Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
und besorgen dir später auch einen Arbeitsplatz. Versprochen.«
Pete blickt auf und muss in die Sonne blinzeln, in der JCs langes Haar golden schimmert. Die blauen Augen ruhen auf ihm. »Und wie willst du das alles anstellen?«, fragt Pete.
»Ach, da finden wir schon einen Weg«, antwortet JC.
Pete wendet sich wieder dem Tisch zu und fragt: »Meint er das ernst?«
»Der Spinner ist noch verrückter als eine Scheißhausratte«, sagt Morgan.
14
S IE MACHEN EINEN KURZEN ABSTECHER NACH COLORADO, dann lenkt Kris den Bus nach Süden, und sie streifen die obere Ecke von Oklahoma, durchqueren den Staat nordwestlich von Boise City, bevor sie schließlich die dritte Staatsgrenze innerhalb weniger Stunden passieren. Und plötzlich sind sie umgeben von der endlosen Weite der Wüste New Mexicos.
Claude sitzt ganz vorn rechts neben Kris. Er starrt durch die Windschutzscheibe und beobachtet, wie der Wind über den Sand und durch die Kakteen fegt. Als könne er Santa Fe mit purer Willenskraft am Horizont erscheinen lassen, wenn er nur lang genug hinstarrt. Seit Kansas hat er kaum gesprochen, noch weniger als üblich. Er blickt bloß aus dem Fenster und umklammert den kleinen Rucksack, den er immer dabeihat, als Jesus sich auf den Platz neben ihm schwingt. »Na du«, sagt er und hält ihm eines von zwei Bieren entgegen, während er sich setzt, aber Claude schüttelt den Kopf. JC zuckt mit den Achseln und öffnet trotzdem eine Dose. Er nimmt einen ordentlichen Schluck, ohne abzusetzen, stößt zufrieden auf und tut es Claude gleich, indem er durch die Windschutzscheibe in den Sonnenuntergang starrt, der ein wenig Linderung von der Hitze des Tages verspricht. »Schön, was?«, sagt JC.
»Ja.«
»Alles in Ordnung, Kleiner?«
»Klar doch.«
»Freust du dich darauf, deinen Cousin wiederzusehen? Wie war doch gleich sein Name?«
»Äh, Sam.«
»Und du denkst, er wird dir hier unten dabei behilflich sein, einen Job zu finden?«, fragt JC und nippt an seinem Bier.
»Hat er zumindest gesagt. Gibt gutes Geld, hat er gesagt.«
»Gefährliche Arbeit?«
»Hin und wieder, schätze ich.«
Erneut herrscht Stille. Da ist nichts als das Dröhnen des Dieselmotors, der schwarze Asphalt, der unter ihnen verschluckt wird, und der öde Sand, der sich um sie herum ergießt. JC wirft einen Blick zurück in den hinteren Teil des Busses, wo gerade so etwas wie Partyatmosphäre aufkommt. Bevor sie Democracy den Rücken kehrten, hatten sie sich noch rasch mit ein paar Paletten Bier versorgt, und jetzt steht Pete im Gang, von wo er - mit einer Bierdose gestikulierend - auf Morgan, Becks und Big Bob einredet. Er trägt eine von JCs Jeans, ein frisches Veruca-Salt-T-Shirt von Kris, das ihm viel zu groß ist, und ist blitzeblank geschrubbt. Sie hatten ihm Geld für die Dusche im Truckstop gegeben, bevor sie losgefahren waren, und Pete verlor danach nicht nur den Müllcontainergestank, sondern war so sauber und rosig wie ein Neugeborenes. Schon erstaunlich, dass eine heiße Dusche und ein paar frische Klamotten darüber entscheiden können, ob man einen großen Bogen um einen Menschen macht oder mit ihm gemeinsam feiern möchte.
»Und wie geht es deiner Mom?«, fragt Jesus, als er sich wieder Claude zuwendet. »Hast du sie angerufen?«
»Ja. Ihr geht’s gut.«
»Freut mich«, sagt Jesus und leert das Bier. »Ich wette, ihr ist sehr viel wohler dabei, zu wissen, dass du hier unten Familienanschluss hast, hab ich Recht? Der gute alte Cousin Dan.«
»Ja. Ich schätze schon.«
»Sorry«, sagt Jesus, und seine Stirn legt sich in Falten, »ich meinte natürlich Sam.« Er blickt Claude an. »So heißt er doch?«
»Ja, genau«, erwidert Claude mit einem hektischen Seitenblick auf JC. »Sam.«
»Richtig. Cousin Sam. War mir bloß nicht mehr ganz sicher. Und du willst das hier wirklich nicht?« Er greift nach dem zweiten Bier und winkt damit. Claude schüttelt erneut den Kopf. »Komm zu Papa«, sagt JC, zieht an dem Ringverschluss, legt die Füße auf die Sperrholztrennwand vor ihnen und setzt gerade die kalte Dose an die Lippen, als Kris brüllt: »Hey! Würde einer von euch Schießbudenfiguren mir vielleicht auch mal ein Bierchen bringen?« Seufzend klettert Jesus aus seinem Sitz.
15
S ANTA FE, NEW MEXICO. LAUT MORGANS REISEFÜHRER bedeutet der ursprüngliche Name der Stadt, La Villa Real de la Santa Fé de San Francisco de Asis, so viel wie »Königliche Stadt des Heiligen Glaubens des Heiligen Franz von Assisi« und Santa Fe dementsprechend
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