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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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erreicht, stößt ihn jemand, und er kommt ins Stolpern.
    »Hey!«, ruft Jesus, während Morgan den Arm des Mannes ergreift und ihn abfängt, wobei dieser zurückweicht, als habe er Angst, geschlagen zu werden. »Scheiße«, sagt Morgan, »alles in Ordnung?« Der Mann nickt, wirkt verlegen. Aus der Nähe sieht Morgan, dass der Kerl schmuddelig ist, er trägt zu viele Klamotten für diese Hitze, sein Cordjackett ist am Kragen ganz speckig und voller Schuppen. Er riecht streng und hat grüne Zähne. Sein Gesicht ist voller Blutergüsse und Schnitte, die er sich jedoch nicht erst vor kurzem zugezogen hat. Es sind alte Wunden: ein blasses Rubinrot unter beiden Augen, das einmal tiefschwarz gewesen sein muss, ein ins Grünliche changierendes Gelb von der rechten Schläfe bis über die Wange. Ein Schneidezahn fehlt ihm auch. Morgan erkennt einen Obdachlosen, wenn er ihn sieht. Die Menge brüllt dem Mann immer noch Beschimpfungen zu, als Jesus sich schützend vor ihm aufbaut.
    »Was gibt’s hier für ein Problem?«, richtet JC das Wort an die unmittelbar neben ihm stehende Person in der Menge, eine gut gekleidete Dame in einem pastellfarbenen Sommerkleid. Sie trägt eine Sonnenbrille. An einer Hand hält sie ein kleines Mädchen von vier oder fünf Jahren, ähnlich gekleidet wie sie, während sie mit der anderen ein selbst gemachtes Plakat schwenkt, ein an eine kurze Latte genageltes Stück Kartonage, auf das sie die Parole »SCHWULE BRENNEN IN DER HÖLLE« geschrieben hat.
    »Diese Klinik«, sagt die Dame.

    »Klinik? Bitte entschuldigen Sie ...«, er deutet auf Morgan, Claude und Becky, »... aber wir sind von außerhalb.«
    »Der Stadtrat hat Gelder bereitgestellt, zur Eröffnung einer ... einer Beratungsstelle und Klinik ...«, sie spuckt die letzten Worte regelrecht aus, als handele es sich dabei um die schmutzigsten Ausdrücke, die man sich überhaupt vorstellen kann, »... für Leute mit AIDS. Genau hier! Direkt an der Hauptstraße!«
    Der Mob beginnt erneut zu pöbeln.
    »Und Sie sind der Meinung, hier sollte es keine solche Klinik geben?«, fragt Jesus.
    »Ganz genau.«
    »Aber ... was haben Sie denn für ein Problem damit?«
    »Was für ein Problem?« Die Frau scheint fassungslos, wirkt regelrecht perplex ob dieser Frage. Als wäre das Problem derart offensichtlich, dass sie nie damit gerechnet hätte, diesen Teil der Konversation jemals führen zu müssen. Das kleine Mädchen blickt fragend zu ihr auf. Der Mob schart sich hinter der Frau. »Wir wollen diese Leute hier nicht.« Sie nickt zu dem Mann hinüber, der nun hinter Morgan und Becky Schutz sucht. »Wir wollen nicht, dass sie unsere Stadt infizieren.«
    »Was für Leute?«, fragt Jesus, die Unschuld in Person.
    »Die Aidskranken. Die Junkies, die Homosexuellen und Prostituierten und dergleichen.«
    »Wir sind gute Christen hier«, meldet sich ein bärtiger Hüne zu Wort.
    »Nein, das seid ihr nicht«, sagt Jesus liebenswürdig, nicht einen Funken Groll oder Hohn in der Stimme.
    »Wie bitte?«, fragt die Dame im Sommerkleid.
    »Sie sind keine Christen«, sagt Jesus.
    »Und wie kommst du darauf, Kumpel?«, will der Bärtige wissen.
    »Ähm, nun, Sir, Sie scheinen da ein Plakat zu halten, auf dem steht«, JC neigt den Kopf, um besser lesen zu können: »HUREN UND JUNKIES KOMMEN IN DIE HÖLLE.«

    »Und ob sie das tun«, brüllt jemand anders.
    Jesus blickt in die Gesichter dieser armseligen Versammlung, von denen die meisten vor Wut und Hass verzerrt sind. Dann blickt er hinab zu dem kleinen Mädchen, das lächelnd zu ihm aufschaut. Ein paar der Männer in der Menge rücken näher. »Diese Leute haben Gottes Liebe verwirkt«, skandiert einer von ihnen.
    »Ich sag Ihnen mal was«, fährt die Frau entrüstet fort. Ich sag Ihnen mal was ist in der Regel ein ziemlich guter Indikator dafür, dass man kurz davorsteht, sich einen Haufen Blödsinn anhören zu müssen. »Ich bete jeden Morgen und jeden Abend zu unserem Herrn ...«
    »Wissen Sie was, Lady?«, seufzt Jesus, »Sie können auch jeden Abend einen Hund als Superman verkleiden. Der kleine Scheißer wird trotzdem nicht herumfliegen und die Welt retten.«
    Der Mob quittiert die Bemerkung mit einem fassungslosen Japsen, und die Frau legt sogar theatralisch eine Hand auf ihr Herz. »Nennen Sie mich etwa ei...«, beginnt sie, aber ein korpulenter Mann tritt zwischen sie und Jesus. »Ist schon gut, Annie«, sagt er zu der Dame und übernimmt das Wort. »Hör zu, mein Freund, wo kommt ihr Leute überhaupt

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