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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Kamera zu erklären, und vor allem, warum ich der Polizei nichts von den Bildern
gesagt hatte. Um Neugierige auszuschließen, hatten wir uns Holzstühle aus dem
Gastraum geholt und uns um den monströsen altmodischen Gasherd versammelt, an
dem Frieda und Cäci mit ihren Küchenhilfen gerade klodeckelgroße, panierte Schnitzel
in wagenradgroßen Pfannen goldbraun anbrieten. Wenn die Bedienungen
hereinkamen, um zentnerweise Schnitzel mit Pommes, Soße und kleine Salate in
den Biergarten zu tragen, unterbrachen wir unser Gespräch oder flüsterten.
    Um wenigstens ein paar Bonuspunkte bei Cäci zu sammeln, hatte
ich mir die Katze mit dem schwarz-weißen Schwanzende, die auch Motorradfahrer
mochte, in die Küche mitgenommen und auf meinen Schoß gelegt. Um meine nervösen
Finger zu beruhigen, kraulte ich sie unterm Kinn. Das gab mir etwas Sicherheit
und der Katze bestimmt auch irgendetwas.
    »Nimm nachher das Vieh wieder mit raus, die Katze hat hier
drinnen nichts verloren«, schimpfte Frieda.
    Frieda war wohl auch etwas verschnupft, der Besuch bei der
Polizei war ihrem ansonsten heiteren Naturell offensichtlich abträglich
gewesen. Die Sache mit dem armen Mädchen entwickelte sich langsam zu einem
kleinen, aber lästigen Problem, da Cäci auf keinen Fall von dem armen Mädchen
erfahren sollte. Und das wusste Frieda. Auch die anderen ging es im Grunde
genommen nichts an. Und wenn das Susi erfuhr, dass Frieda die Bilder gesehen
hatte. Irgendwie musste ich aus der Sache herauskommen. Die Hitze in der Küche
schien schlagartig um einige Gradzahlen zu steigen.
    »Mein Gott, das ist ja sauheiß hier.«
    Aber vorerst ließ mir Frieda noch Bedenkzeit, sie begann zu
schimpfen: »Das war die Blonde von der Polizei«, meinte Frieda und war sofort
wieder im roten Drehzahlbereich, »die ist immer hinter mir her geschlichen und
hat gelauscht, was ich meinen Gästen erzählt habe. Aber nur so bekommt man
Kundschaft, Leute – Sex und Crime. Und Crime haben wir jetzt, und zwar
ordentlich. Eine Leiche in der Kapelle und Hundeschändung in der Nachbarschaft.
Näher geht’s ja gar nicht. Das muss man doch gastronomisch nutzen! Ich bin doch
von den Gästen abhängig, was glaubt ihr, wie der Laden hier läuft, seit ich
jeden Tag ein bisschen mehr erzähle. Ich brauche jeden Abend Aushilfen. Die
Gäste kommen sogar aus Sigmaringen, Ravensburg und Saulgau. Und ich hab ja die
Bilder vom Danile genau gesehen, ich hab doch nicht die Unwahrheit gesagt. Und
jetzt behaupten die von der Polizei, ich könnte das nur gesehen haben, wenn ich
selbst dort gewesen sei und in der Kapelle gewesen wäre. Oder von dir könnte
ich’s wissen, aber du behauptest ja, dass du nicht in der Kapelle warst und die
Tür nicht aufgemacht hast. Wie die Spurensicherung sagt, seist du wohl
bewiesenermaßen nicht in der Kapelle gewesen. Keine nachweisbaren Spuren von
dir. Und ich wüsste als Einzige, wie’s innen aussieht. Na, da habe ich mich
ganz schön rausreden müssen. Ich hab schon gedacht, die behalten mich.« Sie
wollte gar nicht mehr aufhören, so echauffiert war Frieda. Ich stellte die
Frage aller Fragen: »Hast du’s ihnen nun erzählt oder nicht, die Sache mit der
Kamera, und dem … ähm, armen Mädchen?«
    »Nein!«
    Sie schaute mich vorwurfsvoll an. Cäci schaute mich neugierig
an, sie ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Ich hab dir doch mein Ehrenwort gegeben.«
    Unauffällig versuchte sie zu ihrer Tochter Cäci zu schauen
und nickte mir dann wissend zu. Dann wurden ihre Augen feucht, sie kam auf mich
zu, drückte mich an ihr großes Herz und flüsterte kaum hörbar: »Die Cäci
braucht doch das von der Rothaarigen nicht wissen.«
    Ich drückte ihr dankbar kurz die Hand und sagte dann laut in
Richtung Frieda, die wieder zum dampfenden und zischenden Herd ging: »Du
hättest das mit den Fotos von der Leiche den Polizisten gern erzählen können.
Ich sage denen dann, ich hätte das vergessen zu erwähnen, oder dass ich die
Bilder der Presse verkaufen wollte und deshalb nichts gesagt
hätte … oder irgendetwas, was sich noch besser anhört.«
    »Das klärt aber immer noch nicht die Sache mit dem armen
Mädchen, Daniel«, funkelte mich Cäci aus der Tiefe ihrer riedwasserfarbenen
Augen an.
    Für ihren Kücheneinsatz hatte sie die weiße Bluse durch ein
rotes T-Shirt mit der weißen Aufschrift ›Bedienung‹ ersetzt. Auch das stand ihr
auffallend gut.
    Die restlichen MIKEBOSS -Stammtischler

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