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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Jungen.«
    »Wissen wir, wer es ist?«
    »Ein Anders Traneus, offenbar der Cousin von Arvid Traneus. Wir müssen noch mal zu dem Jungen.«
    Bevor er den Satz beendet hatte, ging er zurück zum Haus. Sara folgte ihm.
    Ricky sah sie fragend an.
    »Tja, da sind wir wieder«, entschuldigte sich Göran. »Dürfen wir reinkommen?«
    Nervös folgte Ricky ihnen in die Küche. Sie setzten sich. Göran hüstelte.
    »Der Tote in Ihrem Elternhaus ist nicht Ihr Vater.«
    Ricky gab einen tiefen Seufzer von sich. Einige Male hob sich seine Brust, als würde er anfangen zu lachen, aber dann beruhigte er sich wieder.
    »Der Tote ist der Cousin Ihres Vaters, Anders Traneus. Es tut mir leid«, sagte Göran.
    Ricky zeigte keine Reaktion.
    »Ich weiß, wer das ist, aber ich kenne ihn nicht.«
    »Es tut mir leid.«
    »Schon okay.«
    Ricky schien einen trockenen Mund zu haben. Er schnalzte einmal und sah Göran an.
    »Wir haben Sie wohl sehr beunruhigt, aber wir hatten keine andere Wahl.«
    Ricky Traneus strich sich über die Augen, als wolle er nicht vorhandene Tränen wegwischen.
    »Mein Gott.«
    »Leider muss ich Sie noch mit einigen Fragen belästigen.«
    Ricky nickte.
    »Wissen Sie, wie wir Ihren Vater erreichen?«
    »Papa?«
    Ricky schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte, er wäre derjenige, der …«
    »Offenbar war er das aber nicht. Die Frage ist, wie wir ihn erreichen können. Er ist doch auf Gotland, oder?«
    »Doch«, sagte Ricky langsam, als käme er nicht ganz mit.
    »Sie sagten, Sie wollten heute Abend zusammen essen?«
    »Das hatten wir vor.«
    »Gab es einen besonderen Grund?«
    Ricky schüttelte wieder den Kopf, diesmal allerdings auf eine ganz andere Weise. Nicht ratlos, sondern wie jemand, der aufzuwachen versucht.
    »Natürlich. Entschuldigung. Papa ist am Montag aus Japan zurückgekommen. Er hat dort … drei Jahre oder so gewohnt, aber nun ist er wieder nach Hause gekommen. Deswegen waren wir alle zum Abendessen verabredet.«
    »Alle, das heißt Sie, Ihre Schwester und Ihre Eltern?«
    Ricky schien zu zögern.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Das sind alle.«
    »Sie haben keine Ahnung, wo wir Ihren Vater erreichen? Arbeitet er jetzt auf Gotland?«
    »Nein … na ja, er ist Berater. Wenn er hier ist, arbeitet er zu Hause. Ich dachte, da wäre er.«
    Ohne den Blick von Ricky abzuwenden, rieb Göran Eide sich das Kinn.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Hm! Das muss etwa fünf Monate her sein.«
    »Fünf Monate? Sie haben ihn also noch nicht gesehen, seit er wieder auf Gotland ist?«
    »Nein.«
    »Wie kommt das?«
    »Wie bitte?«
    »Ihr Elternhaus ist ganz in der Nähe. Mit dem Auto ist es nicht weit. Hatten Sie nicht die Absicht, mal vorbeizufahren?«
    »Wir haben am Montag telefoniert. Er rief an und erzählte mir, dass er zu Hause sei. Wir haben uns ein bisschen unterhalten, und dann sagte er, wir sehen uns Freitag.« Ricky breitete die Hände aus.
    »Und seitdem hatten Sie keinen Kontakt?«
    »Nein.«
    »Keine Ahnung, wo er sein könnte?«
    Ricky schüttelte den Kopf.
    »Das ist merkwürdig. Er sagte, er wolle es erst einmal ruhig angehen lassen und zu Hause bleiben. Er brauche sein ganzes Leben nicht mehr zu arbeiten.«
    »Zu Hause ist er nicht«, sagte Göran Eide.
    Kein Wunder, dass er nicht dort ist, wenn er deine Mutter und seinen Cousin erschlagen hat, dachte er. Aber falls Ricky Traneus nicht selbst auf diesen Gedanken kam, wollte er ihn nicht mit Gewalt darauf stoßen, zumindest solange er keine Klarheit darüber hatte.
    Als Göran aufstand, hüpfte der Stuhl auf den schlanken Stahlrohrbeinen nach hinten. Er reichte Ricky zwei Visitenkarten.
    »Geben Sie die eine Ihrer Schwester, und richten Sie ihr aus, sie solle mich anrufen. Und Sie melden sich bitte, wenn Ihnen einfällt, wo Ihr Vater stecken könnte.«
    Ricky versicherte, dass er das tun würde. Er und Sara Oskarsson waren ebenfalls aufgestanden.
    »Wohnt Ihre Schwester hier auf der Insel oder …«
    »Auf dem Festland, in Stockholm.«
    »Mit anderen Worten, sie kann Ihren Vater auch nicht getroffen haben, seit er am Montag zurückgekommen ist?«
    Ricky antwortete nicht sofort. Offenbar hielt er es nicht für seine Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Nein, das ist unwahrscheinlich.«
    Sara öffnete die Tür. Klares Herbstlicht strömte in den dunklen Hausflur und verwandelte Sara in eine schwarze Silhouette. Göran nahm plötzlich Tabakduft wahr und konnte es sich nicht verkneifen, einen tiefen Atemzug durch die Nasenlöcher zu
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