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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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dem die Kellehers lebten. Ihr Haus war ein ordentliches kleines Gebäude mit weißer Holzverkleidung, grünen Markisen über den Fenstern und einer hölzernen Zierwindmühle im Vorgarten.
    Die Kellehers erwarteten sie, und so saßen Lee und Butts bald mit einem Becher Instantkaffee in der Hand auf entgegengesetzten Enden der Wohnzimmercouch, während ihre Gastgeber ihnen gegenüber in den Sesseln der Sitzgruppe Platz nahmen. Im elektrischen Kamin hinter ihnen glühte ein künstliches Holzscheit und verbreitete ein gespenstisches rotes Licht.
    Mrs. Kelleher hatte ein Gesicht wie ein eingefallener Muffin. So, als hätte jemand eine Nadel genommen und in ihre Wangen gestochen, um die Luft herauszulassen. Ihre Haut bildete dicke kleine Taschen unter den Augen und warf Falten um ihren schmalen, geschürzten Mund. Lee schätzte sie auf nicht älter als sechzig und wusste sofort, dass sie langjährige Raucherin war. Das Zimmer stank nach Zigaretten.
    Mr. Kelleher hingegen hatte ein kantiges, mageres Gesicht. Klein und breitschultrig, besaß er die kräftige Statur eines Bergmanns oder Bauarbeiters. Lockiges, graues Haar lag in dünnen Strähnen auf seinem breiten irischen Schädel.
    »Fällt Ihnen irgendein Grund ein, weshalb der Täter Ihre Tochter als Opfer ausgewählt haben könnte? Irgendetwas?«, fragte Butts die Eltern. Die einleitenden Beileidsbekundungen waren gemacht, und er kam mit seiner üblichen Direktheit – oder eher Taktlosigkeit – zum Kern der Sache.
    Brian Kelleher räusperte sich und sah seine Frau an. »Wir sind einfache Leute«, sagte er mit kehliger Stimme, in der ein leichter Akzent mitschwang. »Wir haben nie etwas mit schlechten Menschen zu tun gehabt – mit Verbrechern, meine ich.« Seine Kleidung gab eine Wolke abgestandenen Tabakgeruchs ab, also rauchte er ebenfalls stark.
    »Wie kommen Sie darauf, wir könnten den Mörder unserer Tochter kennen?«, fragte Mrs. Kelleher, ihre Augen angstvoll weit aufgerissen. »Solche Menschen kennen wir nicht.«
    Butts spielte verlegen mit seinem Notizbuch, und sein Blick schweifte rastlos durchs Zimmer. »Das behaupten wir ja gar nicht«, erwiderte er. »Es ist nur so, dass sich Leute manchmal doch an etwas erinnern, etwas gehört oder gesehen haben, das später bei den Ermittlungen weiterhilft. Fällt Ihnen irgendetwas in Bezug auf das Leben Ihrer Tochter ein, das seltsam oder ungewöhnlich war – besonders in den letzten Wochen?«
    Die Kellehers schienen zu überlegen, doch für Lee sah es eher so aus, als ob sie nur so taten. Sie hatten die Stirn gerunzelt, als würden sie sich konzentrieren, studierten eingehend ihre Hände und schauten sich im Zimmer um. Schließlich sprach Mrs. Kelleher.
    »Mir fällt da nichts ein – und dir, Schatz?«, sagte sie zu ihrem Mann. Mr. Kelleher sah seine Frau an – sie hatte eindeutig die Hosen an.
    Er schüttelte bekümmert seinen großen Kopf. »Nichts. Marie war eine sehr gute Studentin«, fügte er mit einem Blick auf seine Frau hinzu.
    »Haben Sie sie je mit einem Unbekannten gesehen oder jemandem, mit dem sie normalerweise keinen Kontakt gehabt hätte?«, fragte Butts. »Ich meine, mit irgendjemandem, bei dem Ihre Alarmglocken geschrillt haben?«
    Das Ehepaar schaute pikiert drein, als hätte er die Tugend ihrer Tochter infrage gestellt.
    »Gütiger Gott, nein«, erwiderte Mrs. Kelleher. »Sie ist mit diesem netten Jungen ausgegangen – wir mochten ihn –, er war immer sehr höflich und zuvorkommend – stimmt doch, Schatz?«, sagte sie zu ihrem Mann, der gehorsam nickte.
    »Er hat uns von seinem Verdacht erzählt, sie hätte noch einen anderen gehabt«, sagte Butts.
    »Was meinen Sie damit?«, erregte sich Mrs. Kelleher. Ihr weiches, rundes Gesicht erinnerte an ein zerknautschtes Sofapolster.
    »Wussten Sie irgendetwas von einem anderen Mann?«, wollte Butts wissen.
    Mrs. Kellehers Gesicht zuckte. »Nein, natürlich nicht! So eine war unsere Marie nicht.«
    »So eine was?«, fragte Lee.
    »Die Art Mädchen, die sich mit mehreren Männern gleichzeitig einlässt, natürlich«, raunzte sie. »So etwas hätte Marie niemals getan.«
    »Weil sie ein anständiges Mädchen war?«, fragte Lee.
    »Weil sie ein anständiges katholisches Mädchen war. Und lassen Sie mich Ihnen eins klipp und klar sagen«, erwiderte sie und legte eine fleischige Hand auf Lees Arm, »wir beide vertrauen darauf, dass der gute Herrgott ihren Mörder zur Strecke bringen wird. Wir wissen, dass er über uns wacht und helfen wird, diesen bösen

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