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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Kommilitonen blieben ergebnislos. Das Gesamturteil war daher negativ. Unerwünschte Kontakte zu Kirwill haben gehabt: die Sprachstudenten T. Bondarow und S. Kogan sowie die Jurastudentin I.
    Asanowa. Gesundheitsministerium, Poliklinik der Staatsuniversität Moskau. Der Student J. Kirwill wurde wegen folgender Erkrankungen behandelt: Verdauungsstörungen in den ersten vier Monaten; Grippe; Zahnentzündung (Zahn gezogen und durch Stahlkrone ersetzt).
    Auf dem beiliegenden Zahnschema war der gleiche Zahn wie bei dem Toten im Gorki-Park angekreuzt. Von einer Wurzelbehandlung war nirgends die Rede.
    Innenministerium. J. M. Kirwill ist am 12. 3. 1976 ausgereist. Wegen seiner für Gäste der UdSSR unangebrachten Einstellung sollte ihm keine weitere Einreise mehr genehmigt werden.
    Dieser verdächtig asketische Student hatte offenbar keine Schwierigkeiten mit dem geschwächten linken Bein gehabt, das Lewin bei Rotkopf entdeckt hatte, war anscheinend von keinem amerikanischen Zahnarzt behandelt worden und schien nie in die Sowjetunion zurückgekommen zu sein. Andererseits hatte er das richtige Alter und den richtigen Körperbau sowie eine Stahlkrone und rotes Haar - und kannte Irina Asanowa.
    Arkadi zeigte Golodkin das Passfoto. »Kennen Sie diesen jungen Mann?«
    »Nein.«
    »Er kann braunes oder rotes Haar gehabt haben. In Moskau laufen nicht viele rothaarige schmächtige Amerikaner herum, Feodor.«
    »Tut mir leid, ich kenne ihn nicht.«
    »Wie steht’s mit diesen Studenten? Bondarow? Kogan?« Der Chefinspektor fragte nicht nach Irina Asanowa. Fet hörte schon interessiert genug zu.
    Als Golodkin den Kopf schüttelte, schlug Arkadi das zweite Dossier auf.
    US-Reisepass. Name: William Patrick Kirwill. Geburtsdatum: 23. 5. 1930. Größe: 1,80 m. Ehefrau: keine. Kinder: keine. Geburtsort: New York, USA. Augen: blau. Haarfarbe: grau. Ausstellungstag: 23. 2. 1977.
    Das Passfoto zeigte einen Mann mittleren Alters mit lockigem grauen Haar und offenbar dunkelblauen Augen. Er hatte eine kurze Nase und ein energisches Kinn. Kein Lächeln. Unter Jacke und Hemd verbargen sich anscheinend breite Schultern und ein muskulöser Oberkörper. Seine Unterschrift wirkte kraftvoll und beherrscht.
    Touristenvisum. William Patrick Kirwill. Sonstige Angaben: siehe oben. Beruf: Werbefachmann.
    Zweck des Aufenthalts: Tourismus. Mitreisende Angehörige: keine. Frühere Besuche in der UdSSR: keine. Verwandte in der UdSSR: keine. Heimatanschrift: 220 Barrow St., New York, USA.
    Die gleiche Unterschrift, das gleiche Passfoto.
    Einreise in die UdSSR: 18. 4. 1977. Ausreise: 30. 4. 1977. An- und Abreise mit Pan American Airways. Aufenthalt im Hotel Metropol.
    Arkadi hielt William Patrick Kirwills Passfoto hoch.
    »Erkennen Sie diesen Mann?«
    »Das ist er! Das ist der Kerl, der mich gestern in den Gorki-Park bestellt hat!«
    »Aber Sie haben von einem >dicken alten Kerl< gesprochen«, protestierte der Chefinspektor.
    »Na ja, er war eben groß und kräftig.«
    »Und wie ist er gekleidet gewesen?«
    »Er hat lauter neue russische Sachen angehabt. Da er fließend Russisch spricht, kann er sie sich selbst gekauft haben - aber welcher Amerikaner sollte das wollen?«
    Arkadi betrachtete das Foto erneut. Er hatte keine Vorstellung von amerikanischen Werbefachleuten; er sah ein Gesicht, aus dem brutale Kraft sprach, und einen Mann, der Golodkin geradewegs auf die Lichtung geführt hatte, auf der die Ermordeten entdeckt worden waren und auf der Arkadi im Kampf gegen einen Unbekannten unterlegen war. Der Chefinspektor erinnerte sich daran, seinen Gegner ins Ohr gebissen zu haben. »Haben Sie seine Ohren gesehen?«
    Golodkin schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass es Unterschiede zwischen sozialistischen und kapitalistischen Ohren gibt.«
    Arkadi rief bei Intourist an und erfuhr, dass W. P. Kirwill am fraglichen Abend eine Karte fürs Bolschoi-Theater gehabt hatte. Er fragte, wie Kirwills Intourist-Führer zu erreichen sei, und hörte, dass der Amerikaner ein Einzelreisender sei. Intourist-Führer gab es erst für Reisegruppen ab zehn Personen.
    Als der Chefinspektor auflegte und sich mit einem Blick zu Fet hinüber vergewisserte, dass der KGB-Spitzel alles mitbekommen hatte, kam Pascha aus dem Außenministerium zurück. »Wir haben jetzt einen Zeugen, der eine direkte Verbindung zwischen zwei möglichen Mordopfern und einem verdächtigen Ausländer herstellt«, sagte Arkadi nachdrücklich, damit Fet auch alles mitbekam, was er Pribluda berichten sollte. »In

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