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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Müller
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Schiffers hatte seine Vorgesetzten im Bistum Köln bereits über die neue Beziehung seiner Mitarbeiterin informiert. Das Schreiben, in dem vom »schädlichen Ärgernis« die Rede war und in dem stand, dass sich die Beziehung von Bernadette Knecht »nicht verbergen« lasse, war Teil ihrer Personalakte geworden. Wie macht man so etwas rückgängig?
    Thomas Schulte-Beckhausen, der Kirchenvorstand, möchte über dieses Thema nicht gerne sprechen. Der Anwalt aus Köln, der die Kündigung von Bernadette Knecht mit beschlossen hatte, hat nur eine Stunde Zeit und die ist jetzt gleich vorbei. Seine Mandanten warten. Thomas Schulte-Beckhausen betont zunächst, genau wie Pfarrer Schiffers vor ihm, dass die Stelle in Bonn im Grunde die beste, die »menschliche Lösung« für Frau Knecht gewesen wäre. Dass die Kirche damit einen Kompromiss eingegangen wäre. Ein Kompromiss, der mit dem Kirchenrecht vereinbar sei, denn schließlich sei das vorrangige Ziel, das öffentliche Ärgernis zu vermeiden, und das wäre so möglich gewesen. Er selbst habe deshalb damals, im November 2011, ausgiebig mit Bernadette Knecht telefoniert. »Sie sagte, dass sie nur noch ihre Ruhe haben und gehen wolle«, schildert Thomas Schulte-Beckhausen das Gespräch. »Wir wollten Frau Knecht den Weg frei machen, doch da war das Problem mit der Personalakte in Köln.« Thomas Schulte-Beckhausen zögert, bevor er weiterspricht. »Ich selbst habe mich beim Bistum erkundigt, ob es da eine Möglichkeit gibt. Im Bistum hat man mir dann gesagt, dass eine Art Gegenschreiben verfasst werden müsse, um die Akte zu schließen. So hätte Bernadette Knecht einen Auflösungsvertrag unterschreiben und die neue Stelle antreten können, aber das wollte sie dann nicht mehr.«
    Ein Gegenschreiben. Bernadette Knecht hat dieses Schreiben aufgehoben. Es ist ein Entwurf, gerichtet an das Generalvikariat des Erzbistums Köln. Ein Entwurf, den Anwalt Thomas Schulte-Beckhausen vorformuliert hat und der aus der Sicht von Pfarrer Schiffers geschrieben ist:
    »In meinem Schreiben vom 21.10.2011 hatte ich ausgeführt, dass sich Frau Knecht und Herr Dr. Griese dazu entschlossen hätten, ihr gemeinsames Leben mit Sitz in Stieldorf fortzusetzen und sich die neue Beziehung der beiden nicht verbergen lasse. Nach einer Vielzahl weiterer Gespräche, insbesondere auch einem Gespräch mit Frau Knecht, stellt sich der Sachverhalt nach den derzeitigen Erkenntnissen so dar, dass Frau Knecht von ihrem bisherigen Zuhause ausgezogen ist und bei Herrn Dr. Griese eingezogen ist. Frau Knecht und Herr Dr. Griese haben jedoch keine Beziehung begründet. Vielmehr hat Herr Dr. Griese Frau Knecht, die er bereits seit vielen Jahren aus seiner Tätigkeit für den Kindergarten Rauschendorf kennt, Unterschlupf gewährt, da ihr aus besonderen persönlichen Gründen eine Rückkehr in die gemeinsame Familienwohnung nicht möglich ist. Geht man von diesem Sachverhalt aus, kommt eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses mit Frau Knecht, die darauf gegründet ist, dass die Gefahr eines schädlichen Ärgernisses besteht, nicht in Betracht.
    Abschließend darf ich darauf hinweisen, dass Frau Knecht den Kirchengemeindeverband darum gebeten hat, ihr Arbeitsverhältnis mit Wirkung zum 31.12.2011 einvernehmlich aufzuheben. Der KGV hat beschlossen, dieser Bitte zu entsprechen.«
    »Ich sollte bestätigen«, fasst Bernadette Knecht zusammen, »dass alles, was bisher vom Pfarrer aufgenommen wurde, nicht der Wahrheit entspricht. Dass ich mich geirrt habe, dass es meine Beziehung nicht gibt. Nur so hätte ich eine Chance auf den neuen Job in Bonn gehabt. Da fing es dann an, dass ich dachte: Ich will nicht mehr heucheln.«
    Das Bistum Köln bestätigt das Telefonat mit Kirchenvorstand Thomas Schulte-Beckhausen. Man habe länger mit ihm telefoniert und ihm dann folgende Sachinformation gegeben: Wenn es sich bei der Beziehung zwischen Bernadette Knecht und Josef Griese nicht um ein eheähnliches Verhältnis, sondern nur um eine WG, eine Wohngemeinschaft, handle, sei eine Weiterbeschäftigung innerhalb der katholischen Kirche möglich. Man habe dem Kirchenvorstand mitgeteilt, dass das dann aber auch in einem Schreiben vom Pfarrer bestätigt werden müsse. Natürlich gehe man davon aus, dass diese Information dann auch der Wahrheit entspreche. »Wir rechnen eben immer mit der Umkehr der Sünder«, heißt es aus dem Bistum zu diesem Vorfall.

5.
Hinkende Trennung oder gute Partnerschaft
    Wer zahlt und wer bestimmt
    Während Bernadette

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