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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Überstunden? Müssen Sie Alimente zahlen?«
    »Casey tut mir einen Gefallen«, warf der Staatsanwalt ein.
    »Gut, ich leihe Ihnen das Geld um Ihres Vaters willen«, entschied Kirwill. »Kein irischer Junge soll zum Arschkriecher werden müssen. Mir tät’s leid, wenn diese Geschichte die Runde machen würde.«
    »Lieutenant Kirwill, es ist zwecklos, die Sache aufzubauschen«, protestierte der Staatsanwalt. »Casey hat sich einverstanden erklärt, die Festnahme vor Gericht zu begründen. Ich weiß nicht, welches Interesse Sie an dem Fall haben, aber Mr. Ratke bleibt hier. Er müsste sogar schon … «
    »Scheiße, ich steige aus«, unterbrach Casey ihn und setzte sich in Bewegung.
    »Wohin wollen Sie?« fragte der junge Mann.
    »Ich haue ab.« Der Kriminalbeamte sah sich nicht mehr um.
    »Halt!« Der Staatsanwalt lief ihm nach und versuchte, Casey den Weg zum Ausgang zu versperren, aber der Kriminalbeamte ließ sich auf keine Diskussion ein. Er verschwand und knallte die Tür hinter sich zu.
    Der Staatsanwalt kam zurück. »Sie haben trotzdem verloren, Lieutenant. Selbst wenn wir Mr. Ratke jetzt nicht vorführen können, ist er nicht imstande, allein heimzufahren - und bisher hat sich noch niemand gemeldet, um ihn abzuholen.«
    »Ich hole ihn ab.«
    »Warum? Lieutenant, wozu tun Sie das alles? Sie greifen in ein schwebendes Verfahren ein, setzen einen Kollegen massiv unter Druck und bringen die Staatsanwaltschaft gegen sich auf - alles wegen eines alten Säufers. Wozu brauchen wir noch Gerichte, wenn jeder Kriminalbeamte auf eigene Faust Häftlinge befreien kann?«
    »Genau das frage ich mich auch.«
    Kirwill und Arkadi schafften Rats bis in die Eingangshalle, bevor er im Delirium tremens zu kreischen begann. Die Bettler waren verstört: aufgeschreckte Schlafwandler. Kirwill hielt Rats den Mund zu, und Arkadi schleppte ihn hinaus. Rats war für ihn der erste Amerikaner, der wirklich stank.
    Sie setzten ihn ins Auto, und Kirwill kaufte in der Mulberry Street in einem Feinkostgeschäft eine Flasche Whisky, eine Flasche Portwein und mehrere Beutel gesalzene Erdnüsse. »Solche Läden dürfen eigentlich keinen Schnaps verkaufen«, erklärte er Arkadi. »Deshalb schmeckt er so gut.« Rats leerte die Portweinflasche und schlief prompt auf dem Rücksitz ein.
    »Warum tun wir das alles?« fragte Arkadi. »Warum hast du diesen alten Säufer rausgeholt? Wesley und das FBI fahnden bestimmt schon nach mir - vielleicht auch der KGB. Und du kriegst bestimmt Scherereien. Wozu das alles?«
    »Warum nicht?«
    Die Nüsse schmeckten angenehm salzig, und der Whisky erzeugte wohlige Wärme in Arkadis Magen.
    Er spürte, dass Kirwill mit sich selbst sehr zufrieden war, und sah zum ersten Mal eine gewisse Komik in der Situation. »Willst du sagen, dass alles, was wir tun, sinnlos ist?«
    »Zumindest hier und jetzt. Komm, wir machen eine kleine Spazierfahrt.«
    »Was ist, wenn sie uns schnappen, bevor du mich zurückbringen kannst?«
    »Arkadi, du hast nichts zu verlieren - und ich erst recht nicht. Wir bringen Rats nach Hause.«
    Arkadi drehte sich nach der schmuddeligen Gestalt auf dem Rücksitz um. Er hatte mit Osborne diniert, war von Kirwill entführt worden und hatte noch keine Lust, Irina gegenüberzutreten. »Warum auch nicht?«
    »So gefällst du mir!«
    Über der Canal Street schwebten Schneeflocken und vergoldete chinesische Schriftzeichen.
    »Eines ist mir nie ganz klargeworden«, sagte Kirwill. »Wie bist du dazu gekommen, ein Cop zu werden?«
    »Ein Kriminalbeamter?«
    »Ein Cop.«
    »Was auch immer.« Arkadi merkte, dass das ein eigenartiges Kompliment, vielleicht sogar eine Entschuldigung war. »Als Junge habe ich einen Fall miterlebt, der ebenso gut ein Mord wie ein Selbstmord hätte sein können.« Er machte eine verwunderte Pause, denn er hatte nicht von seiner Mutter sprechen wollen. Aber in dieser Nacht hatte er Dämonen im Kopf. »Damals - unmittelbar nach dem Krieg - standen große Namen auf dem Spiel«, fuhr Arkadi fort. »Der Tod des Opfers ließ sich nicht verheimlichen, aber die näheren Umstände wurden vertuscht, weil die ermittelnde Sonderkommission spezielle Vollmachten besaß.«
    Sie fuhren an geheimnisvollen Läden mit Namen wie Joyeria, Knights of Columbus und HeadShop vorbei.
    »Ich drücke mich nicht klar genug aus«, sagte Arkadi.
    »Nur weiter!«
    »Angenommen, ein verdienter Künstler bittet seine Frau eines Nachts, aus dem Auto zu steigen, um Glasscherben von der Strasse zu räumen, und überfährt

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