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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Müller
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in eine ähnliche Situation kommt, die zu kirchenrechtlichen Konsequenzen führt, obwohl ihr fachlich nichts vorzuwerfen ist. Vor dem Hintergrund, dass die Finanzierung des Kindergartens ausschließlich durch die Stadt und die Elternschaft erfolgt, halten wir ein Minimum an Einflussnahme für sachgerecht.«
    Es wird nur noch ein paar Wochen dauern, bis die Eltern feststellen werden, dass sie mit diesen Argumenten auf dem richtigen Weg sind – nur noch nicht beim richtigen Ansprechpartner.

4.
»Solange niemand etwas davon weiß …«
    Ein besonderes Angebot
    Während die Eltern im Winter 2011 noch versuchen, die Kirche mit neuen Argumenten zu überzeugen, liegt auf dem Schreibtisch von Pfarrer Schiffers längst eine Anweisung des Kölner Erzbistums.
    Im Adressfeld steht »vertrauliche Personalsache«. In diesem Brief schreibt das erzbischöfliche Generalvikariat an den Pfarrer in Königswinter: »Aufgrund des begangenen Verstoßes gegen die Loyalitätsobliegenheiten der Grundordnung Ihrer Mitarbeiterin Frau Knecht ist es unumgänglich, das Arbeitsverhältnis als Leiterin der Kindertageseinrichtung zu beenden.« Das Arbeitsverhältnis müsse »ohne Frage dienstgeberseitig beendet werden«. Als Termin schlägt das Bistum Ende März 2012 vor. Das ist der nächstmögliche Zeitpunkt. Es folgt ein Satz, in dem mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint: »Sollte Frau Knecht bereits vor dem Kündigungstermin um einen Auflösungsvertrag bitten, möchten wir Sie bitten, dem zuzustimmen, um Frau Knecht auf dem Arbeitsmarkt alle Chancen zu eröffnen.«
    Pfarrer Udo Maria Schiffers erklärt, wie er den letzten Satz verstanden hat. Er sitzt in seinem Pfarrbüro und hat gerade seine Baumwolljacke über den Stuhl gehängt. »Das ist die menschliche, die pastorale Lösung«, sagt er, die man mit Bernadette Knecht durchgesprochen habe. Er setzt sich, rückt die Nickelbrille zurecht und wird konkreter. Es sei durchaus so, dass man als Kirche in einem bestimmten Rahmen zu Kompromissen bereit sei. »Wir haben versucht, ihr eine Brücke zu bauen, obwohl ihre Lebensumstände in Rauschendorf bekannt waren«, berichtet der Pfarrer. Die Idee sei gewesen, dass sie statt in der hiesigen Einrichtung in einem anderen katholischen Kindergarten der Region arbeiten könne. Eine Stelle sei schon gefunden worden: in Bonn, auf der anderen Rheinseite, zehn Kilometer entfernt und doch weit genug weg.
    »Solange wir davon ausgehen können«, erklärt Pfarrer Schiffers, »dass die Leute am neuen Arbeitsort über diese Lebensverhältnisse nichts wissen, ist die Gefahr des Ärgernisses vermieden.« Deshalb könne Frau Knecht in Bonn arbeiten, in Rauschendorf aber nicht, erläutert Pfarrer Schiffers. Das Wichtigste sei für ihn, dass eine Kindergartenleiterin ein gutes Vorbild für ihre Umgebung abgebe. Wenn die Eltern in Bonn nichts von Bernadette Knechts Beziehung wüssten, sei es kein Problem, dass sie dort arbeite. Natürlich gehe es auch um die Sache an sich. »Aber wegen des Zeugnischarakters der Ehe ist es schon ein sehr wichtiger und gravierender Aspekt, ob die Leute das Ganze mitbekommen oder nicht«, fährt der Pfarrer fort und ergänzt, dass Bernadette Knecht sich diese neue Stelle selbst gesucht habe.
    »Ja, das stimmt«, bestätigt Bernadette Knecht. »Mein Eindruck ist«, fährt sie nachdenklich fort, »wenn man niemandem sagt, wie man lebt, kann man innerhalb der katholischen Kirche weiterarbeiten. Man muss nur den Mund halten.« Das sei für sie am Anfang eine Option gewesen. Deshalb habe sie sich die Stelle in Bonn gesucht. »Ich hätte beinahe meine Sachen gepackt und wäre gegangen«, erklärt sie. »Damit keiner davon erfährt und damit ich mein Gesicht wahren kann. Ich hätte es genauso gemacht wie viele Kollegen von mir.«
    Aber dann habe es zwei Entwicklungen gegeben. Das eine sei das Engagement der Rauschendorfer gewesen: Eltern, die unbedingt wollten, dass sie bleibt. Freunde und Vereinsmitglieder im Ort, die auf sie eingeredet, die sie gebeten hätten durchzuhalten, weil der Vorgang ungerecht sei. »Am Anfang habe ich mich dieser Mühen überhaupt nicht wert gefühlt. Ich habe gedacht, das kann nicht sein, dass sich jemand so für mich einsetzt«, erzählt Bernadette Knecht. »Aber die Eltern haben nicht lockergelassen. Die Stärke, die ich anfangs nicht hatte, haben sie mir erst gegeben.«
    Das andere sei ein weiteres Schreiben gewesen. Denn obwohl es mit der neuen Stelle in Bonn gut aussah, gab es noch ein Problem. Pfarrer

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