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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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Stille, das sie überleben ließ.
    Und ihr Vater? Was empfand sie für ihn? So weit war sie noch nicht. Die grausigen Umstände seines Todes überschatteten die Tatsache, dass er gestorben war. Elin konnte nicht begreifen, dass er nicht mehr da war. Was immer das bedeutete. Das Grauen behielt sie weiter in seinen Klauen. Ihre Eltern waren ermordet worden, und sie glaubte, dass ihr eigener Vater … Es war einfach zu viel.
    »Ich komme gegen neun. Hast du Zeit?«, fragte Elin.
    Seit einer halben Stunde regnete es leicht und doch geräuschvoll. Es war diese Art von Regen, bei dem jeder Tropfen sanft, aber deutlich aufs Dach und an die Fenster klopft.
    Sie hatten sich in Görans Büro versammelt. Ove hielt einen Stapel Akten in der Hand. Alle warteten rastlos und ungeduldig darauf, dass sie endlich weiterkamen mit diesem Fall. Nach mehr als zwei Wochen hätte es eigentlich möglich sein müssen, einen Verdächtigen zum Verhör vorzuladen.
    »Ich habe einiges über Leo Ringvall herausgefunden«, sagte Ove. »Die Behauptung der Zeugin Marie Barsk, er sei 1994 mit seinen Eltern nach Stockholm gezogen, ist richtig. Die schwere Körperverletzung von 2003 ist das Erste, womit er aktenkundig geworden ist, aber wenn man sich ein bisschen umhört, ist eigentlich klar, dass da noch mehr im Busch war. Schmuggel, unerlaubter Handel mit Alkohol und Hehlerei, aber sein Name fiel immer nur am Rande, und man konnte ihm nichts nachweisen. Für eine Anzeige hat es nie gereicht.«
    »Und vermutlich hat sich auch niemand die Mühe gemacht, etwas zu finden, solange er sich auf diese beschissene Kleinkriminalität beschränkt hat.« Sara rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Wahrscheinlich«, sagte Ove, »aber plötzlich, peng, wird er wegen schwerer Körperverletzung verknackt. Eine unschöne Geschichte. Das Opfer ist aufgrund einer Schädelfraktur zu fünfzig Prozent invalide.«
    »Drei Jahre hört sich wenig an.«
    »Das dürfte zum einen daran liegen, dass es das erste Mal war, und zum anderen daran, dass das Opfer, offenbar genauso ein Chaot wie er, ihm vorher eine Bierflasche an den Kopf geworfen hatte«, erläuterte Ove.
    »An manchen Tagen möchte man alles hinschmeißen und Einsiedler werden«, seufzte Fredrik.
    »Du bist nach Gotland gezogen, das ist doch schon mal ein erster Schritt«, sagte Sara.
    Es wurde still in Görans Büro.
    »Das war ein Scherz!« Sara machte ein unglückliches Gesicht.
    Ove rollte sanft seinen Papierstapel ein und hielt ihn mit Daumen und Zeigefinger fest umklammert.
    »Diejenigen, die nicht vorhaben, spontan auf Einsiedler oder Komiker umzusatteln, fahren bitte nach Hemse und suchen Ringvall. Einen seiner alten Freunde, die Marie Barsk genannt hat, haben wir in unserer Kartei. Per-Arne Hallman, besser bekannt unter dem Namen Beppo. Er ist in der Ängsgatan in Hemse gemeldet. Ich schlage vor, dass wir dort anfangen.«
    Göran griff nach dem Hörer, legte einen Finger auf die Gabel und sah seine Kollegen an.
    »Sobald wir einen Durchsuchungsbefehl haben, machen wir uns auf den Weg. Die Einsatzgruppe geht zuerst rein. Falls Ringvall unser Mann ist, kann alles passieren, und ich möchte unschöne Messerstiche vermeiden. Ein Kollege mit Hexenschuss reicht mir.«
    Er nahm den Finger von der Gabel und wählte die Nummer der Polizeichefin, während die anderen eilig den Raum verließen.
    Die vier Männer aus der Einsatzgruppe brauchten drei Sekunden, um die Wohnungstür von Per-Arne Hallman aufzubrechen, und weitere drei Sekunden, um die kleine Wohnung in der Ängsgatan in Hemse zu sichern, von der aus man den Parkplatz vor dem Konsum-Supermarkt und die Bibliothek im Blick hatte.
    Per-Arne Hallman, besser bekannt als Beppo, blickte verschlafen vom Sofa auf, wo er vor einem Schwarz-Weiß-Film mit Gösta Ekman dem Älteren gedöst hatte. Bevor er richtig wach war, wurde er bäuchlings auf das Sofa gepresst und von einem Paar behandschuhter und nicht sonderlich einfühlsamer Hände durchsucht. Außer ihm war niemand in der Wohnung.
    Die vier Polizisten in Kampfanzügen steckten ihre Pistolen wieder ein und winkten die Kollegen von der Kripo herein.
    »Wir haben ihn«, sagte der Leiter der Einsatzgruppe.
    Gustav ging voran, Fredrik und Sara folgten ihm. Die Wohnung stank nach Rauch, der einen Mief aus Dreck, Abfall, schmutziger Bettwäsche und alter Socken überlagerte. Neben dem zerwühlten Bett stand ein Stapel ungeöffneter Kartons mit Verstärkern, DVD-Playern und ähnlichen Geräten.
    »Du

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