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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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bekannt. Weshalb glauben Sie, hat er sich hier aufgehalten, und warum halten Sie ihn für tot?«
    »Sie sind kein richtiger Kriminalbeamter. Ihre Leute treiben sich zu oft beim KGB herum.«
    Arkadi machte gar nicht erst den Versuch, dem Amerikaner zu erklären, weshalb er Fet als KGB-Spitzel duldete. »Wie sind Sie mit James Kirwill verwandt?«
    »Das möchte ich von Ihnen hören.«
    »Mr. Kirwill, ich nehme nur Anweisungen von meinem Vorgesetzten, dem Moskauer Staatsanwalt, entgegen. Ich führe Ermittlungen wegen der Ermordung dreier Personen im Gorki-Park. Sie sind aus New York hierher gekommen und besitzen Informationen, die uns weiterhelfen könnten. Erzählen Sie mir, was Sie wissen.«
    »Nein.«
    »Sie haben keine Möglichkeit, die Aussage zu verweigern. Sie sind in russischer Kleidung gesehen worden. Sie haben eine Schusswaffe eingeschmuggelt, mit der Sie bereits auf mich geschossen haben. Sie weigern sich, meine Ermittlungen zu unterstützen, was an sich schon strafbar ist. Sie sind verpflichtet, uns alle einschlägigen Informationen mitzuteilen.«
    »Sehen Sie hier irgendwo russische Kleidungsstücke, Renko? Seit wann ist es übrigens verboten, sich wie Sie anzuziehen? Die angebliche Schusswaffe, die Sie mir unter die Nase halten, sehe ich heute zum erstenmal. Sie haben meinen Koffer aufgebrochen - woher soll ich wissen, was Sie alles reingetan haben? Und welche Informationen meinen Sie?«
    Arkadi brauchte einige Sekunden, um sich von seiner Verblüffung über diese Unverfrorenheit zu erholen.
    »Ihre Aussagen über James Kirwill …« begann er.
    »Welche Aussagen? Das Abhörmikrofon steckt im Telefon, das Sie klugerweise zugedeckt haben. Sie hätten ein paar Freunde mitbringen sollen, Renko. Als Kriminalbeamter taugen Sie nicht sonderlich viel.«
    »Ihre Zeichnung des Tatorts im Gorki-Park, das durchgepauste Röntgenbild und das Zahnschema werden die Verbindung zu James Kirwill herstellen, falls er einer der Ermordeten gewesen ist.«
    »Die Zeichnung und das Zahnschema sind mit einem russischen Bleistift auf russisches Papier gezeichnet«, antwortete Kirwill. »Auch das Röntgenbild ist kein Original, sondern nur eine Pause. An Ihrer Stelle würde ich mir lieber Gedanken darüber machen, was die amerikanische Botschaft zu einem sowjetischen Kriminalbeamten sagen wird, der harmlose amerikanische Touristen überfällt, die ihn dabei erwischen, dass er ihr Gepäck durchsucht.« Kirwill zeigte auf den aufgebrochenen Koffer.
    »Sie wollten doch wohl nicht etwas mitnehmen?«
    »Mr. Kirwill, wenn Sie damit zu Ihrer Botschaft kommen, setzen Ihre Landsleute Sie ins nächste Flugzeug nach Amerika. Sie sind sicher nicht hergekommen, um gleich wieder heim zu fliegen? Und ich nehme an, dass Sie keine Lust haben, für fünfzehn Jahre in einem sowjetischen Umerziehungslager zu verschwinden.«
    »Keine Angst, ich komme schon zurecht.«
    »Wie kommt es, dass Sie so hervorragend Russisch können, Mr. Kirwill? Wo habe ich Ihren Namen schon einmal gehört, bevor James Kirwill ermordet worden ist? Nachträglich kommt er mir irgendwie bekannt vor.«
    »Leben Sie wohl, Renko. Gehen Sie wieder zu Ihren Freunden vom Geheimdienst.«
    »Erzählen Sie mir von James Kirwill.«
    »Verschwinden Sie!«
    Arkadi gab auf. Er warf Kirwills Pass und die Kreditkarten auf den Nachttisch. Die Geldbörse behielt er in der linken Hand.
    »Lassen Sie sich nur nicht aufhalten«, riet Kirwill ihm sarkastisch. »Ich mache hier sauber, wenn Sie gegangen sind.«
    Die Geldbörse lag schwer in Arkadis Hand und war auch ohne die Kreditkarten auffällig steif. Kirwill rutschte auf seinem Stuhl nach vorn, als er sah, dass der Chefinspektor sich genauer für die Geldbörse interessierte. Arkadi spürte so etwas wie ein Stück Metall und ließ es in seine Hand gleiten. Es musste zwischen Leder und Futter gesteckt haben, so dass er es vorhin übersehen hatte. Es war eine goldfarbene Plakette mit einem blauen Wappen. Über dem Wappen stand »City of New York«, darunter »Lieutenant«.
    »Sie sind Polizeibeamter?«
    »Kriminalbeamter«, stellte Kirwill richtig.
    »Dann müssen Sie mir helfen«, sagte Arkadi, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt - was es für ihn auch war. »Sie haben gesehen, wie Golodkin mein Büro in Begleitung eines Kriminalbeamten verlassen hat. Dieser zweite Mann war mein Freund Pascha Pawlowitsch - ein Kollege, mit dem ich oft zusammengearbeitet habe, ein sehr guter Mann. Eine Stunde später wurden beide in Golodkins Wohnung

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