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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.E. Lawrence
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Strähnen durchzogenen Haare hatte sie zu einem burschikosen Pilzkopf getrimmt. Lee wich einen Schritt zurück, wobei er sich schmerzhaft die Rippen an einem Münztelefon stieß.
    »Ich bin ihr Onkel«, richtete er sich an die Frau, die Kylie auf dem Arm hielt. Sie war ebenso kräftig gebaut wie ihre Freundin, aber kleiner. Die grelle Freizeitkleidung wies die beiden eindeutig als Touristinnen aus.
    »Und wenn Sie Ihr Vater wären, das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, die Kleine zu misshandeln!«, pöbelte die Größere und brachte sich in Stellung, um ihm beim kleinsten Anlass noch eine verpassen zu können.
    »Ist schon in Ordnung«, versuchte Kylie ihren Onkel zu verteidigen.
    »Das Opfer stellt sich in solchen Fällen immer vor den Täter«, warf die Kleinere der beiden ein.
    »Er hatte doch nur Angst, dass ich einfach so verschwinde wie meine Mami«, erklärte Kylie.
    Beide Frauen starrten sie an.
    »Wie bitte?«, fragte die Kleinere nach.
    Lee überlegte, ob er seine Arbeit für das NYPD erwähnen sollte, da er aber weder Dienstausweis noch Waffe dabeihatte, würde man ihm wahrscheinlich nicht glauben. Stattdessen erzählte er von Lauras Verschwinden.
    »Würden Sie uns jetzt bitte einfach in Ruhe lassen«, verlangte er dann.
    Mit einem Schnauben zogen sich die beiden selbst ernannten Hüterinnen über Recht und Ordnung widerwillig zurück zu den Tischen. Lee and Kylie blieben in der Eingangshalle.
    »Hör zu, es tut mir leid, dass ich so laut geworden bin«, entschuldigte er sich bei ihr. »Es ist nur so –«
    »Ich weiß«, versicherte Kylie ihm. »Fiona sagt, wenn du dich komisch benimmst, ist das nur wegen Mami.«
    Und wie lautet ihre Ausrede, wenn sie sich komisch benimmt?, schoss es ihm durch den Kopf, aber er sprach es nicht aus.
    »Was glaubst du, wann sie zurückkommt?«, wollte Kylie wissen.
    Ihre Stimme war dabei so ruhig, als würde sie sich bloß erkundigen, wann ihre Mutter vom Einkaufen zurückkäme. Die Frage konnte Lee unmöglich beantworten, ohne zu lügen oder seine Mutter gegen sich aufzubringen. Kylie war viel zu jung, um sie in ihren Disput mit hineinzuziehen. Und wenn er ehrlich antwortete, würde er selbst den kleinsten Funken Hoffnung auslöschen, dass Laura noch am Leben war und eines Tages zurückkehren könnte.
    Er biss sich auf die Lippe und entschied sich für den feigen Ausweg.
    »Weißt du was, warum gehen wir nicht wieder rein und gucken, ob die Show noch läuft, in Ordnung?«
    Kylie nahm seine Hand.
    »Ich weiß, warum du dich so komisch benommen hast. Du wolltest mich nicht verlieren, stimmt’s, Onkel Lee?«, sagte sie, während sie an einem grinsenden Skelett mit scharlachrotem Fez und dazu passender Fliege vorbeigingen.
    Lee spürte einen Kloß im Hals. »Da hast du recht, ich wollte dich nicht verlieren.«

KAPITEL 41

    Als sie das Restaurant verließen, war der Zivilpolizist, den man zu seinem Schutz abgestellt hatte, nirgends zu sehen. Lee vermutete, dass seine Schicht vorüber und die Ablösung nicht aufgetaucht war. Eigentlich hätte er deshalb Bescheid geben müssen, war aber froh, endlich wieder einmal allein zu sein. Er fuhr über die dunklen Landstraßen zurück nach New Jersey, während Kylie auf dem Rücksitz schlief. Lee hatte seiner Mutter versprochen, die Kleine noch am selben Abend wieder nach Hause zu bringen, damit sie am nächsten Tag an einem Schulfest teilnehmen konnte. Es war eine lange Nachtfahrt, aber das machte ihm nichts aus. Er konnte dabei in Ruhe nachdenken.
    Der schwarze Sedan schien plötzlich aus dem Nichts zu kommen. Er hatte das Fernlicht angestellt und fuhr so dicht auf, dass es sich im Rückspiegel brach und Lee blendete. Zuerst dachte er, dass sein verspäteter Bodyguard ihn einzuholen versuchte, aber als der Fahrer auch weiterhin keine Anstalten machte, das Licht zu dämmen und Abstand zu halten, begriff Lee, dass es ganz bestimmt kein Polizist war.
    »Verdammt, spinnt der?«, murmelte er und stellte den Spiegel anders ein.
    Er überlegte schon, rechts heranzufahren und das Auto vorbeizulassen, aber in dem Moment spürte er einen kräftigen Ruck. Der andere Wagen hatte sie gerammt.
    Lee zweifelte keine Sekunde daran, dass es pure Absicht gewesen war.
    Er hielt das Lenkrad krampfhaft umklammert und bekam feuchte Hände.
    »Oh Gott«, flüsterte er. »Verdammt, verdammt, verdammt!«
    Das Auto rammte seinen Wagen erneut – und diesmal heftiger. Lee hörte es krachen, als die Stoßdämpfer aufeinanderprallten, Metall auf Metall.
    Auf

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