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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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nehmen. Immer dann, wenn er es am wenigsten erwartete. Vielleicht sollte er Pfeife rauchen. Angeblich war das ja weniger gefährlich. Aber die Kollegen würden ihn auslachen. Ein Kommissar mit Pfeife, wie albern. Außerdem durfte man fast nirgendwo mehr rauchen. Er hatte nicht vor, in der Dienststelle in dem klimatisierten Raum unter der Treppe herumzustehen wie die Untersuchungshäftlinge im winzigen Außenbereich auf dem Dach.
    Er seufzte leise und drehte sich zu Ricky um.
    »Was hatte Anders Traneus, der Cousin Ihres Vaters, für ein Verhältnis zu Ihren Eltern?
    »Keine Ahnung. Ich dachte eigentlich, sie hätten gar nichts miteinander zu tun.
    »Ach so. Und warum nicht?«
    Ricky zuckte die Schultern.
    »Verkehren Sie etwa mit all Ihren Cousins?«

14
     
    Elins Handy gab einen erstickten Laut von sich. Es steckte in der Tasche, die sie unter den Sitz vor ihr geschoben hatte. Sie wollte die Prada-Tasche nicht zur Schau stellen, es konnte gut sein, dass sie alte Bekannte traf. Nach einer Weile hatte sie das Handy gefunden. Molly war dran.
    »Ich sitze jetzt im Bus«, antwortete sie auf die obligatorische Frage, »in etwa zwanzig Minuten bin ich da … Ich habe überhaupt keinen Bock auf ein Wochenende mit meinen Eltern. Ich werde durchdrehen«, flüsterte sie.
    »Kannst du nicht bei deinem Bruder schlafen?«
    »Ich weiß nicht. Natürlich wär das besser. Ich würde viel lieber bei ihm übernachten, aber dann ist Mama enttäuscht und nervt die ganze Zeit. Besser, ich bringe es hinter mich, dann ist bis Weihnachten erst mal Ruhe.«
    Der Bus fuhr nun durch den Wald. Rechts und links hohe dunkle Fichten. Über der Straße ein Streifen blauer Himmel.
    Vom Flugplatz bis zum Busbahnhof hatte sie ein Taxi genommen. Sie hatte ein Mädchen in ihrem Alter angesprochen, ob sie sich nicht das Taxi teilen wollten, und die hatte sofort zugestimmt. So war sie mit fünfzig Kronen davongekommen.
    Geld. Papa hatte am Telefon viel über Geld geredet. Über Geld, über die Zukunft und über Geld. Das Zauberwort. Er hatte angedeutet, dass es ihr und Ricky zugutekommen würde.
    Sie wollte nichts haben. Beim Gedanken daran spürte sie ein Brennen im Magen. Sie stellte den Fuß auf das Prada-Zeichen der Tasche. Sie wollte nichts haben. Sie wollte über sich selbst bestimmen.
    »Lass uns Schluss machen, ich muss noch Ricky anrufen und ihn daran erinnern, mich anzurufen.«
    Sie klappte das Handy zu, behielt es in der Hand und ließ sich eine Weile vom leichten Rumpeln des Busses wiegen. Dann klappte sie es wieder auf und drückte auf R.
    »Hallo, ich bin’s«, sagte sie.
    »Hallo.«
    »Wie geht’s?«
    »Na ja. Ich komm dich abholen.«
    Es wurde still.
    »Ja?«, fragte Elin.
    »Ja.«
    »Du hörst dich an wie diese sprechenden Internetcomputer für Blinde. Was hast du?«
    »Nachher. Ich wollte gerade losfahren. Es ist was dazwischengekommen.«
    Er klang, als hätte sie ihn aus einem tiefen Koma geweckt, dachte Elin.
    »Hast du gestern gefeiert? Warst du aus?«
    Sie hielten in Linde, und zwei Leute verließen den Bus. Niemand stieg zu.
    »Aus? Wo denn?« Er lachte kurz und etwas künstlich.
    »Oder zu Hause, was weiß ich?«
    »Wir reden später, okay?«
    »Okay. Du, ich habe einen Karton Wein mitgebracht«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, »der war sowieso offen. Da können wir eine Grundlage für das Abendessen schaffen. Du warst doch bestimmt nicht beim Systembolaget, oder?«
    »Bei unseren fürsorglichen staatlichen Drogenhändlern? Nein, ich wollte eigentlich, aber ich habe es nicht geschafft.«
    »Ich weiß, es ist was dazwischengekommen«, zog sie ihn auf.
    »Ich hol dich ab.«
    »Gut, bis dann.«
    Ricky hielt mit beiden Händen das Handy umklammert. Er saß immer noch auf dem Fußboden hinter der Eingangstür, wo ihm die Beine versagt hatten, nachdem die beiden Polizisten gegangen waren. Er hatte es ihr nicht am Telefon sagen können. Es ging nicht. Aber er musste es ihr erzählen. Er. Ricky.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie Elins Gesichtsausdruck sich verändern würde, wenn sie es begriff. Plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie reagieren würde.
    Wann sollte er es ihr sagen? So schnell wie möglich natürlich. Das hier war keine Geschichte, mit der man sich Zeit ließ. Gleich, wenn sie aus dem Bus gestiegen war? Nein, besser im Auto, da waren sie für sich. Oder sollte er warten, bis sie zu Hause waren? Im Auto war es vielleicht seltsam. Womöglich musste er unterbrechen, weil

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