Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
Vom Netzwerk:
gewisser Beziehung hängt der Fall doch mit dem Ikonenschwarzhandel zusammen. Im allgemeinen nehmen wir keine ausländischen Verdächtigen in Haft. Darüber muss ich erst mit dem Staatsanwalt sprechen. Unser Zeuge kann vielleicht sogar eine indirekte Verbindung zu dem dritten Ermordeten herstellen. Die Mosaiksteine passen allmählich zusammen. Unser Feodor hier ist des Rätsels Lösung.«
    »Ich hab Ihnen gleich gesagt, dass ich auf Ihrer Seite stehe«, erklärte Golodkin Pascha.
    »Welchen ausländischen Verdächtigen meinen Sie?« erkundigte Fet sich.
    »Den Deutschen«, antwortete Golodkin eifrig. »Hofmann.«
    Arkadi schickte Fet mitsamt seiner Aktentasche weg. Das war nicht schwierig, denn Pribludas Vögelchen hatte endlich ein Lied zu singen.
    »Stimmt das mit diesem Hofmann?« wollte Pascha wissen.
    »Es kommt der Wahrheit ziemlich nahe«, sagte der Chefinspektor. »Lass sehen, was du mitgebracht hast.«
    Der Kriminalbeamte hatte sich im Außenministerium die Einund Ausreisedaten Osbornes und Hofmanns in den vergangenen 16 Monaten geben lassen. Beide Männer waren ungewöhnlich oft in der Sowjetunion gewesen:
    J.D. Osborne, USA, Präsident der Osborne Pelz, Inc. Einreise: New York-Leningrad 2. 1. 1976 (Hotel Astoria); Moskau 10. 1. 1976 (Hotel Rossija); Irkutsk 15. 1. 1976 (Gast des Pelzzentrums Irkutsk); Moskau 20. 1. 1976 (Hotel Rossija) Ausreise: Moskau-New York 28. 1. 1976
    Einreise: NewYork-Moskau 11. 7. 1976 (Hotel Astoria) Ausreise: Moskau-New York 22. 7. 1976
    Einreise: Paris-Grodno-Leningrad 2. 1. 1977 (Hotel Astoria); Moskau in 1977 (Hotel Rossija) Interessant! Grodno war ein Eisenbahnknotenpunkt an der russischpolnischen Grenze. Anstatt zu fliegen, hatte Osborne die ganze Strecke nach Leningrad mit dem Zug zurückgelegt. Ausreise: MoskauLeningrad-Helsinki 2. 2. 1977
    Einreise: New York-Moskau 3. 4. 1977 (Hotel Rossija) Voraussichtl. Ausreise: Moskau-Leningrad 30. 4. 1977
    H. Hofmann, DDR, SED-Mitglied Einreise: Berlin-Moskau 5.
    1. 1976 Ausreise: Moskau-Berlin 27. 6. 1976
    Einreise: Berlin-Moskau 4. 7. 1976 Ausreise: Moskau-Berlin 3. 8. 1976
    Einreise: Berlin-Leningrad 20. 12. 1976 Ausreise: LeningradBerlin 3. 2. 1977
    Einreise: Berlin-Moskau 5. 3. 1977
    Über Hofmanns Reisen in der Sowjetunion lagen keine Informationen vor, aber Arkadi konnte sich ausrechnen, wann Osborne und der Deutsche persönlichen Kontakt gehabt haben konnten: an 13 Tagen im Januar 1976 in Moskau, an elf Tagen im Juli 1976 in Moskau und in diesem Winter vom 2. bis 10. Januar in Leningrad sowie vom 10. Januar bis 1. Februar in Moskau (als die Morde verübt wurden). Am 2. Februar war Osborne nach Helsinki geflogen, während Hofmann nach Leningrad gefahren zu sein schien. Seit 3. April waren sie wieder beide in Moskau. Aber zuletzt hatte Osborne den Deutschen nur von Telefonzellen aus angerufen.
    Pascha hatte auch ein Hochglanzfoto des Pelzzentrums in Irkutsk mitgebracht. Es erwies sich als das langweilig moderne Gebäude hinter Kostja Borodin. Alles andere wäre eine Überraschung für Arkadi gewesen.
    »Du fährst mit unserem Freund Feodor in seine Wohnung«, wies er Pascha an. »Dort steht ein besonderer Schrein, den du ins Ukraina in Sicherheit bringst. Und die Tonbänder nimmst du auch gleich mit.«
    Um Platz für die Tonbandspulen mit Golodkins Geständnis zu schaffen, musste Pascha seine kostbare Ananas in eine andere Tasche stecken.
    »Du hättest dir auch eine kaufen sollen«, erklärte er Arkadi.
    »Das wäre Verschwendung gewesen.«
     
    Als die beiden gegangen waren, zog Arkadi seinen Mantel an, ging über die Strasse und trank einen Wodka. Er bedauerte, Pascha nicht begleitet und zur Feier des Tages eingeladen zu haben. »Auf unser Wohl!« Immerhin hatten sie bewiesen, dass sie ihre Arbeit verstanden. Er erinnerte sich an die Ananas.
    Pascha hatte offenbar eine Eroberung vor. Arkadi ertappte sich dabei, dass er den Münzfernsprecher an der Wand anstarrte. Er hatte zufällig ein Zweikopekenstück in der Hand.
    Er fragte sich, wo Sonja sein mochte. Was war, wenn sie Schmidt verlassen hatte und in die Wohnung zurückgekehrt war? Arkadi war seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen. Er durfte sich nicht vor Sonja verstecken; sie mussten zumindest miteinander reden. Er verfluchte sich wegen seiner Schwäche und wählte. Sein Anschluss war besetzt; folglich musste Sonja in der Wohnung sein.
    Die U-Bahn war voller Werktätiger, die nach Hause fuhren. Arkadi fühlte sich als einer von ihnen. Er hatte melodramatische Phantasien.

Weitere Kostenlose Bücher