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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park
Autoren: Martin Cruz-Smith
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entschieden hat. Aber ein FBI-Agent ist in Wirklichkeit ein Rechtsanwalt oder Buchhalter; er will in einem Büro arbeiten, gut angezogen sein und vielleicht später in die Politik gehen. Deshalb ist er jederzeit bereit, mit einem Schwein von Denunzianten zusammenzuarbeiten.«
    »Nicht jeder Denunziant ist ein Schwein«, murmelte Arkadi.
    Er sah Mischa in der dunklen Kirche stehen, trank erneut und verdrängte diese Erinnerung.
    Der Kriminalbeamte kam mit einer Plastikschale von der Bar zurück. Kirwill schüttete die Erdnüsse hinein. »Da du gerade stehst, Billy«, schlug er vor, »könntest du mal telefonieren und fragen, ob unser Freund Rats schon raus ist.«
    »Scheiße!« sagte Billy, ging aber trotzdem ans Telefon.
    »Osborne behauptet, ein FBI-Spitzel zu sein«, fuhr Arkadi fort.
    »Ja, ich weiß.« Kirwill starrte ihn geistesabwesend an. »Kannst du dir vorstellen, wie John Osborne Furore gemacht hat, als er das erstemal im FBI-Büro auftauchte? Ein Kerl wie er - Gast im Kreml, Gast im Weißen Haus, Multimillionär -, der kein Geld für seine Dienste will, der hat doch praktisch das ganze FBI in der Tasche. Kommt hier mit allen möglichen Russenfreunden und Kommunisten zusammen. Von so was können die doch sonst nur träumen.«
    »Warum ist er nicht gleich zur CIA gegangen?«
    »Weil er clever ist. Die CIA hat Tausende von russischen Informationsquellen und Hunderte von Agenten in der Sowjetunion. Das FBI hat schon vor Jahren sein Moskauer Büro schließen müssen. Es war auf Osborne angewiesen.«
    »Er hat nur Gerüchte kolportieren können.«
    »Mehr wollte das FBI gar nicht! Genau darauf ist doch jeder Kongressabgeordnete scharf, um sich dann als bestinformiert hinzustellen. Aber jetzt muss das FBI dafür zahlen; Osborne legt die Rechnung vor. Er verlangt, dass das FBI ihn schützt, ohne dass er seinen Namen wechseln und untertauchen muss.«
    Arkadi hatte Nüsse gegessen, während Kirwill redete. Jetzt schenkte er sich nach. »Aber Osborne hat die Zobel gestohlen und muss sie zurückgeben.«
    »Wirklich? Würde die Sowjetunion sie zurückgeben, wenn der KGB sie in Amerika geklaut hätte? Der Mann ist ein Held.«
    »Er ist ein Mörder!«
    »Das behauptest du.«
    »Ich bin kein KGB-Agent.«
    »Das behaupte ich. Nur schade, dass niemand auf uns hört.«
    Billy kam vom Telefon zurück. »Er ist noch drin«, berichtete er. »Er soll wegen Trunkenheit und groben Unfugs drankommen. Er wird in einer Dreiviertelstunde vorgeführt.«
    Billys Stimme erinnerte Arkadi an ein Saxophon. »Sind deine beiden Leute nicht die Maler, die in einem Büro gegenüber meinem Hotelzimmer arbeiten?« fragte er Kirwill.
    »Seht ihr?« Der Lieutenant nickte den beiden zu. »Ich hab euch gesagt, dass er Spitze ist.«
    Als sie die Bar verließen, fuhren Billy und Rodney in einem roten Kabriolett davon. Kirwill führte Arkadi durch das Strassengewirr von Greenwich Village zu seinem eigenen Wagen. Kirwills Auto war blau, alt und blitzsauber. Der Lieutenant hob grüßend die Hand, als sie einem Streifenwagen begegneten. Arkadi fiel ein, dass Wesley unterdessen wissen musste, dass er verschwunden war, und dass im Hotel Barcelona vermutlich ziemliche Panik herrschte. War bereits eine Fahndungsmeldung an alle Streifenwagen durchgegeben worden? Wurde Kirwill als Entführer verdächtigt?
    »Ich begreife nicht, warum das FBI zugelassen hat, dass Osborne mit mir spricht«, sagte Arkadi.
    »Auch als wertvoller Mitarbeiter ist und bleibt er ein Verbrecher, und das FBI ist nach wie vor ein Organ der Rechtspflege.«
    »In anderen Städten geht alles streng nach Vorschrift, aber in New York gibt’s keine - zumindest nicht für diesen Sonderfall. Das FBI geht diesmal ganz anders als sonst vor. Warum seid ihr im Barcelona untergebracht worden, obwohl das FBI sichere Apartments im Waldorf hat? Für mich ist das natürlich gut, weil die Sicherheitsvorkehrungen so unzulänglich sind, dass ich euch von Billy und Rodney überwachen lassen kann. Aber es ist auch verdächtig, weil es darauf schließen lässt, dass Wesley eure Anwesenheit sogar aus den FBI-Akten raushalten will. Was hat Osborne zu dir gesagt? Hat er von irgendeiner Vereinbarung gesprochen?«
    »Nein, kein Wort«, log Arkadi geistesgegenwärtig.
    »Wie ich ihn kenne, hat er von sich und deiner schönen Russin geredet. Er gehört zu den Leuten, die Spaß daran haben, bei anderen die Daumenschrauben anzuziehen. Überlass ihn ruhig mir.«
    Die öffentlichen Gebäude von Lower Manhattan waren eine
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