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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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Unglück harmloser und kurzlebiger sein würde, als es das ihre wäre, wenn sie seiner Liebe nachgab und sich von ihm zu der Frau machen ließ, die er wollte.
    Sie bog wieder auf die Hauptstraße und fuhr weiter in Richtung Osten, wo Bob’s Drive-In lag. Linker Hand, über den Hügeln auf der anderen Talseite, konnte sie vor dem leuchtenden Blau zwei schwarze Punkte ausmachen - die Eistaucher, noch immer zusammen, noch immer fortschwebend, auf und davon, fast außer Sicht nun.
    Dani lächelte und überlegte schon einmal, was sie mitnehmen und was sie hierlassen wollte.
    Von Bob’s aus würde sie direkt nach Hause fahren und packen. Lange würde sie dafür nicht brauchen. Einen Koffer, Jeans und Blusen, Socken, BHs und Höschen, ein paar kurze Röcke für den heißen Südstaatensommer. Tagebuch, zwei, drei Zeitschriften, ihre zerlesene, heißgeliebte Ausgabe von Ein Baum wächst in Brooklyn . Waschzeug, Zahnbürste und Deo, Haargummis, Kontaktlinsenlösung. Ihre Mutter würde fragen: Was machst du denn da? Und Dani würde sagen: Ich fahre, Mama. Ich bin jetzt erwachsen, und alle Zeichen weisen nach Süden. Ganz lapidar. Und ihre Mutter würde traurig und ein bisschen besorgt sein, dass ihre Kleine von ihr fortging. Aber Dani glaubte, dass sie gleichzeitig stolz und froh sein würde. Dann fahr, Kindchen , würde sie nach einer kurzen Pause und einer tränenreichen Umarmung sagen. Zieh
hinaus in die Welt, und tu all die Dinge, zu denen ich nie Gelegenheit hatte.
    Ich bin schon dabei , dachte Dani, als sie nun auf der Landstraße dahinfuhr, unter der Sonne, zwischen wogenden Feldern voll Mais und Rohrkolben und Erdbeeren.
    Nach Benton war es vom See aus nicht weit, und bald nahm Dani die letzte der ausladenden Kurven hinauf zu der Häuserzeile, die das Ortszentrum bildete. Hinter der Biegung kam schon die Brücke in Sicht, und sie sah eine Reihe von etwa zehn Autos, die am Fuß der Brücke hielten. Am anderen Flussufer stauten sich die Autos bis zu Bob’s Drive-In. Und auf der Brücke selbst, flankiert von zwei Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht, stand gleich an der Fußgängerrampe ein einsamer schwarzer Sedan mit offener Fahrertür.
    Dani stieg aus und näherte sich der Brücke und den anderen Schaulustigen, langsam, den Blick unverwandt auf eine schwarzgekleidete Gestalt gerichtet, vermutlich den Fahrer des Sedan, die auf dem schmalen Sims außen am Brückengeländer stand. Zwei State Troopers mit ihren breitkrempigen Hüten standen hinter ihm, die Hände erhoben in verhaltener Beschwörung. Sie redeten auf den Rücken des Mannes ein. Die Spitzen seiner schwarzen Schuhe ragten über dem Flussbett ins Leere; nur seine Absätze berührten den Sims. Seine Arme in ihren schwarzen Ärmeln streckten sich nach hinten. Seine Hände umklammerten die oberste Stange des Geländers, so fest, dass Dani selbst aus dieser Entfernung sehen konnte, wie die Haut über den Knöcheln spannte.
    Und sie verringerte die Entfernung, rascher nun; wie von selbst trugen ihre Füße sie vorbei an den anderen, die gafften und deuteten und alle in einem Abstand stehen blieben, den sie für sicher zu halten schienen. Dani ging immer weiter. Und sah, dass der Mann auf der falschen Seite des Geländers ein
Priester war; er drehte das Gesicht kurz zu den Polizisten hin, und flüchtig sah sie an seinem Hals das Weiß des Priesterkragens aufblitzen. Sie sah außerdem, dass er alt war. Sein Haar war dicht, aber schlohweiß, die Haut über dem weißen Kragen schlaff und gräulich, zu einem Strauß lappiger Falten gezwängt durch das enge Kollar seines Glaubens.
    Und Dani ging noch näher heran, bis dahin, wo die Stahlkonstruktion der Brücke begann. Hier waren die Tapfersten der Gaffer stehen geblieben, die Hand vor den Mund gepresst, als hielte eine unsichtbare Sperre sie vom Weitergehen ab. Dani überwand diese Sperre und machte einen Schritt auf die Brücke und dann noch einen. Sie konnte jetzt die Polizisten hören, die Angst in ihren Stimmen. »Pater, bitte«, sagten sie, ihre Hände offen und hilflos. Der Priester beachtete sie nicht; wie gebannt starrte er hinab auf den Fluss, der in der Sommerhitze zu einem Rinnsal vertrocknet war und das harte, rissige Flussbett bloßlegte - Steinbrocken, die grünlich schimmerten von Flechten, ein paar an der Sonne verfaulende tote Fische.
    Drüben am anderen Ufer, bei Bob’s Drive-In, sah Dani ihre Freunde, Jungen wie Mädchen, auf den Kühlerhauben ihrer Autos stehen, die Hand als Schirm über den

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