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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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    Er schüttelte heftig den Kopf, um die Stimmen aus seinem Kopf zu verbannen, doch es nützte nichts. Er war müde, so müde … vor ihm auf dem Tisch lag eine kleine Sammlung von silbernen und goldenen Kreuzen an ihren zarten Kettchen. Er wählte eines mit einem winzigen Brillanten in der Mitte aus und lächelte. Das Kreuz würde seiner Mutter gefallen.

KAPITEL 23

    Der Priester mit dem traurigen Blick winkte ihn von der anderen Seite eines langen gewundenen Flusses zu sich. Lee sehnte sich danach, den Fluss zu überqueren und sich zu dem Priester zu gesellen, doch die Strömung war stark, und er hatte Angst davor, flussabwärts gezogen zu werden. Der Priester breitete lächelnd seine Arme aus, und gerade, als Lee ins Wasser springen wollte –
    Das Telefon klingelte. Lee riss sich aus seiner Traumwelt, warf die Bettdecke von sich und langte nach dem Hörer, froh darüber, das Bild des Priesters mit dem traurigen Blick los zu sein, erleichtert, dass er sich in seinem Schlafzimmer befand.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s.« Es war Chuck. »Im Fall der Toten aus Queens gibt es Fortschritte. Einige Jugendliche haben sich gemeldet, weil sie denken, dass sie sie kannten. Sie sind gerade auf dem Revier.«
    »Ich bin sofort da.«
    Auf dem Revier folgte Lee Chuck und Butts den Flut hinunter zu Vernehmungszimmer Drei. Er hatte einen Becher Kaffee in der einen Hand, während er sich mit der anderen den Schlaf aus den Augen rieb.
    Durch den Einwegspiegel konnte er sie sehen – drei Jugendliche aus der alternativen Szene, zwei Jungs und ein Mädel. Sie waren jung, wahrscheinlich sogar jünger als die Tote. Zwei von ihnen, das Mädchen und einer der Jungen, waren vom Scheitel bis zur Sohle als Goths aufgemacht – schwarzes Leder, lila Stachelhaare, blutroter Lippenstift, ihre Haut mit genügend Schmuck gepierct, um jeden Metalldetektor am Flughafen verrücktspielen zu lassen. Lee zählte allein in der Nase des Jungen fünf Ringe.
    Der dritte Jugendliche war äußerlich weniger auffällig. Er war schlank und zierlich, trug eine schlichte Wildlederjacke über Jeans, kein Make-up und nur einen einzelnen Nasenring. Sein Haar war braun und zurückgekämmt, nicht zu Stacheln hochgestylt wie das Haar des anderen Jungen, das an die Krone der Freiheitsstatue erinnerte. Er wirkte auch nervöser als seine Kumpel und schaute alle paar Sekunden zur Tür, so als würde er erwarten, dass sie jeden Moment aufginge und ein Ungeheuer in den Raum stürzte.
    Der andere Junge war größer, kräftig gebaut, aber pummelig, mit einer Rolle Babyspeck, die zwischen seiner Lederweste und seiner nietenbesetzten schwarzen Lederhose hervorquoll. Nach seinen hellen Augenbrauen und Wimpern zu urteilen, vermutete Lee, dass sein Haar von Natur aus blond war, aber es ließ sich nur schwer sagen, was sich unter all der lila Färbung verbarg.
    Seine Unterarme zeigten Spuren nicht lang zurückliegender Verletzungen – keine Einstiche, dachte Lee bei sich, sondern eher die kleinen Schnitte des sogenannten Ritzens –, einer Praktik, bei der sich Jugendliche mit scharfen Messern Wunden zufügten, manchmal ein Dutzend oder mehr auf einmal. Bei den Goths war es im Moment groß in Mode, aber es roch nach Depression. Ein verzweifelter Versuch, Gefühle zu betäuben, die schmerzhafter waren als körperliche Verletzungen.
    Er musterte das Mädchen, um zu sehen, ob sie sich auch »ritzte«, doch ihre Arme waren in den Ärmeln ihres schwarzen Spitzenoberteils verborgen. Sie war groß, mit pechschwarz gefärbten Haaren. Ihr Lippenstift hatte die Farbe von getrocknetem Blut, und ihre herunterhängenden Mundwinkel gaben ihr einen permanent verkniffenen Ausdruck. Ihre Augen waren dick mit Eyeliner umrandet, sodass sie einem schlecht gelaunten Waschbär ähnelte. Lee vermutete, dass sie unter all dem Make-up wahrscheinlich recht hübsch aussah. Sie tat cool und hart, und die beiden Jungen wirkten, als hörten sie auf sie. Der Kleinere hatte ein intelligentes Gesicht, wohingegen der Größere eher der Bursche fürs Grobe zu sein schien. Die Schöne, der Schlaue und das Muskelpaket, dachte er bei sich, während er die drei betrachtete. Gewöhnlich gab es bei solchen Gruppen einen Anführer und Mitläufer, und das Mädchen war eindeutig die Anführerin.
    »Hör zu, du kannst doch gut mit Kindern umgehen«, sagte Chuck zu Lee. »Warum übernimmst du nicht die Befragung?«
    »Okay.« Lee schaute zu Butts, um zu sehen, ob er deswegen böse war. Falls ja, zeigte er es

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