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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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auf eine Antwort und gab sie dann selbst. »Du hast ein Mikrofon in unserem Zimmer. Billy und Rodney hören es im Gebäude gegenüber ab; das Radio am Fenster ist ihr Empfänger.«
    »Jeder hat ein Mikrofon in eurem Zimmer.«
    »Aber die anderen sind nicht meine Freunde. Willst du mir nicht als Freund verraten, ob die anderen sich an jedem Wort aufgeilen? Ist es möglich, antiseptisch zu lauschen? Entschuldige, dass ich so begriffsstutzig gewesen bin, aber ich muss dich jetzt fragen, was du in dem Apartment, das Osborne mir gezeigt hat, zu tun gehabt hast. Warum hat dort kein Licht gebrannt? Bist du dabei gestört worden, als du die Elektroinstallation durch Abhörmikrofone ergänzen wolltest? Ah, du bist wirklich fleißig gewesen! Vor allem im Schlafzimmer, stimmt’s?«
    »Du wirst verschaukelt, Arkadi. FBI und KGB arbeiten gegen dich zusammen. Es gibt keinen Beweis dafür, dass du jemals nach Amerika gekommen bist - das hab ich nachgeprüft. Nicht in diesem Land. Weder im Barcelona noch sonst wo. Ich versuche nur, dich zu schützen.«
    »Lügner! Du hast deinem eigenen Bruder ein Bein gebrochen, um ihn zu >schützen<. Du weißt genau über Osborne, Irina und mich Bescheid.«
    »Aber ich kann euch retten! Ich kann euch dort rausholen, ohne dass Wesley das geringste davon merkt. In irgendeiner Seitenstrasse in der Nähe des Hotels steht ein Wagen für euch bereit - mit Geld, neuen Ausweisen und Strassenkarten. In neun, zehn Stunden könnt ihr in Maine sein. Das Blockhaus gehört mir noch immer. Dort habt ihr reichlich Proviant, Skier, Gewehre und einen Jeep. Im Notfall könnt ihr nach Kanada verschwinden - die Grenze ist nicht weit.«
    »Das Ganze ist ein Hirngespinst, weil du uns nicht helfen kannst.«
    »Doch, ich kann! Auf diese Weise bleibt Jimmy schließlich Sieger: Er hat zwei Russen außer Landes gebracht. Sonst ist sein ganzes Leben vergebens gewesen. Auf diese Weise bekommt es doch noch einen Sinn.«
    »Nein! Jimmy ist tot.«
    »Weshalb streiten wir uns überhaupt? Warum willst du dir nicht von mir helfen lassen? Wir sind doch Freunde!«
    »Nein, das sind wir nicht. Bring mich ins Hotel zurück.«
    »Augenblick!« Kirwill hielt ihn am Arm fest.
    »Nein, ich gehe jetzt.« Arkadi riss sich los.
    »Hier geblieben!« Kirwill griff erneut nach seinem Arm.
    Arkadi schlug zu. Kirwills Lippe platzte am Mundwinkel auf und blutete. Trotzdem hielt der Lieutenant Arkadis anderen Arm weiter fest.
    »Lass mich los!« verlangte Arkadi aufgebracht. »Nein, du musst … «
    Arkadis Faust traf erneut. »Warum wehrst du dich nicht?« keuchte er. »Lass mich endlich los!«
    »Nein«, sagte Kirwill, ohne seinen Griff zu lockern.
    »Wehr dich!« Er landete einen Treffer, von dem Kirwill in die Knie ging. »Bitte«, flehte Kirwill.
    Der im Schlamm kniende Lieutenant bot ein ungewohntes, beinahe groteskes Bild.
    »Lass mich endlich los!« rief Arkadi. Seine Arme sanken herab. »Für uns gibt’s keine Flucht zu einem verwunschenen Blockhaus im Wald. Das weißt du so gut wie ich. Wir könnten uns zehn Jahre lang verstecken; der KGB würde uns irgendwann aufspüren und ermorden, wenn er die Zobel nicht zurückbekäme. Ohne die Zobel wären wir nirgends unseres Lebens sicher. Wir werden Osborne ausgeliefert, damit er die Zobel herausgibt. Deine Geschichten kannst du dir sparen - du kannst keinen Menschen retten.«
    »Sieh dir wenigstens an, was Rats gefangen hat«, drängte Kirwill. Arkadi drehte sich nach der Hütte um. Rats wartete an der offenen Tür; er war zu erschrocken, um einen Fluchtversuch zu machen. »Los, sieh’s dir an!« forderte Kirwill energisch. Rats hielt die Lampe hoch. Arkadi musste sich bücken, um nicht an den Türrahmen zu stoßen, und schob einen vor ihm hängenden Fliegenfänger zur Seite.
    Wände und Decke der Hütte bestanden aus Brettern und Plastikfolien, die innen mit Zeitungen und alten Teppichen isoliert waren. Den Fußboden bildeten massive Bohlen. In einer Ecke des kleinen Raums hatte Rats sein schmuddeliges Lager; in der Mitte stand ein Kanonenofen mit einem Topf Bohnen. In der fensterlosen Hütte herrschte so starker Verwesungsgeruch, dass es Arkadi beinahe den Atem verschlagen hätte.
    »Ich hab nix geklaut.« Rats wich ängstlich vor ihm zurück. »Sie verstehn doch Englisch? Ich bin Fallensteller. Das tu ich, davon leb ich.« Er zog geräuschvoll die Nase hoch. »Bisamratten sind gesund, richtige Naturkost. Bloß der Name stört die Leute. Dabei ist der Pelz erstklassig. Die Leute sind so dumm;

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