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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Menschen zu fassen.«
    »Ich schätze, er hat wohl gerade mal weggeschaut, als Ihre Tochter ermordet wurde«, murmelte Butts kaum hörbar.
    »Wie bitte?«, sagte Mrs. Kelleher, und in ihren kleinen Knopfaugen blitzte Misstrauen auf.
    Lee spürte eine plötzliche Abneigung gegen diese Menschen. Brian und Francis Kelleher trugen ihren Glauben vor sich her wie ein Schwert. Lee wusste, dass er seine Antipathie überwinden musste, und versuchte, sich einen der Situation angemessenen Ausdruck von Mitgefühl und Sorge aufs Gesicht zu zwingen.
    »Wissen Sie, meine Frau und ich haben lang und hart daran gearbeitet, unsere Tochter mit klaren christlichen Werten zu erziehen«, sagte Mr. Kelleher, so als hätte er das auswendig gelernt. Die Worte besaßen die Spontaneität einer Kirchenlitanei. Alles unter dem wachsamen Auge seiner Frau, die ihn lächelnd beobachtete. Lee empfand den beiden gegenüber einen so starken Widerwillen, dass er seine Gedanken ganz bewusst auf die unaussprechliche Tragödie richten musste, die sie erlitten hatten.
    »Sehen Sie, Inspector –«, setzte Mrs. Kelleher an.
    »Ich bin Detective«, korrigierte Butts.
    Sie ließ sich davon nicht stören und fuhr unbeirrt weiter.
    »Sehen Sie, Detective, der Herr gibt und der Herr nimmt. Er muss einen Grund gehabt haben, unsere Marie zu sich in den Himmel zu holen – denn dort ist sie jetzt und sitzt an seiner Seite. Er muss etwas mit ihr vorhaben, sonst hätte er sie uns nicht auf diese Weise genommen.«
    »Ihre Tochter war also auch religiös?«, fragte Lee.
    Mrs. Kelleher wandte sich ihm zu. »Oh ja, und wie! Sie hat nie einen Gottesdienst verpasst. Marie war das allerbeste Kind, das man sich nur wünschen konnte«, fügte sie hinzu und tupfte sich die Augen mit der Ecke eines geblümten Taschentuchs, das einen erstickend schweren Blumenduft verströmte. Lee versuchte ihn zu identifizieren – Mimose? Patchouli? Irgendwelche Lilien?
    Brian Kelleher legte beschützend die Hand auf die Schulter seiner Frau. Für ihn hatte Lee noch eher Verständnis. Er schien den religiösen Eifer seiner Frau nur ihr zuliebe mitzumachen. Ohne sie wäre er vielleicht ein ganz vernünftiger Mensch gewesen. Mrs. Kelleher seufzte, auch wenn Lee den Eindruck hatte, dass sie eher in Selbstmitleid badete als in Trauer um ihre Tochter. Etwas an dieser Frau missfiel ihm ganz gewaltig.
    Eine weitere halbe Stunde Befragung brachte sie irgendeiner nützlichen Information über Marie keinen Schritt näher. Nachdem Lee und Butts eine weitere Tasse lauwarmen Instantkaffee abgelehnt hatten, ergriffen sie die Flucht. Lee spürte die bohrenden Blicke der Kellehers, die ihnen über den kurzen Gartenweg zur Straße folgten. Keiner von ihnen sagte ein Wort, bis sie um die Ecke bogen, dann explodierte Butts.
    »Was sagt man zu solchen Leuten?«, donnerte er. »Die beiden waren mehr an ihrem guten Ruf interessiert als daran, den Mörder ihrer Tochter zu finden!« Er schnaubte ärgerlich und holte eine Zigarre aus seiner Brusttasche. »Teufel auch«, murmelte er, während er sich den Stumpen zwischen die Zähne schob. »Manchmal verstehe ich Menschen einfach nicht. Ganz ehrlich, warum legen wir uns da überhaupt noch ins Zeug?« Er biss das Ende seiner Zigarre ab und spuckte es in einen Mülleimer. »Fragen Sie sich das auch manchmal, Doc?«
    »Ja«, sagte Lee, »gelegentlich.« Er wollte Butts gegenüber nicht zugeben oder auch nur andeuten, wie tief er aus der Quelle der Verzweiflung getrunken hatte.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Butts. »Ich weiß es verdammt noch mal nicht.«
    Ich auch nicht , dachte Lee bei sich, schwieg aber.
    »Sie verheimlichen was«, wetterte Butts und kaute an seiner Unterlippe. »Ich schwöre bei Gott, die wissen etwas, was sie uns nicht sagen. Ich weiß nur nicht, was es ist.«
    Lee betrachtete den Detective, der wütend an seiner Zigarre kaute. Butts’ Kiefer mahlten so angestrengt, als wollte er sie pulverisieren.
    »Mag sein«, antwortete Lee kopfschüttelnd. »Es hatte durchaus den Anschein, als würden sie etwas verheimlichen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es etwas mit Maries Tod zu tun hat. Sie schienen eher darum bemüht, ihr Selbstbild zu schützen, als den Mörder ihrer Tochter zu finden, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie etwas vertuschen wollen. Bei einem Trauerfall reagieren Menschen manchmal auf merkwürdige Weise.«
    »Schon komisch, was?«, bemerkte Butts, als sie den Hügel hinab zur Bushaltestelle gingen. »Ich meine, Sie sagen doch, dass

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