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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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nicht mit Osborne! Ich weiß nicht, wie der Kerl geheißen hat; er hat sich nicht vorgestellt. Irgendein Amerikaner, der behauptet hat, er interessiere sich für Ikonen. Aber in Wirklichkeit wollte er nur einen Spaziergang durch den Park machen.«
    »Stimmt das wirklich?« fragte Arkadi zweifelnd.
    »Hundertprozentig! Ein dicker alter Kerl, der mir dumme Fragen gestellt hat. Er hat prima Russisch gesprochen, das muss man ihm lassen, aber ich hab natürlich einen Blick für Ausländer. Wir sind durch den Park gegangen und auf einer schlammigen Lichtung stehen geblieben.«
    »Im Nordteil des Parks in der Nähe eines Fußwegs?«
    »Richtig. Na ja, ich hab geglaubt, er wolle mit mir unter vier Augen wegen eines Mädchens reden, aber er hat statt dessen von einem Austauschstudenten, einem Amerikaner namens Kirwill, angefangen, den ich natürlich nicht gekannt habe. Ich hab ihm erzählt, dass ich sehr viele Leute kenne - nur diesen Kirwill nicht. Daraufhin ist er mit einem Schlag sehr schweigsam geworden.« Golodkin schüttelte den Kopf. »Außerdem hab ich ihm gleich angesehen, dass er keine Ikonen kaufen wollte.«
    »Warum?«
    »Er war bettelarm. Er hatte lauter russische Sachen an.«
    »Hat er diesen Kirwill beschrieben?«
    »Mager, hat er gesagt. Rothaarig.«
    Arkadi nickte zufrieden. Er griff nach dem Telefonhörer und wählte Major Pribludas Nummer. »Ich brauche Informationen über einen Amerikaner mit dem Nachnamen Kirwill. Kirwill.«
    Pribluda ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Das klingt eher nach einem Fall für mich«, stellte er schließlich fest.
    »Allerdings!« stimmte der Chefinspektor zu.
    »Nein, Sie sollen das Zeug haben«, entschied Pribluda zu Arkadis Überraschung. »Schicken Sie mir Fet, dann gebe ich ihm, was wir haben.«
    Arkadi erreichte Fet im Ukraina und spielte dann eine Stunde lang mit Streichhölzern auf einem Blatt Papier, während Golodkin langsam seine Flasche leerte.
    Tschutschin kam in den Vernehmungsraum und riss die Augen auf, als er seinen Informanten dort mit einem anderen Ermittlungsbeamten sitzen sah. Arkadi forderte ihn barsch auf, sich bei Jamskoi zu beschweren, falls ihm etwas nicht passe, und Tschutschin ergriff die Flucht. Golodkin war sichtlich beeindruckt. Dann kam Fet mit einer Aktentasche und dem Gesichtsausdruck eines gegen seinen Willen eingeladenen Gastes.
    »Darf man erfahren, worum es hier geht, Chefinspektor?« Er rückte unbehaglich seine Nickelbrille zurecht.
    »Später. Geben Sie mir die Unterlagen.«
    Arkadi sah, dass Golodkin diese Zurechtweisung des Kriminalbeamten gefiel. Er war dabei, sich umzuorientieren und in eine neue Loyalität hineinzufinden. Arkadi blätterte in den fotokopierten Unterlagen. Pribluda hatte überraschend viel Material herausgerückt.
    Im ersten der beiden Dossiers stand:
    US-Reisepass. Name: James Mayo Kirwill. Geburtsdatum: 4. 8. 1952. Größe: 1,73 m. Ehefrau: keine. Kinder: keine. Geburtsort: New York, USA. Augen: braun. Haarfarbe: rot. Ausstellungstag: 7. 5. 1974.
    Das schwarzweiße Passfoto zeigte einen jungen, unterernährt wirkenden Mann mit tief in den Höhlen liegenden Augen, gewelltem Haar, langer Nase und verkniffenem Lächeln. Die Unterschrift war klein und pedantisch.
    Aufenthaltsvisum. James Mayo Kirwill. Sonstige Angaben: siehe oben. Beruf: Sprachstudent. Zweck des Aufenthalts: Studium an der Moskauer Staatsuniversität. Angehörige: keine.
    Frühere Besuche in der UdSSR: keine. Verwandte in der UdSSR: keine. Heimatanschrift: 109 West 78 St., New York, USA.
    Rechts oben auf dem Visum klebte das gleiche Schwarzweißfoto wie in Kirwills Pass.
    Die Unterschriften waren beinahe identisch - auffallend sauber, wie gestochen.
    Verwaltung der Moskauer Staatsuniversität. Einschreibung für Slawistikstudium im September 1974.
    Gleichmäßig gute Noten. Eine ausgezeichnete Beurteilung durch einen Tutor, aber …
    Komsomol-Bericht. J. M. Kirwill bemüht sich zu sehr um Kontakte zu sowjetischen Studenten, zeigt zuviel Interesse an sowjetischer Innenpolitik, äußert antisowjetische Ansichten. Von der Komsomol-Zelle seines Wohnheims zur Rede gestellt, äußert Kirwill auch antiamerikanische Ansichten. Eine heimliche Durchsuchung seines Zimmers fördert Schriften des Thomas von Aquin und eine Bibel in kyrillischer Sprache zutage.
    Komitee für Staatssicherheit. Kirwill wurde im ersten Jahr von Mitstudenten observiert und als für eine Anwerbung ungeeignet eingestuft. Annäherungsversuche durch eine junge Dozentin und einen

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