Gott im Unglück
Dinge passieren müssen, um das Chaos in Schach zu halten. Es wird nicht immer so sein, oder?«
»O nein«, sagte Lucky. »Irgendwann wird es sich einpendeln, und ihr könnt darauf vertrauen, dass selbst brutale Eichhörnchen und bösartige Vögel kaum mehr als Unannehmlichkeiten sein werden, solange ihr unter meinem Einfluss steht.«
Quick biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie blutete.
»Also, spielen wir jetzt oder nicht?«, fragte Lucky. »Wenn ich mich recht erinnere, fange ich an. Und ich glaube, ich werde versuchen, das Verbrechen zu lösen.«
»Du hast noch nicht einmal Verdächtige ausgeschlossen«, sagte Phil.
»Kann nicht schaden, eine Vermutung zu wagen, oder? Ich denke, es war Professor Plum im Konservatorium mit dem Bleirohr.« Lucky öffnete den Umschlag und breitete die Karten aus, damit alle sie sehen konnten. »Muss mein Glückstag sein.«
Quick seufzte. »Das ist der Grund, warum ich mit Glücksgöttern nur Dame spiele.«
DREIZEHN
»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Bonnie.
»Ich bin sicher«, antwortete Syph.
Bonnie musterte das Haus auf der anderen Straßenseite. Es war hübsch, aber unscheinbar. Schwer vorstellbar, dass hier ein Gott wohnte.
»Bist du sicher?«
»Ja, ich bin sicher.«
»Woher weißt du, dass er da drin ist?«
»Ich weiß es einfach.«
»Also gut. Willst du, dass ich mitkomme oder meinst du, du schaffst das allein?«
Syph sank auf ihrem Sitz zusammen.
»Ich kann mitkommen, wenn du willst«, sagte Bonnie.
Syph seufzte, und der Rückspiegel fiel ab. Bonnie hatte es schon lange aufgegeben, derlei zu kommentieren. Sie bemerkte es fast gar nicht mehr. Sie wartete, dass Syph etwas sagte oder tat, aber die Göttin blieb einfach sitzen.
»Was ist los?«, fragte Bonnie.
»Ich kann es nicht.«
»Was?«
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich kann da nicht reingehen.«
Bonnie umklammerte das Lenkrad fester.
»Willst du für immer eine Göttin des Herzeleids bleiben?«
»Nein.«
»Tja, der erste Schritt, das zu ändern, ist, sich dem miesen Bastard zu stellen, dessen Zurückweisung dich in … das hier verwandelt hat.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«, sagte Syph leise.
»Auf jeden Fall habe ich recht! Dieser Kerl hat dich zurückgewiesen! Er hat dich wie Scheiße behandelt! Dich, die Göttin der Liebe!«
»So schlimm war er gar nicht. Eigentlich war es eher meine Schuld als seine.«
Überwältigende Schwermut erfüllte den Wagen. Selbst das Wissen, dass es eine Verzweiflung war, die sich ihr von außen aufzwang, half Bonnie nicht, sich ganz widersetzen zu können. Sie kurbelte die Scheibe herunter, um die Negativität hinauszulassen.
»Du musst aufhören, dir das anzutun. Und mir. Und Leuten wie mir. Göttlich zu sein gibt dir nicht das Recht, herumzulaufen und Leuten das Leben zu zerstören.«
Fragend hob Syph die Augenbrauen.
»Also gut, vielleicht doch«, gab Bonnie zu. »Du kannst das bis ans Ende der Zeiten weiter so machen, von Sterblichem zu Sterblichem springen und einem Opfer nach dem anderen die Hoffnungen und Freude zerschlagen. Wir können dich nicht aufhalten. Ich kann es sicher nicht, das weiß ich. Aber du sagst die ganze Zeit, es täte dir leid. Das bedeutet gar nichts. Nicht solange du nicht versuchst, es zu vermeiden.«
Syph sagte nichts. Bonnie drehte am Lenkrad und versuchte, die unergründliche Göttin zu durchschauen.
»Was, wenn er mich nicht mag?«, fragte Syph leise.
»Ist es dir wichtig, dass er dich mag?«
»Ich weiß nicht. Sollte es? Ist es falsch, dass mir wichtig ist, was er denkt?«
»Du wurdest abserviert. Es ist normal, gemischte Gefühle zu haben. Du nimmst ihm übel, dass er dich zurückgewiesen hat, aber du willst ihn auch zurück, weil du nicht bereit dazu warst. Und vielleicht hast du irgendwie das Gefühl, dass du – weil er dich nicht wollte – etwas beweisen müsstest, indem du ihm zeigst, dass er einen Fehler gemacht hat. Und wenn du ihn dazu bringst, dich zurückzunehmen, ist das die Wiedergutmachung und zeigt, dass du etwas wert bist.«
»Du scheinst Expertin in diesen Dingen zu sein«, sagte Syph.
»Nicht mehr als alle anderen auch«, erwiderte Bonnie. »Wir Sterblichen haben oft damit zu tun. Zumindest die meisten von uns.«
»Wie traurig für euch. Wenn man so ein kurzes Leben hat wie ihr, und dann auch noch beladen ist mit solchen Schwierigkeiten.«
»Ja, es ist scheiße«, stimmte Bonnie zu.
Sie ergab sich der Freudlosigkeit und sackte niedergeschlagen in sich
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