Gott sacker Kriminalroman
Detektivin, ich war’s, schnell die
Handschellen«, lachte ich.
»Lach nicht, du gehörst garantiert zu den Hauptverdächtigen,
so wie die Blonde bei uns im Biergarten über dich herumgefragt hat. Ich glaube,
ich muss mal von Frau zu Frau mit der reden, was die so denkt.«
»Da gibt es eine einfachere Methode. Ich habe ihren
Notizblock kopiert.«
»Was hast du? Du spinnst ja! Wenn das herauskommt!«
»Außer dir weiß es niemand.«
»Zeig, schnell!«
Lange hingen wir am Bildschirm.
Die kryptischen Einträge der Kommissarin waren
interpretationsbedürftig. Sätze, den Regeln deutscher Grammatik entsprechend,
waren keine zu finden. Bruchstückartig waren Aussagen unterschiedlichen
Personen zugeordnet. Die Kürzel ›verd‹ und ›uv‹ hinter Aussagen und Namen fanden
unsere besondere Aufmerksamkeit. Cäci schloss: »Das bedeutet sicher verdächtig
und unverdächtig.«
»Oder verdaulich und unverdaulich«, konterte ich, »bei mir
steht ständig ›verd‹.«
Als wir in den Garten gingen, um den Zustand
Rackos zu kontrollieren, fehlte dieser. Das Seil war abgeschnitten, nur noch
ein kleiner Stummel hing an der Dachrinne.
»Was ist hier eigentlich los?« Cäci schaute mich entgeistert
an.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, wenn das Müller
erfährt, der bringt mich um.«
»Der ist schon ewig bei der Polizei. Meinst du, die haben den
gleich behalten?«
»Keine Ahnung, nur weil er den ganzen Tag nichts zu tun hat,
muss er ja nicht gleich der Mörder sein. Lass uns in den Biergarten gehen.«
Im Biergarten erwartete uns die nächste Überraschung.
Müller saß hemdsärmelig unter der Kastanie und winkte uns schon von Weitem zu.
Ich wollte schnell abdrehen, aber es war zu spät, um unverdächtig zu wirken.
»Vielen Dank noch, dass Sie auf Racko aufgepasst haben, der
hätte sonst alles verschissen – und Ihnen hat’s bestimmt Spaß gemacht.«
Neben Müller saß auf dem Boden bei einem Schälchen Wasser
Racko.
»Das Seil war verknotet und ein bisschen eng am Hals, ich
hab’s einfach abgeschnitten. Ich habe noch gerufen, aber Ihre Beatmusik war zu
laut.«
Er nickte uns freundlich und verständnisvoll zu, seine
Artikulation war schon leicht getrübt, auf seinem Bierdeckel waren vier Striche
mit einem Querstrich zu erkennen.
Für diese Zeit saßen viele, meist weibliche Kurgäste im
Rentenalter an den Tischen verteilt. Sie waren nach einer Riedwanderung mit
Skistöcken zum Kaffee gekommen und aßen gedeckten Apfelkuchen, den Frieda
selbst machte. Sie tuschelten immer wieder hinter vorgehaltener Hand. Mit
Sicherheit waren einige Miss-Marple-Fans unter ihnen.
Wir setzten uns abseits, um nicht angesprochen zu werden.
Doch das Unglück kam auf zwei Rädern. Hildegard kurvte sportlich in den
Kieshof. Minuten später, nachdem sie ihr Rad am Kaugummiautomaten mit einem
monströsen schlauchähnlichen Bikesafety-Schloss gesichert hatte, saß sie in
knappem sportlichem Outfit bei uns am Tisch: »Hey, darf ich mich setzen? Mann,
ist das eine Hitze! Die Lamas waren heute auffallend unruhig, vielleicht kommt
endlich mal ein Gewitter.«
»So, Hilde, kannst du schon deinen Ferien-Feierabend genießen,
hast du die Tiere schon versorgt und dein Bad am Baggersee genossen? Du
scheinst ja in den Ferien mehr Stress zu haben als in der Schule.«
»Was soll die blöde Frage, ich hatte ganz schön was zu tun.
Und als Lehrerin habe ich mir meine Ferien redlich verdient, keiner von euch
weiß, wie das ist, mit den vielen verhaltensauffälligen Schülern, außerdem habe
ich einen ganzen Lehrauftrag. Mein Rektor macht mir immer einen extra miesen
Stundenplan, und der weiß, dass ich mit meinem ganzen sozialen Engagement viel
um die Ohren habe, und wenn ich mal eine Freistunde habe, dafür kann ich ja
auch nichts. Und du brauchst sowieso den Mund nicht aufzumachen, Herr
Erbmillionär. Du hast das ganze Jahr Ferien.«
»Ist ja schon gut. Ich habe doch gar nichts gesagt.«
»Und, weiß man schon was Neues? Hat der Dorftratsch schon
einen Mörder?«
»Nein, noch nicht.«
Ich verdrehte meine Augen unauffällig in Cäcis Richtung.
»Ich finde, unser neuer Pfarrer wirkt zurzeit sehr
verunsichert, irgendetwas verbirgt der doch.«
»Der hat aber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich mit
dem Alt-Pfarrer nicht gut verstand.«
Hilde fuhr sich gegen den Strich über ihr kurzes dunkles Haar
und sinnierte: »Aber irgendwas ist da faul.«
Frieda brachte zwei Kaffee
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