Gott im Unglück
Die Entropie ist nicht wählerisch. Sie wird nur nicht gern ignoriert. Ein paar seltsame Missgeschicke hier, ein bisschen bizarres Glück dort, und alles läuft wunderbar.«
»Ich wusste nicht, dass du dir über solches Zeug Gedanken machen musst. Ich dachte, du tust einfach, was du willst.«
»Oh, wir müssen auch Regeln befolgen«, sagte Quick.
»Dürft ihr das vor mir zugeben?«, fragte Phil. »Gibt es dagegen nicht irgendein Gesetz?«
Lucky und Quick kicherten.
»Manche Götter finden, wir sollten Sterblichen die ganze Zeit ein allmächtiges Bild vermitteln«, sagte Lucky. »Aber das sind humorlose Arschlöcher.«
Phil lachte. Er gewöhnte sich langsam daran. Nicht nur mit Göttern zu sprechen und zusammen zu wohnen, sondern sie wider Willen tatsächlich auch zu mögen. Aber Lucky und Quick waren auch keine gewöhnlichen Unsterblichen. Sie waren weder unnahbar noch furchterregend oder rachsüchtig. Sie waren einfach zwei Malocher, die mit einer Handvoll Anhänger gerade so über die Runden kamen und hofften, weiter voranzukommen. Auch wenn er es vorgezogen hätte, keinen reformierten aztekischen Sonnengott auf seinem Sofa zu beherbergen, konnte er sich mit ihnen identifizieren.
Sie verteilten die Spielfiguren, und Lucky gewann das Würfeln darum, wer anfing.
»Wer hätte das gedacht«, brummelte Quick.
»Ach, sei nicht so ein Spielverderber!«
Lucky nahm den Würfel in die Hand, als sich die Eingangstür öffnete. Teri kam herein – ein bisschen zerrauft und mit leicht benommenem Blick.
»Teri, was ist los?«, fragte Phil.
»Es gab einen Unfall.«
Quick warf Lucky einen Blick zu. Der betrachtete nonchalant den Würfel in seiner Hand.
»Was ist passiert?«, wollte Phil wissen. »Bist du verletzt?«
»Nein, es gab ein paar Verletzte, aber nichts Ernstes. Ich wurde von einem Lastwagen erwischt. Es war ein furchtbares Chaos. Ich hätte sterben können.« Sie dachte darüber nach. »Eigentlich müsste ich tot sein.«
Phil legte den Arm um sie und führte sie zum Sofa. »Geht es dir gut?«
»Ich bin okay. Luckys Auto hat mir das Leben gerettet.«
Quick räusperte sich, während Lucky die Reihe der Miniatur-Mordwaffen parallel ausrichtete.
Teri gab einen kurzen Bericht ihres Unfalls. Die merkwürdigen gesprenkelten Tauben erwähnte sie erst am Ende.
»Das ist komisch«, sagte Phil. »Ich wurde heute auch von gefleckten Vögeln angegriffen.«
»Spielen wir jetzt, oder nicht?«, fragte Lucky. »Dieser Mordfall löst sich nicht von selbst. Hat ein großer Sterblicher nicht mal gesagt, aufgeschobene Gerechtigkeit ist aufgehobene Gerechtigkeit?«
»Ich hab’s.« Phil schnippte mit den Fingern und deutete auf seinen Gott. »Das ist alles deinetwegen.«
»Solche Dinge passieren«, sagte Lucky. »Ich glaube nicht, dass wir etwas gewinnen, wenn wir zufällige Ereignisse wie diese überanalysieren.«
Quick grunzte: »… sagte der Glücksgott.«
Luckys Lächeln verblasste. »Also gut, ich kann erklären …«
»Das ist wieder dieser entropische Ausgleich, oder?«, sagte Phil. »Das Druckventil, damit keine richtig schlimmen Dinge passieren.«
»Ja! Karmische Notwendigkeit. Keine große Sache. Ein bisschen unangenehm, klar, aber kein echtes Problem.«
»Von einem Lastwagen überfahren zu werden ist keine Unannehmlichkeit«, sagte Quick.
»Hey, ich hab Durst«, sagte Lucky. »Sonst noch wer?«
»Ich könnte eine Limo vertragen«, sagte Phil.
»Eine Limo, kommt sofort!« Lucky packte Quick am Flügel. »Willst du mir helfen, Mann?«
»Dir helfen, eine Limo zu holen? Braucht man dafür wirklich zwei Götter?«
»Entschuldigt uns kurz.« Lucky zog Quick in die Küche.
»Würdest du bitte damit aufhören!«, flüsterte Lucky, während er ein Getränk aus dem Kühlschrank nahm.
»Sie müssen es wissen«, erwiderte Quick.
»Sie sind meine Anhänger. Das habe ich zu entscheiden. Wie wäre es also, wenn du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmerst?«
Quick flatterte resigniert mit den Flügeln.
Lucky piekte dem Schlangengott den Finger in die Brust. »Wenn es dir so schwer fällt, die Klappe zu halten, kannst du dir gern jederzeit einen anderen Ort zum Pennen suchen.«
Quick knurrte. »Du bist ein Arschloch.«
Luckys Ohren flatterten. »Alles Teil meines Charmes.«
Sie kehrten ins Wohnzimmer zurück.
»Eine Limo für meinen neuesten Anhänger«, verkündete Lucky ausgelassen und warf Phil die Dose zu.
»Ich habe ihr gerade erklärt, wie es funktioniert«, sagte Phil. »Dass merkwürdige
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