Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
Vom Netzwerk:
Arbeitskleidung verbringen. Sein Laborkittel war mit verdächtig aussehenden roten Flecken überzogen, und aus seinen Taschen lugten allerlei bizarre Folterinstrumente hervor.
    »Hah! Wen haben wir denn hier?«, rasselte er mit heiserer Stimme. »Verrätst du mir deinen Namen?«
    Kylie ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und sah zu ihm hoch. »Kylie.«
    Missvergnügt zog der Professor eine Augenbraue hoch. Sein schmales Gesicht war kantig, mit hohen Wangenknochen und tief liegenden Augen. Lee konnte erkennen, dass unter der schweren Schminke ein junger Mann steckte, wahrscheinlich Anfang dreißig.
    »Kylie? Was für ein Name soll das denn bitte schön sein?«, krächzte er angewidert. Lee überlegte, ob seine Stimme so rau war, weil er ständig gegen den nicht unerheblichen Geräuschpegel im Raum ankämpfen musste, oder ob sie von Natur aus so klang.
    »Ein schöner Name«, gab Kylie frech zurück und reckte das Kinn herausfordernd vor.
    »Ein schöner Name? Ein schöner Name?!«, blaffte der Professor. »Habt ihr das gehört?« Er drehte sich zum Nachbartisch um, an dem eine Familie mit flachsblonden, rotwangigen Kindern beim Essen saß. »Was meinst du dazu, häh?«, wollte er von einem Jungen in grünem Pokemon-T-Shirt wissen. »Was hältst du von Ky-lie? Ist das ein schöner Name?«
    Der Junge blinzelte nervös und suchte den Blick seiner Mutter, einer molligen Frau mit Engelsgesicht. Sie sah den Schauspieler an, lächelte unsicher und stocherte dann verlegen in ihren Nudeln herum.
    »Na, was ist?« Der Schauspieler ließ den Jungen nicht von der Angel. »Antworte, Freundchen!«
    »Ähm, klar – schätze schon«, brachte das Kind schließlich heraus.
    »Du schätzt ? Großartig. Könntest du vielleicht noch ein bisschen unpräziser sein?« Der Professor wandte sich wieder an Kylie. »Na, da habe ich mir ja keinen besonders tapferen Ritter zu deiner Verteidigung ausgesucht, was?«
    Der Junge sah zu Kylie hinüber, und Kylie lachte. Erleichtert begann auch er zu lachen. »Ja! Kylie ist ein schöner Name!«, verkündete er und verschränkte wie zur Bestätigung die Arme vor der Brust.
    »Was ist nur mit der Jugend von heute los?«, beschwerte sich der Professor in übertriebenem Tonfall. Er zog ein Plastikskalpell aus einer Tasche seines zerknitterten Kittels. »Vielleicht sollte ich einen von euch untersuchen , um das herauszufinden, häh? Was meinst du?«, wollte er von Kylie wissen. »Sollen wir deinen kleinen Freund hier aufschneiden, um herauszufinden, wie er funktioniert? Würde dir das Spaß machen?«
    »Lass ihn in Ruhe!«, rief sie und versuchte, sich das Plastikskalpell zu schnappen. Aber der Professor war schneller als sie. Er trat beleidigt einen Schritt zurück und steckte das Instrument zurück in seine Kitteltasche. Mit einer melodramatischen Geste fuhr er sich durch das wirre Haar und schimpfte vor sich hin, während er sich dem nächsten Tisch zuwandte.
    »Die Jugend von heute«, grummelte er kopfschüttelnd. »Was soll nur aus denen werden …«
    Kylie lächelte den Jungen an und lehnte dann ihren Kopf an Lees Arm. »Der war lustig. Ich hab Hunger. Krieg ich Chicken Nuggets?«
    »Du kannst essen, was du willst.«
    »Und sagst du Fiona auch nichts?«
    Lee beugte den Kopf und flüsterte seiner Nichte ins Ohr.
    »Von mir kein Sterbenswörtchen.«
    Kylie schnappte sich ihr Besteck und begann, damit auf die Tischplatte zu trommeln.
    »Chic-ken Nug-gets, Chic-ken Nug-gets!«
    Die Mutter vom Nachbartisch warf ihnen einen missbilligenden Blick zu.
    Lee nahm Kylie das Besteck aus den Händen.
    »Es geht los, die Show fängt an«, erklärte er.
    Die Bühnenlichter flackerten, und die Nebelmaschine stieß weiße Wolken aus, als der Experimentiertisch, auf dem der noch reglose Körper von Frankensteins Monster lag, langsam aus den Tiefen der Bühne hochgefahren wurde. Das Ächzen der hydraulischen Hebebühne ging fast vollständig in einem Schwall unheimlicher Musik unter, die aus den Lautsprechern überall im Raum dröhnte. Farbige Lichtblitze tanzten über den verhüllten Körper der Kreatur und über die Bühne und zerschnitten die dichten Nebelschwaden.
    Die Spannungsmusik wurde etwas leiser, und die dramatisch tönende Stimme des Showmasters verschaffte sich lautstark Gehör.
    »Und nun, meine sehr verehrten Damen, Herren und Freaks, ist es Zeit für unsere Show! Bitte richten Sie Ihre geschätzte Aufmerksamkeit auf unsere bescheidene Hauptbühne, auf dass das Spektakel beginnen und das

Weitere Kostenlose Bücher