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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Butts. »Das ist wirklich ein krankes Schwein.«
    »Okay«, sagte Lee, mehr zu sich selbst als zu den anderen beiden, »er ist nicht in Eile. Das bedeutet, dass er sich mit ihr an einem sicheren Ort befindet – und sich keine Sorgen machen muss, ertappt zu werden. Und das ist auf keinen Fall in der Kirche. Keine Anzeichen für ein Sexualdelikt?«, fragte er Dr. Rilke.
    »Nein.«
    »Und keine Anzeichen für einen Kampf?«
    »Nicht einmal ihre Fingernägel waren abgebrochen. Auch keine Verletzungen vom Messer, wie sie entstanden wären, wenn sie sich gewehrt hätte, daher schätze ich, dass er das erst rausgeholt hat, nachdem er sie bereits umgebracht hatte.«
    Lee atmete einige Male tief durch den Mund ein. »Die Verstümmelungen wurden ihr also wirklich nach dem Tod zugefügt?«
    »Der geringe Blutverlust spricht dafür«, antwortete sie. »Andererseits …«
    »Was?«, sagte Lee, und ihm schnürte sich der Magen zusammen. Er schluckte schwer. Besuche im Leichenschauhaus waren ihm ein Gräuel.
    »Na ja, die Schnitte waren nicht sehr tief, daher können sie ihr durchaus zugefügt worden seien, als sie noch am Leben war.«
    Lee drehte sich der Magen um. Er schluckte abermals und zwang sich, einige Male tief durchzuatmen.
    »Aber wie hat er sie dazu gekriegt, stillzuhalten?«, wollte Butts wissen.
    »Es gibt keine Hinweise auf Fesseln an ihren Hand- oder Fußgelenken, stimmt’s?«, fragte Lee.
    »Nein«, bestätigte Rilke. »Aber sie könnte zu dem Zeitpunkt zu schwach gewesen sein, um sich zu wehren.«
    »Irgendeine Ahnung, was er benutzt hat?«, fragte Butts.
    »Nichts Ausgefallenes. Ein ganz normales Schälmesser genügt da völlig. Irgendetwas mit einer recht kurzen Klinge – höchstens fünf Zentimeter.«
    »Könnte es ein Skalpell gewesen sein?«
    »Dafür sind die Wundränder zu uneben – selbst mit ungeübter Hand wären die Schnitte eines Skalpells sauberer.«
    »Zu schade, dass wir keine Handschriftenanalyse machen können«, bemerkte Butts.
    »Ich bezweifle auch, dass sich da eine Entsprechung finden ließe«, pflichtete Lee bei, »obwohl uns die Art, wie er bestimmte Buchstaben formt, durchaus etwas verraten könnte …«
    »Als Schriftprobe gibt das bisschen hier sowieso nicht viel her«, gab Dr. Rilke zu bedenken.
    Keiner von ihnen wagte auszusprechen, was sie alle dachten – das Letzte, was sie wollten, war eine längere Schriftprobe, denn das würde für ein weiteres Opfer den Tod bedeuten.
    »Wir müssen uns auf den Weg machen«, erklärte Butts mit einem Blick auf seine Uhr. »Die Eltern in Jersey erwarten uns.«
    »Okay, danke noch mal«, sagte Lee zu Gretchen.
    »Viel Glück«, erwiderte sie mit einem freudlosen Lächeln.
    »Danke«, wiederholte er und dachte bei sich: Das können wir brauchen .

    Vierzig Minuten später saßen Lee und Butts nebeneinander im Bus nach Nutley, New Jersey. Marie Kellehers Eltern waren bereits einmal in die Stadt gekommen und hatten die Leiche ihrer Tochter identifiziert. Jetzt hatte Chuck Morton, weil er ihnen weitere Strapazen ersparen wollte, Lee und Butts nach Nutley geschickt, um sie zu befragen.
    »Gute altmodische Ermittlungsarbeit – damit klärt man Verbrechen auf«, bemerkte Butts, während er die Zeitschrift aufschlug, die auf seinem Schoß lag, und sie durchblätterte. »Ja«, murmelte er, »so geht das – an Türen klopfen, Beweise sammeln.«
    Lee schaute aus dem Busfenster auf die vorbeisausenden grauen Granitfelsen von Weehawken. Sie hatten bislang keine Beweise – keine Haare, keine Fasern, keine DNA , nichts. Und er machte sich keine großen Hoffnungen, dass sie welche finden würden. Dieser Mörder würde mit der Zeit nur noch besser darin werden, seine Spuren zu verwischen.
    »Was haben Sie über das kaputte Kellerschloss in der Kirche herausgefunden?«, fragte Lee.
    Butts sah von seiner Zeitschrift auf. »Der Hausmeister wusste nichts von einem defekten Schloss, und niemand von denen in der Verwaltung, mit denen ich gesprochen habe, kann sich daran erinnern, den Schlüsseldienst gerufen zu haben. Aber als sie da unten nachgeguckt haben, war da tatsächlich ein Schloss kaputt, also muss irgendjemand davon gewusst haben.«
    »Hm«, sagte Lee. »Interessant.«
    »Meinen Sie, das ist ein Zufall?«
    »Vielleicht – vielleicht auch nicht.«
    Die Fahrt nach Nutley war nicht lang – ungefähr eine halbe Stunde bei dem wenigen Verkehr, und schon bald marschierten sie von der Bushaltestelle den Hügel hinauf zu dem kleinbürgerlichen Viertel, in

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