Stelle, tief unter uns, die Erde aufzureißen und ihr Inneres emporsteigen zu lassen?«, fragte Sheera.
»Die Anstrengung«, antwortete der Adh. »Sie muss enorm gewesen sein. Zu so etwas ist auch Morygor innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens nur einmal fähig. Zudem mag er inzwischen zwar weite Bereiche des Untererdreichs beherrschen, aber diese Elementarströme, die er von dort an die Oberfläche hat dringen lassen, können nicht so leicht und so exakt gelenkt werden wie Winde oder die Strömung des Meeres.«
»Unser Glück«, meinte Gorian.
Sheera hustete. »Es ist so viel Staub in der Luft, dass man sie kaum atmen kann.« Sie murmelte eine Formel, die das Atmen erleichtern sollte.
Gorian ließ den Leviathan das Maul wieder schließen und dann den Weg nach Süden fortsetzen. Er zog Sternenklinge aus dem Hautlappen, in dem sich einer der Zähne verbarg, und Sheera sorgte mit etwas Eiskraut dafür, dass sich die Wunde schnell und vollständig schloss. Für den Teil des Weges, der ihnen nun bevorstand, reichte es vollkommen, wenn Gorian den Leviathan ohne dieses Hilfsmittel unter seiner geistigen Kontrolle hielt.
Die Verwundung am Rücken, wo der Wurm von glühendem Gestein verbrannt worden war, musste noch etwas warten. Zuerst mussten sie den Abstand zum Vulkan vergrößern. Abgesehen davon konnte Gorian zwar spüren, dass der Leviathan starken Schmerz empfand, aber noch viel stärker war die Furcht, die dieses Wesen erfüllte und auch noch seine letzten Kräfte mobilisierte.
»Achte darauf, dass wir auf festem Land bleiben«, sagte Beliak zu Gorian. »Wie gesagt, die Gefahr aus dem Erdinneren scheint mir zumindest für die nächste Zeit gering. Was
allerdings die anderen Elementarströme betrifft, so werden wir mit weiteren Angriffen rechnen müssen. Vielleicht nicht sofort, aber Eis über offenem Meer sollten wir meiden.«
»Und wie sollen wir dann die Insel Caladranien verlassen? «, mischte sich Sheera ein.
Der Adh zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber kommt Zeit, kommt vielleicht auch Rat.« Dann fuhr er in gedämpftem Tonfall fort: »Eure Maladran-Gefolgschaft wird immer – wie soll ich sagen? – körperlicher. «
»Das ist mir auch aufgefallen«, bestätigte Gorian.
»Irgendwann sind sie vielleicht so etwas wie ganz gewöhnliche Caladran.«
»Ganz gewöhnlich? So würde ich das nicht ausdrücken.«
»Bis auf ein paar körperliche Besonderheiten vielleicht. Aber sie entstammen, soweit ich mitbekommen habe, den Vorfahren der Caladran. Und zu ihrer Zeit soll die Magie in diesem Volk sehr viel mächtiger gewesen sein als heutzutage. Könnte doch sein, dass es dir mit ihrer Hilfe gelingt, die Angriffe durch die Elementarströme irgendwie
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