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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Müller
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Krickl vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. »Landauf, landab ist es Trend, dass die Kirche sagt: Wir können nicht mehr. Dann ist die Kommune in der Not, denn sie hat die Versorgungspflicht und auf die Schnelle keine andere Wahl.« Es sei ihrer Meinung nach ein Spiel mit der Versorgungsnot der Kommunen und inzwischen die Regel, dass Kirchen auf Kommunen zugehen. »Wenn die Kirche heute noch fünf Prozent Eigenmittel zahlt, muss man schon froh sein«, sagt Ursula Krickl. Bald werde es noch enger werden, denn mit dem neuen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz steige die Zahl der gesetzlich garantierten Plätze. Wenn gleichzeitig die Kirchen mit Schließung drohten, stünden die Kommunen unter enormem Druck. Die Kirchen wüssten, dass ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ohne ihre Hilfe nicht realisierbar sei.
    So haben sich die Kirchen also mehr und mehr aus der selbst finanzierten Sozialleistung zurückgezogen und die Kommunen gleichen das fehlende Geld aus. In der Regel, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen.
    »Das war das, was wir so unfair fanden: dass wir überhaupt kein Mitspracherecht haben«, regt sich Canina Jung auch im Herbst 2012 noch auf. »Es gibt die Kirche als Träger, die bezahlt nichts außer ein paar Möbeln und ansonsten wird das von der Stadt und von uns bezahlt.« Die Eltern hätten damals den Vertretern der Parteien gesagt, dass es so nicht funktioniere. Schließlich gehe es hier nicht um eine Klosteranlage, sondern um einen öffentlichen Kindergarten. »Es sind unsere Kinder, die wir dahin geben«, stellt Canina Jung klar. »Die sind das Wichtigste für uns und wir oder die Stadt haben keinerlei Einflussmöglichkeit auf die Einrichtung, in der die Kinder jeden Tag sind.«
    Obwohl die Eltern im Winter 2011 alle Argumente auf ihrer Seite wähnen, bleiben konkrete Erfolge aus. Die Vertreter der Parteien, darunter Björn Seelbach von der SPD, versprechen ihnen zwar, sich ihrer Sache anzunehmen und darüber zu diskutieren. Mehr aber nicht.
    Weihnachten 2011 geht es keinem der Beteiligten in Rauschendorf gut. Vor allem Bernadette Knecht, so berichten die Eltern, sei blass und dünn geworden, das habe ihnen Sorgen bereitet. Das Essen, die Kerzen, die sie ihr in der Adventszeit in den Kindergarten brachten, die Blumen zur Aufmunterung, hätten da wenig geholfen.
    Auch von Eltern aus dem engsten Kreis der Entlassungskritiker feiert in diesem letzten Jahr niemand ein entspanntes Weihnachtsfest. Die einen nicht, weil katholische Familienmitglieder aus Wut über das Engagement gegen die Kirche nicht zum Festessen kamen. Die anderen nicht, weil sie Sorge hatten, Bernadette Knecht zu sehr zu drängen. »Ich habe immer wieder auf sie eingeredet«, erinnert sich Canina Jung, »als es um den eigenartigen Deal mit dem Gegenschreiben ging. Das hätte doch geheißen: von einer Verheimlichung zur nächsten.« Peer Jung sagt, er sei hin- und hergerissen gewesen. »An einem Tag habe ich ihr mit dem Aufhebungsvertrag geholfen, weil ich als Anwalt ihre Interessen vertreten wollte. Am anderen Tag habe ich wieder versucht, sie zum Bleiben zu überreden.« Und seine Frau fügt noch hinzu: »Man merkte, dass es ihr mit dem ganzen Hin und Her überhaupt nicht gut ging.« Oft hätten sie an ihren gemeinsamen Abenden darüber geredet und sich gefragt: Für wen machen wir das eigentlich? Was ist für uns selbst gut und was für Frau Knecht?
    Als das neue Jahr beginnt, beschließen die Eltern weiterzumachen. Irgendwann, so erzählen sie, sei ihnen klar geworden, dass es inzwischen um etwas Grundsätzliches gehe. Und zwar darum, dass sie selbst ihre Kinder nicht mehr in eine Einrichtung der katholischen Kirche schicken wollten. »Wir dachten«, sagt Alice Ernst, »wenn Frau Knecht gehen muss und wir das nicht verhindern können, fängt der Protest erst richtig an. Und vielleicht wird es sogar einfacher, denn dann dreht es sich nicht mehr nur um sie, sondern es geht um die Sache an sich.«
    Weil sie bei der Kommunalpolitik in Königswinter nicht weiterkommen, schicken die Eltern am 8. Januar 2012 eine Petition an den Landtag Nordrhein-Westfalen. Sie bitten den Petitionsausschuss um eine Vermittlung vor Ort und berichten von ihren Gesprächen mit dem Stadtrat, dem Bürgermeister und dem Leiter des Jugendamtes. »Gewundert hat uns«, schreiben Peer Jung und die anderen, »dass die Stadt keine weitergehenden Einflussmöglichkeiten hat, obwohl sie den Kindergarten zu hundertzwei Prozent sonderfinanziert und die

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