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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Gottes der ursprünglichen Versammlung am Berg,
    Potters Haus der christlichen Gemeinschaft. Die Charismatiker: Kalvarienberg-Kapelle, Charismatische Kirche Gottes, Stadt-Ernte-Kirche, Jesus’ Armee, Priester Seiner Herrlichkeit, Neue Grenzen, Kirche des wahren Jesus, Wiedergeburtsbewegung, Gemeinschaft neuen Lebens, äh, entschuldigt, Letztere waren eigentlich Neocharismatiker. Die Quäker, die Stone-Campbell-Bewegung, die Milleriten, Southcottiten, Siebenten-Tags-Adventisten, die Mormonen - sie glauben, Euer Sohn habe irgendwann Salt Lake City in Utah besucht, wo er den ... «
    »Hey, Dumpfbacke«, ruft Gott Jesus zu, der verhalten schnarcht. Gott wirft einen Stift nach ihm und trifft ihn an der Stirn, worauf Jesus aus dem Schlaf aufschreckt.
    »Häh, was ist los?«
    »Warst du jemals in Salt Lake City?«
    »Geht’s dabei um dieses Mädchen? Hör mal, Dad, sie hat gesagt, sie wäre achtzehn. Ich ...«
    »Vergiss es.« Mit einem Wink bedeutet Gott Matthäus fortzufahren.
    »... wo er den, äh, Nephiten predigte. Dann wären da noch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die Glaubensgemeinschaften der Prärieheiligen, die Hedrickiten, Bickertoniten, Cutleriten, Strangiten und so weiter. Und schließlich gibt es noch das etwas abseitigere Zeug, wie die Urchristen, die Kirche Christi, Wissenschaftler, Geisteskämpfer,
Sabbatianer, Milchtrinker, Zeugen Jehovas, die Swedenborgianer, die ...«
    »Schon gut.« Gott hebt eine Hand. »Matthäus, bitte, halt die Klappe. Komm auf den Punkt, okay? Wie viele von diesen Kotzbrocken gibt es insgesamt?«
    »Verschiedene christliche Glaubensgemeinschaften? Ähm«, Matthäus konsultiert seine Unterlagen, »knapp über 38 000.«
    Niemand sagt etwas, bis Gott schließlich noch einmal »Leck mich am Arsch« knurrt.
    Keiner der Anwesenden würde diese Einschätzung bestreiten, und nach einem weiteren zähen Moment der Stille fragt Gott: »Wie konnten die sich dermaßen in diese Anbetungs-Sache verrennen? Ich meine, denken die etwa allen Ernstes, es würde mich interessieren, ob sie an mich glauben oder nicht?«
    »Sie sind alle ziemlich besessen davon, die Bibel zu interpretieren«, erklärt Petrus.
    »Oh Mann, wirklich, die bekackte Bibel?«, fragt Jesus.
    Die bekackte Bibel. Was für eine Mogelpackung. Sie hatten ein paar Geschichten aufgeschnappt - häufig bloße Gerüchte - und diese dann nach Gutdünken ergänzt, geändert, fortgeschrieben und ausgeschmückt. Etwa die Speisung der Fünftausend, an die Jesus sich noch gut erinnert: Selbst äußerst wohlwollend betrachtet, waren bei diesem Essen bestenfalls fünfzig von ihnen anwesend gewesen. Aber es ist dasselbe Phänomen wie bei Lenny Bruce im Hungry I oder den Sex Pistols im 100 Club: Wenn jedes Arschloch, das behauptet, dort gewesen zu sein, bei diesen Auftritten tatsächlich zugegen gewesen wäre, dann hätte nicht einmal das Yankee-Stadion genug Platz für alle geboten. Und von den Broten und Fischen mal abgesehen, landete an diesem Abend eine ganze Menge Couscous auf den Tellern. Unmengen von beschissenem Couscous. So viel also zur wundersamen Optimierung des Speiseangebots.
    An dieser und all den anderen Anekdoten haben sie so lange herumgepfuscht, bis die Leute aus diesem Scheißbuch
schließlich genug Vorwände herauslesen konnten, um ungestraft nahezu alles tun und lassen zu können, was sie wollten. Nicht, dass die Bibel ein Monopol darauf hätte, derart großzügig ausgelegt zu werden: Da haut so ein bärtiger deutscher Ökonom eine kleine theoretische Abhandlung über den Kapitalismus raus. Und nur ein halbes Jahrhundert später kommen Stalin, Mao und Pol Pot daher, und bevor man noch »Produktionsmittel« sagen kann, liegt irgendein armer kambodschanischer Arsch in seinem eigenen Blut und sieht zu, wie seine Leber, auf einen Stock gespießt, die Straße hinuntergetragen wird, weil er eine beschissene Gabel besessen hat, während an der Himmelspforte ungefähr fünfzig Millionen Russen Schlange stehen.
    »Aye, wart mal ’ne Minute«, sagt Andreas, auf Matthäus deutend. »Du hast die Kreationisten vergessen, du Penner. «
    »Nun, Andreas, mir scheint«, erwidert Matthäus, »der Kreationismus ist eigentlich - und da wirst du mir bei genauerer Betrachtung sicher zustimmen - eher ein Glaube, der in vielen verschiedenen Ablegern der Christenheit verbreitet ist, als wirklich eine eigenständige Religion.«
    »Kreationismus?«, fragt Gott. »Was ist das?«
    »Also«, sagt Andreas kichernd, »da unten

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