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Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt

Titel: Gott hat hohe Nebenkosten: Wer wirklich für die Kirchen zahlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Müller
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Papst hatte die Entweltlichung der Kirche gefordert«, ist zu lesen. »Neuerdings hilft die Welt nach und setzt mal so eben der Kirche den Stuhl vor die Tür.«
    »Es ist natürlich schade«, sagt Ulrike Keller draußen vor der Tür. »Wir sind sehr traurig darüber. Wir haben immer eine große Aufgabe darin gesehen, die Kinder in katholisch-christlicher Werteorientierung zu erziehen. Was bisher auch immer Wunsch der Eltern war! Aber gut, jetzt muss man sehen, wie es weitergeht.« Ändert die Entscheidung etwas an ihrer Haltung? »Das ist eine gute Frage.« Sie lacht herzlich und überlegt kurz. »Ja, es ist so, dass die katholische Kirche ein Idealbild der Ehe hat, und daran wird sie mit Sicherheit festhalten. Weil sie sich auch damit begründet, dass wir an einen Gott glauben, der treu ist, und die christliche Ehe ist Abbild des Ganzen. Von daher müssen wir dabei bleiben.« Ob sie als Kirche nun noch bis 2013 Träger bleiben oder sich überlegen, früher zu gehen, das müssten sie nun im Kirchengemeindeverband mit dem Pfarrer diskutieren. »Dann werden wir für die Kinder eine gute Lösung finden.«
    Im Rauschendorfer Fall, sagt der katholische Theologe, der anonym bleiben will, habe ein Teil der Gemeinde aus Sicht der Kirche moralisch versagt. Und der habe auch noch in der Kommune einen Hebel gefunden, um diese für die Kirche inakzeptable Moralvorstellung durchzusetzen. »So wird die Kirche zahnlos und kirchliche Sanktionsgewalt hat keine Kraft mehr. Dass die Schafe effektiv aufbegehren, ist römisch-katholisch nicht vorgesehen.« Darüber hinaus habe die Kommune der Kirche damit gezeigt, ob willentlich oder nicht, dass die Trennung von Staat und Kirche kein Prozess ist, der nur nach den Vorstellungen der Kirche abläuft. »Das ist ein Skandal für die Kirche.«
    Der 19. März 2012 ist ein Erfolg für die Eltern. Aber ist er es auch für Bernadette Knecht und ihre Mitarbeiter?

13.
»Vater unser im Himmel«
    Kein Abschied
    Vier Wochen ist die Entscheidung des Jugendhilfeausschusses alt, da kommt Mitte April 2012 Udo Maria Schiffers in den Kindergarten zu Bernadette Knecht und ihren Mitarbeitern. Es sei ganz still im Raum gewesen, erinnert sich die Kindergartenleiterin. Der Pfarrer habe dann nur gesagt: »Der Kirchengemeindeverband hat sich entschlossen, die Trägerschaft frühzeitig abzugeben.« Alle Anwesenden seien ganz ruhig geblieben, niemand habe etwas dazu gesagt. »Unglaublich war das.«
    Es sei an der Zeit gewesen, sagt Pfarrer Udo Maria Schiffers dazu im Herbst 2012. Sie hätten abgestimmt im Kirchengemeindeverband, und das sei das Ergebnis gewesen. »Ich hatte natürlich bis zuletzt gehofft, dass der Jugendhilfeausschuss vielleicht doch eine andere Entscheidung trifft, aber ich habe es dann so akzeptiert.« Die Entscheidung sei vor allem zum Wohl der Kinder gefallen, um ihnen weitere Unruhe zu ersparen. Er atmet tief ein. »Ich möchte dazu aber nichts mehr weiter sagen.«
    Wer am 12. Juli 2012 auf den Vorplatz des Rauschendorfer Kindergartens kommt, trifft auf eine ausnehmend fröhliche Kindergartenleiterin. Bernadette Knecht trägt gerade eine Bierbank nach draußen. Heute ist Abschiedstag. Die älteren Kindergartenkinder werden in die Schule entlassen und der katholische Kindergarten gibt seine Trägerschaft auf – mit einem Gottesdienst. Auf der Mitte des Platzes probt eine Musikgruppe aus Eltern und Erziehern ein Halleluja.
    Canina Jung kommt mit einer Salatschüssel um die Ecke und Alice Ernst und Cordula Schumacher haben Sonnenblumen dabei. Für jede Erzieherin eine. »Es freut uns sehr, Frau Knecht wieder so zu sehen. Das ist ein Geschenk«, sagt Canina Jung und holt die Kindergartenleiterin in die Runde. »Die Stimmung ist so gut, wie seit einem Dreivierteljahr nicht mehr. Mir geht es sehr gut«, strahlt Bernadette Knecht und ist schon wieder weg, um einen Sonnenschirm aufzuspannen. »Es wird bald eine neue Fahne über dem Kindergarten wehen«, deutet Peer Jung an. Dann beginnt der Gottesdienst. Der Männergesangsverein stimmt unter dem Kastanienbaum Psalm 24 an. Sie singen:
Der Herr kommt, stark und mächtig.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre?
Es ist der Herr, stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit.
Amen
    »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«, eröffnet Gemeindereferentin Barbara Gotter den katholischen Wortgottesdienst. Pfarrer Schiffers ist nicht gekommen, er ist im

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