Gott geweiht
ließen, dass man sie riechen, schmecken und spüren konnte.
Ihr Atem ging immer schneller, bis er zu einem heiseren Keuchen wurde. Er liebte dieses Gefühl von Macht – dass er es war, der sie so selbstvergessen stöhnen ließ: »Oh Gott, oh Gott !« Ihr schlanker Körper wand sich in orgiastischer Ekstase unter ihm, kleine Schweißperlen sammelten sich überall auf ihrem erregten Körper. Er wollte alles über sie erfahren – Dinge, die niemand sonst über sie wusste.
Nachdem er gekommen war, fühlte er sich wie der ausklingende Wintertag. Er betrachtete die länger werdenden Schatten der Dämmerung, die sich langsam in der aufkommenden Dunkelheit verloren. Sie lagen in das grün karierte Bettzeug gehüllt da, ein verschlungenes Gewirr aus Armen und Beinen, während sich die Nacht über sie senkte.
Er wappnete sich gegen die wachsende Traurigkeit, die in ihm aufstieg, und seufzte tief. Beunruhigt sah sie ihn an. Ihre Augen funkelten in dem wenigen verbliebenen Licht.
»Was ist mit dir? Tun deine Verletzungen weh?«
»Nein.«
»Was hatte der Seufzer dann zu bedeuten?«
Er war sich nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn er erzählte, dass ihn nach dem Sex immer diese Schwermut überkam. Was, wenn sie das falsch verstand?
Sie rollte sich auf die Seite, und zwischen ihren aufeinanderliegenden Brüsten entstand ein kleines Tal. Er stellte sich vor, wie es wäre, sich in diesem Tal zu verlieren, einfach zwischen diesen beiden Brüsten zu verschwinden. Ihre Nippel waren tiefrot, fast braun.
»Ist es diese Traurigkeit?«, fragte sie. Sie lächelte und stützte sich auf einen Ellbogen. »Kennst du das auch – diese Traurigkeit danach?«
Er wandte den Blick ab. Darüber hatte er noch nie mit jemandem gesprochen. »Ich denke schon. Manchmal.«
Sie streckte den Arm aus und zog mit ihrem kleinen Finger eine Linie über seinen Unterarm. Er bekam eine Gänsehaut von der prickelnden Berührung. »Vielleicht heißt der Orgasmus bei den Franzosen auch deswegen ›kleiner Tod‹.«
Er wusste nicht, was er sagen sollte, da er immer gedacht hatte, dieses Gefühl sei eine seiner persönlichen Eigenarten. Darüber zu sprechen war sogar noch intimer als Sex.
Sie zog die Linie auf seinem Arm in umgekehrter Richtung nach. »Wahrscheinlich ist das nur irgendeine biochemische Reaktion. Ich würde mir darüber keine Gedanken machen.«
Ihre wissenschaftliche Betrachtungsweise brachte ihn zum Lachen.
»Dann bin ich ja beruhigt. Kann ich den Spähtrupp der Existenzangst also wieder nach Hause schicken?«
Sie lachte und legte sich auf den Rücken. Ihre Brüste waren der hellste Teil ihres Körpers, und doch waren sie immer noch dunkler als seine eigene Haut.
»Ich wusste einfach nicht, dass es anderen auch so geht.«
»Du hast nie mit jemandem darüber gesprochen?«
»Nein.« Er wollte gar nicht wissen, ob sie ihm da etwas voraushatte oder nicht.
»Genau genommen ist das schon eine recht merkwürdige Sache – Sex, meine ich«, sinnierte sie.
»Inwiefern?«
»Na ja, ich denke, dass Mutter Natur es nicht ohne Grund so umständlich und kompliziert eingerichtet hat – eine weitere Form der natürlichen Auslese, nehme ich an.«
»Und welchen Vorteil zieht unsere Spezies daraus, wenn Computerfreaks nur selten zum Schuss kommen?«
Sie boxte ihn auf den Arm. »Das habe ich nicht gemeint. Ich finde nur, es erfordert ein gewisses Maß an – Ausdauer. Wäre es nicht eine einigermaßen athletische Angelegenheit, dann könnte sich ausnahmslos jeder vermehren, und das wäre nicht unbedingt gut für die Art.«
»Ich liebe es, wenn du die Wissenschaftlerin rauskehrst«, schwärmte Lee und fuhr ihr mit der Zunge sanft übers Ohr.
Nachdem sie das dritte Mal miteinander geschlafen hatten, fiel er in einen tiefen komaartigen Schlaf voller verschwommener Träume. Als er erwachte, erwartete ihn ein sonniger Tag. Aus der Küche drang das beruhigende Geklapper von Töpfen und Pfannen. Eine Weile lag er mit geschlossenen Augen da und hörte einfach nur zu, wie die Stadt um ihn herum langsam zum Leben erwachte.
Nacheinander tappten die beiden grauen Kätzchen ins Schlafzimmer und sprangen aufs Bett, wo sie umgehend begannen, seine Füße unter der Bettdecke zu attackieren. Die Tiere führten einen ausdauernden Feldzug gegen ihren Gegner, Angriffe und Scheinattacken, hüpften und rollten dabei übereinander, um dann ganz unvermittelt von Angriffslust auf Körperpflege umzuschalten und sich das Fell zu lecken.
Er spürte, wie sich ein
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