Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
Vom Netzwerk:
jedenfalls nicht.
    Zusammen mit Butts und Chuck betrat er das Vernehmungszimmer, Lee mit ruhigem, doch entschlossenem Gang, wobei er sein Gesicht so ausdruckslos wie möglich hielt. Wenn er die drei richtig einschätzte, war es das Beste, wenn er sich bedeckt hielt und sie den ersten Zug machen ließ. Sie sahen ihn misstrauisch an, als er sich auf den einzigen freien Stuhl setzte, ein ramponiertes grünes Plastikding mit einem Sprung in der Sitzfläche. Er lächelte sie an.
    »Hallo«, sagte er, »danke, dass ihr gekommen seid.«
    »Hören Sie, wir wollten nur helfen, den Mörder zu schnappen, okay?«, sagte das Mädchen, als hätte er sie in irgendeiner Weise herausgefordert.
    »Okay«, erwiderte Lee, ohne auf ihren feindseligen Ton zu reagieren. »Das wissen wir zu schätzen.«
    »Ich sag Ihnen jetzt mal, wie die Sache läuft«, erklärte sie und beugte sich vor. Lee versuchte angestrengt, nicht auf die dunkle Linie zu starren, wo sich ihre Brüste unter dem Spitzenhemd trafen. »Sie fragen nicht, wer wir sind, und wir erzählen Ihnen alles, was wir wissen. Abgemacht?«
    Lee sah zu Chuck, der nickte.
    »Abgemacht.« Ihr Wunsch, anonym zu bleiben, bedeutete höchstwahrscheinlich, dass sie Ausreißer waren. Kleine Diebe vielleicht, Drogenkonsumenten möglicherweise – aber vor allem waren sie einfach nur verängstigte Kinder.
    »Okay«, sagte das Mädchen. Ihre Stimme war heiser, verrucht wie der Blick aus ihren kajalumrandeten Augen – von zu vielen Zigaretten, harten Drogen, Hasch, er konnte es nicht sagen.
    »Sie müssen verstehen, wie das bei uns ist«, sagte das Mädchen. »Wir halten zusammen, klar?«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Lee. »Ich bin dankbar für alles, was ihr uns erzählen könnt.«
    »Okay.« Sie holte tief Luft und sah zu ihren Kumpels, die dasaßen und sie beobachteten. »Sie ist vor rund einem Monat auf ’nem Rave in einem verlassenen Gebäude an der Avenue C aufgekreuzt. Hat gesagt, ihr Name sei Pamela. Kein Nachname, nur Pamela. Eines Abends ist sie dann gegen Mitternacht im CBGB aufgetaucht. War es nicht so, Scott?«, sagte sie zu dem größeren Jungen.
    Das CBGB war ein legendärer Musikclub an der Bowery, der in seiner dreißigjährigen Geschichte viele Punk- und Heavy-Metal-Bands beherbergt hatte. Lees Wohnung an der East Seventh Street war gleich um die Ecke.
    Der größere Junge zuckte ungelenk mit den Schultern, als wollte er etwas von seiner Schulter schütteln. »Ja, so um den Dreh.« Seine Stimme bebte und hüpfte ein bisschen, offenbar war er im Stimmbruch. Lee fragte sich, wie alt er sein mochte.
    »Was hatte sie an? Was hat sie gesagt?«, wollte Chuck wissen, doch sein Gedrängel machte das Mädchen nur misstrauischer. Sie strich sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht.
    »Sie war wie ein braves Mädchen angezogen – richtig Mittelschicht und so. Ich glaube nicht, dass sie hier aus der Gegend war.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Butts.
    »Ihr Akzent – der war anders. Ich kann’s nicht genau beschreiben, aber halt anders.«
    Der kleinere der beiden Jungen mischte sich ein. »New England. Sie kam aus New England.«
    Chuck und Lee drehten sich zu ihm um und musterten ihn. Er wirkte irgendwie nicht so, als würde er richtig dazugehören. Etwas war anders an ihm, er hatte etwas Nachdenkliches, Kultiviertes, wie ein Akademiker, der sich nach Feierabend als LKW -Fahrer versucht.
    »Bist du da sicher?«, fragte Lee.
    »Freddy checkt solche Sachen schnell«, sagte das Mädchen.
    »New England«, wiederholte er. »Ich hab Verwandte da. Den Akzent erkenne ich wieder.«
    »Okay«, sagte Butts. »New England ist ziemlich groß. Kannst du es etwas mehr eingrenzen, uns vielleicht wenigstens einen Bundesstaat nennen?«
    Freddy runzelte die Stirn. »Ähm, New Hampshire – vielleicht auch Maine. Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Was könntet ihr uns sonst noch über sie erzählen?«, fragte Chuck.
    Das Mädchen biss sich auf die Lippe. »Na ja, sie hat keine Drogen oder so ’n Zeug genommen, stimmt’s, Scott?«
    »Ja«, sagte er und starrte auf seine Schuhe. »Sie ist mit uns auf ’nen Rave gegangen, aber sie hat kein E eingeworfen. Hat gesagt, sie hat von Kids gehört, die gestorben sind, nachdem sie es genommen haben.«
    »E?«, fragte Lee. »Was ist das?«
    »Ecstasy«, erklärte Butts. »Ist eine beliebte Partydroge.«
    »Hat sie je Freunde, Familie oder irgendetwas von zu Hause erwähnt?«, fragte Chuck.
    Die drei Jugendlichen sahen einander an, als müssten sie jetzt

Weitere Kostenlose Bücher