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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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haben hier draußen kein Telefon.« Arkadi folgte dem Staatsanwalt.
    »Sie haben bloß die Nummer nicht. Warten Sie hier.« Jamskoi betrat einen etwa 50 Meter vom Haus entfernt stehenden Schuppen und kam mit einem Eimer voll Fischmehlkugeln zurück.
    »Mir ist gerade eingefallen, dass Sie als Junge bestimmt oft hier gewesen sind«, sagte Jamskoi. »Ja, einen Sommer lang.«
    »Eine Familie wie Ihre … « Sie gingen dem See zu. »Schade um Ihren Ermittlungsbeamten. Wie hat er gleich wieder geheißen?«
    »Pawlowitsch.«
    »Sie sitzen natürlich auch in der Tinte, Wenn der Schwarzhändler Golodkin so gefährlich war, hätten Sie mitfahren müssen - dann könnte Pawlowitsch noch leben. Der Generalstaatsanwalt und der Milizdirektor haben den ganzen Vormittag lang angerufen; sie haben meine hiesige Telefonnummer. Keine Angst, ich decke Sie, falls Sie deswegen hergekommen sind.«
    »Das ist nicht der Grund meines Besuchs.«
    »Nein«, seufzte Jamskoi, »natürlich nicht. Sie sind mit Pawlowitsch befreundet gewesen, nicht wahr? Sie haben viel mit ihm zusammengearbeitet.« Er sah an Arkadi vorbei zu dem silbrigweißen Himmel auf. »Ein herrliches Fleckchen Erde, Chefinspektor. Sie sollten uns einmal im Sommer besuchen. In den letzten Jahren sind hier ausgezeichnete Läden für die Anwohner eröffnet worden. Wir könnten gemeinsam zum Einkaufen fahren. Bringen Sie auch Ihre Frau mit.«
    »Pribluda hat ihn ermorden lassen.«
    »Augenblick!«
    Jamskoi horchte nach rechts und links. Suschkingänse flogen aus den Silberbirken auf und zogen Kreise über dem See.
    »Pribluda hat veranlasst, dass Pawlowitsch und Golodkin beschattet und erschossen worden sind.«
    »Weshalb sollte Major Pribluda sich für diesen Fall interessieren?«
    »Der Verdächtige ist ein amerikanischer Geschäftsmann. Ich kenne ihn persönlich.«
    »Wie haben Sie einen Amerikaner kennen gelernt?« Jamskoi leerte den Eimer am Ufer aus. Man hörte Flügelschlagen und gurrende Laute.
    »Sie haben mich zu ihm geführt.« Arkadi sprach laut weiter. »Neulich im Bad. Sie haben selbst zugegeben, dass Sie den Fall genau verfolgt haben.«
    »Ich soll Sie zu ihm geführt haben? Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung.« Jamskoi schüttete die restlichen Fischmehlkugeln aus. »Ich halte viel von Ihren Fähigkeiten und bin bereit, Sie in jeder Weise zu unterstützen, aber Sie dürfen nicht annehmen, ich hätte Sie zu irgend jemand >geführt<. Ich will nicht mal seinen Namen wissen. Pst!« Er legte einen Finger auf die Lippen und stellte den Eimer ab.
    Die Suschkingänse landeten auf dem Eis etwa 30 Meter vom Ufer entfernt. Von dort aus beäugten sie die beiden Männer misstrauisch, bis Jamskoi und Arkadi sich in Richtung Schuppen zurückzogen. Erst dann kamen die tapfersten von ihnen watschelnd ans Ufer.
    »Hübsche Vögel, was?« meinte Jamskoi. »Für die hiesige Gegend sehr selten. Sie kommen vor allem in der Umgebung von Murmansk vor. Dort hab ich während des Krieges eine ganze Kolonie aufgezogen.«
    Die Gänse sahen sich auch während des Fressens immer wieder misstrauisch um.
    »Sie nehmen sich ständig vor Füchsen in acht«, sagte Jamskoi. »Um einen KGB-Offizier verdächtigen zu können, müssen Sie recht handfeste Beweise vorliegen haben.«
    »Wir können zwei der im Gorki-Park Ermordeten mit ziemlicher Sicherheit identifizieren. Wir haben ein Tonband gehabt, auf dem Golodkin ausgesagt hat, diese beiden hätten Geschäfte mit dem Amerikaner gemacht.«
    »Haben Sie Golodkin noch? Haben Sie wenigstens das Tonband?«
    »Es ist in Golodkins Wohnung aus Pawlowitschs Tasche gestohlen worden. Außerdem hat bei Golodkin ein Reliquienschrein mit religiösen Motiven gestanden.«

»Ein Schrein?« wiederholte Jamskoi. »Wo ist er jetzt? Ich habe das Verzeichnis der dort beschlagnahmten Gegenstände gelesen, aber mir ist kein Schrein aufgefallen.« Der Staatsanwalt machte eine Pause. »Ist das alles? Wollen Sie einen KGB-Major verdächtigen, ohne mehr als ein verschwundenes Tonband, einen gestohlenen Schrein und die Aussage eines Toten anführen zu können? Hat Golodkin Major Pribluda jemals namentlich erwähnt?«
    »Nein«, gab Arkadi zu.
    »Dann verstehe ich nicht, was Sie hier wollen. Ich finde Ihre Erregung begreiflich. Sie trauern um einen guten Kameraden. Sie können Major Pribluda aus persönlichen Gründen nicht ausstehen. Aber dies ist der wildeste und unbegründetste Vorwurf, den ich je gehört habe.«
    »Der Amerikaner hat Verbindungen zum KGB.«
    »Und? Die

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