Gott sacker Kriminalroman
versauen.
Mit der Kaffeetasse in der linken Hand betrachtete Cäci
die Bilder aus dem Unter-Ordner ›Susi_See‹ im Ordner ›Akt‹.
Ich klickte Bild um Bild weiter. Cäci entging kein Detail.
»Sooo schlimm sind die doch nicht – aber Mama ist halt recht
prüde. Die Susi hat aber schon verdammt gute Glocken. So viel Masse kann ich
nicht bieten. Und die tollen dichten roten Haare, nicht so langweilig brünett.«
»Du kennst mich doch – nicht Quantität, sondern Qualität
zählt.« Ich gab ihr einen zarten Kuss auf die rechte Wange.
Cäci rückte näher.
»Zeig mir auch mal die Leichenbilder.«
Ich lehnte ihren Wunsch nicht ab, und als sie das
Weitwinkelbild mit dem Trolley anschaute, meinte sie: »Die Haushälterin vom
alten Pfarrer zieht doch immer so einen hinter sich her, wenn sie sich zum
Bahnhof fahren lässt. Der hat auch so riesige Räder und so ein ähnliches
Muster. Übrigens – toll, deine neuen Stiefel.«
Dann legte sie die Hand auf meine Schulter: »Ich hätte gern
noch ein Gläschen Sekt zum Frühstück.«
Der zweite Teil des Sonntagmorgens nahm eine unvorhergesehen
angenehme Wendung.
7
Am Montagmorgen war in der Schwäbischen Zeitung
zu lesen:
Mord in Ried-Kapelle
Von unserem
Mitarbeiter Erwin Zuder
(ez) Am Donnerstag
entdeckte ein Motorradfahrer in der Wendelinus-Kapelle im Pfrunger Ried die
Leiche einer Unbekannten (wir berichteten ausführlich). Die Obduktion ergab,
dass die unbekannte ältere Frau ermordet wurde. Über die Identität der
weiblichen Person gibt es noch keine Angaben. Am Tatort wurde ein stabiler
Koffertrolley gefunden, dessen Zusammenhang mit dem Verbrechen noch nicht
geklärt ist. Er befindet sich derzeit bei der Spurenauswertung. Auch Tatmotiv
und Täter liegen noch im Dunkeln. Intensive Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG lassen jedoch den Schluss zu, dass dieses schreckliche Verbrechen in Zusammenhang
mit dem gewaltsamen Ableben des Schäferhundes W. von Herrn M. aus Riedhagen zu
bringen ist. Der reinrassige deutsche Schäferhund W., der laut seines Besitzers
ein hervorragender Wachhund und treuer Kamerad gewesen ist, ist im ganzen Ort
beliebt gewesen und als gewissenhafter Wachhund bekannt. Umso erstaunlicher ist
es, dass er seinem Täter offenbar mühelos zum Opfer wurde. Der Hund war (wir
berichteten) in auffälliger Pose, halb in der Erde vergraben, nach seinem
grausamen Tode noch wie auf einem Totenbett hergerichtet worden. Der
offensichtlich geistesgestörte Täter hatte dem Tier wohl mit einem schweren
Gegenstand das Genick abgeschlagen (Aussage der Polizeidirektion Bad Saulgau)
und ihm dann quasi ein Grab geschaufelt, das nur die unteren Extremitäten
bedeckte. Im Maul des Tieres entdeckten die Experten der Spurensicherung ein
circa 20 Zentimeter großes Eisenkreuz, das selbiges aufsperrte. Weitere
intensive Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG ergaben, dass
weder der Schäferhund W. noch sein Herrchen, das immer noch unter
Schockeinwirkung steht, im Ort Feinde hatten. Laut Aussagen von Herrn M. will
er seinem treuen Hund an der Stelle seines grausamen Todes ein Mahnmal für alle
geschändeten Hunde errichten. Spenden für die Errichtung einer solchen Trauerstätte,
die auch von der Straßenseite her der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
soll, bittet Herr M. auf das Sonder-Spenden-Konto mit dem Namen ›Waldemar‹ bei
der KSK Bad Saulgau unter der Nummer 8743749342, BLZ: 684495 einzuzahlen.
Jüngsten
intensiven Recherchen der SCHWÄBISCHEN ZEITUNG zufolge ist es auch schon zu Verhören durch die
Polizeistelle Bad Saulgau unter Leitung von Polizeihauptkommissar Härmle
gekommen. Eine renommierte Gastwirtin aus R. wurde zur Polizei vorgeladen, um
Aussagen zu machen.
Schlechter Journalismus … typisch
Zuder … der hat schon im Religionsunterricht nichts
getaugt … aber eine weibliche ältere Leiche … ein stabiler
Koffertrolley …
Der alte Pfarrer Hermann Sütterle schüttelte nachdenklich und
sichtlich beunruhigt seinen kahlen Kopf. Er dachte an seine Haushälterin
Fräulein Margot. Margot besuchte in ihren Sommerferien immer ihre Schwester in
Stuttgart, die an fortschreitender Demenz litt.
Wie viele Tage ist die jetzt schon weg? Ich bin ja heilfroh,
wenn sie so schnell nicht wiederkommt, aber sicher ist sicher.
Margot hatte eigentlich schon gestern wieder in Riedhagen
zurück sein wollen. Es war nichts Außergewöhnliches, wenn sie ein paar Tage
länger in
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