Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
Problem?«
»Manche Leute fänden es vielleicht ... ähm ... geschmacklos«, sagt Sherry in dem Versuch, dem Regisseur zur Seite zu stehen.
»Was für Leute?«, fragt Stelfox, nun aufrichtig interessiert.
»Na ja, du weißt schon, das Publikum halt.«
»Oh, die«, seufzt Stelfox erleichtert. »Naomi ...«, er wendet sich Naomi zu, ranke und schlanke dreiundzwanzig Jahre
jung und ohne Herz oder Gewissen, »... besorg bitte eine Liste der Sponsoren und lass Terry vom Marketing ein paar Last-Minute-Anrufe erledigen. Mal sehen, wer am Ende das beste Angebot für diese Wand abgibt. Ich sag dir was, Sherry. Warum mailst du dem Publikum nicht eine Kopie meines letzten Kontoauszugs? Mal sehen, wie geschmacklos es das findet. Diese beschissenen Loser ...«
Und schon ist er auf und davon, um sich dem nächsten Problem zu widmen.
12
K RIS SCHRAUBT AM MOTOR DES BUSSES HERUM, UND Big Bob geht ihm dabei zur Hand. Dotty und Gus schlafen oder, um es treffender zu formulieren, sind weggetreten (der Cider war stärker als vermutet), und die Kids haben sich aufgemacht, das Wäldchen in der Nähe ihres Rastplatzes zu erkunden. Die Expeditionsgruppe, die nun zur Erkundung des Ortes aufbricht, rekrutiert sich also noch aus Jesus, Morgs, Becky und Claude.
Als sie die Hauptstraße des Kaffs entlangbummeln, verdreht Becky in ihrem winzigen Jeansrock, den Kork-Plateauschuhen und einem dünnen Baumwollleibchen sämtlichen Passanten den Kopf. Dank diverser Tourneen durch die Underground-Clubs der Vereinigten Staaten sind JC und Morgan alte Hasen, wenn es darum geht, mit wenig Geld in der Tasche durchs Land zu reisen. Sie wissen: Wenn sie das Gerichtsgebäude finden, kann die nächste Pfandleihe nicht weit sein. Schließlich wird es immer Menschen geben, die ihre Uhren, Eheringe und Gitarren versetzen müssen, um ein Bußgeld oder eine Kaution zu bezahlen. Und tatsächlich ... am Gericht rechts ab, ein paar Seitenstraßen entlang, und schon haben sie gefunden, was sie suchen: Drei vor dem Laden im Sonnenlicht glitzernde, goldene Kugeln - das offizielle Symbol der Pfandleiher - zeigen ihnen, dass sie richtig sind. Während Claude und Becky es sich auf einer Bank
davor bequem machen, gehen Jesus und Morgan mit der Martin und dem Pignose hinein.
Als sie keine drei Minuten später wieder zur Tür herauskommen, zählt Jesus Dollarnoten.
»Was für ein abgewichster Drecksack«, sagt Morgan, während sie sich der Bank nähern. »Ich fasse es nicht, dass du darauf eingegangen bist.«
»Stimmt was nicht?«, fragt Becky.
»Schon in Ordnung«, sagt Jesus.
»Dreihundertfünfzig Dollar für eine Martin von Anfang der Achtziger, die mindestens tausend wert ist? Siebzig für den Verstärker?«, ereifert sich Morgan.
»Hey«, sagt Jesus gut gelaunt, »es reicht dafür, um uns allen etwas in den Magen und den Bus ein gutes Stück die Straße runter zu befördern! Stimmt’s, Kumpel?« Freundschaftlich boxt er Claude auf den Oberarm. Claude grinst. »Na los, lasst uns ein paar Sandwiches oder sonst was für die Jungs auftreiben und ein paar Flaschen Fusel für die Oldies. Ich meine, hey, seht euch doch mal um.« Gestikulierend deutet er auf den Sonnenschein und die grünen Bäume der Hauptstraße. »Ist das nicht ein herrlicher Tag?«
Als sie auf der Suche nach einem Lebensmittelladen um eine Ecke biegen, erblicken sie eine Menschenansammlung: vielleicht dreißig oder vierzig Leute, die sich vor einem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite tummeln. Sie rufen Sprechchöre und wedeln aufgeregt mit Plakaten. »Wow«, sagt Becky, »seht euch das an. Eine Demo.«
Als sie näher kommen, können sie einige der Slogans auf den Plakaten lesen. »NICHT BEI UNS!« steht auf einem. »AIDS: DIE STRAFE GOTTES!« auf einem anderen. Die Menge ist durchmischt, einige ältere Leute, ein paar gut betuchte Damen mittleren Alters sowie jüngere Mütter mit ihren Kindern im Schlepptau. Ein hübsches Teenie-Mädchen trägt ein rotes T-Shirt, auf dem der Schriftzug GODHATESFAGS.COM prangt. Gerade als sie die ersten Ausläufer der Menge erreichen,
öffnet sich die Tür, um die sich die Leute scharen, und ein junger Mann kommt heraus. Sie können einen Blick auf ihn erhaschen: Er ist Mitte zwanzig, wirkt abgerissen und sieht verängstigt aus. Dann geht das Geschubse los, und die Umstehenden - Worte wie »Schwuchtel« und »AIDS« skandierend - bedrängen ihn, während er versucht, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Als er den Rand des Getümmels
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