Gott sacker Kriminalroman
süßen Spumante vorzog. So wurde es lockerer und
schmackhafter. Dazu in Rosmarin-Öl gebratene Nürnberger Würstchen. Toastbrot,
goldbraun geröstet, bildete die Beilage. Zum Abschluss schnitt ich einen
Blauschimmelkäse vom Feinsten in kleine Häppchen, dazu reichte ich weiße
griechische Trauben. Für Cäci kreierte ich noch einen Fruchtjoghurt mit Banane,
Honig, Rosinen und einem Hauch von frischem feinst geriebenem Ingwer. Das
Frühstück richtete ich auf der Terrasse an, die gleichzeitig das Dach der
darunterliegenden Garage bildete. Vom verwilderten Rasen hatte ich noch einen
Strauß Margeriten gepflückt und diese mit ihren weißen Blättern um gelbe
Füllung in einem ehemaligen Senfglas auf dem verwitterten Holztisch drapiert.
Cäci war begeistert, Racko jedoch schätzte meine Anstrengungen für ein
menschenwürdiges Frühstück in keinster Weise.
Eigentlich hatte ich mir von dem Frühstücksmorgen mit Cäci
noch etwas mehr erhofft, aber sie war fortwährend beschäftigt, Müllers Racko zu
bändigen. Und als er mir nach dem Frühstück direkt unter die Kuckucksuhr ins
Wohnzimmer geschissen hatte, war meine Geduld zu Ende. Ich band ein Seil mit
einer Schlinge um den Hals des wahnwitzigen Jungköters und beschloss, den Tag
im Freien zu verbringen. Racko band ich an einen jungen Apfelbaum ›Cox Orange‹,
den ich im Frühjahr selbst gepflanzt hatte. Cäci legte sich mit einer
mitgebrachten ›Brigitte‹ in den Schatten und ich tat, was ich an jedem
Donnerstag tat: Ich pflegte meine Harley Davidson.
Nicht dass ich ein sonderlich penibler Mensch
oder gar ein Hygienefreak wäre, aber ich kann es ums Verrecken nicht ausstehen,
wenn jemand seine Schöne aus Milwaukee vergammeln lässt.
Deshalb hatte ich Dinge hergerichtet, die ich nicht einmal
für meine Körperpflege benötige: Fön, um Wasserflecken oder gar stehendes
Wasser zu vermeiden; Wattestäbchen, um in die kleinsten Zwischenräume zu
kommen; elektrische Zahnbürste zur Felgen- und Speichenpflege; Nagelfeile für
härtere Einschlüsse am Motorblock; Nagellackentferner für Teerflecken.
Um das Bike herum sah es aus wie in einem drittklassigen
Beauty-Salon. Cäci, die die Notwendigkeit der Utensilien nicht begriff,
verdrehte immer wieder die Augen und stöhnte demonstrativ in meine Richtung.
Der Hund war endlich auffallend ruhig und schon nach wenigen Stunden war ich
mit der Pflege fertig. Cäci schlief im Schatten des Holzbalkons und Racko lag
in der Sonne und rührte sich nicht. Da mir die stundenlange Ruhe des Hundebabys
seltsam erschien, ging ich zu ihm.
»Hey, Cäci, komm schnell her, mit dem Hund stimmt was nicht!«
Sie hörte mich nicht, der Schlaf war stärker.
»Hey, der Hund stirbt!«, brüllte ich.
Ich machte mir ernsthafte Sorgen um das winzige Tierchen. Die
Zunge hing aus der offenen kleinen Schnauze, die Augen waren halb geschlossen
und die Atmung ging recht schnell und flach.
Cäci torkelte verschlafen zu dem kleinen Tier, auch ihr Mund
war leicht geöffnet, Speichel lief in Fäden aus einem Mundwinkel, ihre
riedwasserbraunen Augen waren halb geschlossen, ihre Atmung ging noch recht
schnell und flach. »Sag mal, spinnst du? Der hat ja gar keinen Schatten unter
dem Minibaum. Der ist kollabiert.«
Eilends trugen wir den ohnmächtigen Hund ins Haus und machten
ihm kühle Wickel. Schon bald stand Racko wieder auf zittrigen Beinchen.
»Dir ist deine doofe Maschine natürlich wichtiger!«, fauchte
Cäci.
Ich beschloss, nicht zu
antworten, sondern über meine Beziehung zu Tieren nachzudenken: Ich habe ja bei
Gott nichts dagegen, wenn eine 70-jährige Witwe, die mit ihrer Rente gut lebt,
einen grüngelben Wellensittich namens Hansi kultiviert, um so der Einsamkeit
ihres 300-Quadratmeter-Daseins zu entgehen. Ebenso wenig habe ich etwas
dagegen, wenn ein dreijähriges Kind jeden Tag einen nachtaktiven Goldhamster
aus dem Häuschen zieht und ihn irgendwann aus Versehen vom Küchentisch fallen
lässt. Allergisch reagiere ich aber auf Köter mit Kampfhundcharakter, die an
der Leine von Leuten herumlaufen, die die Versicherung für ihren Golf 4 nicht
bezahlen können. Allergisch reagiere ich nicht nur auf die Katzen, die fett und
mit Glöckchenhalsband durch meinen Erbgarten flanieren und ganz nebenbei einen
Zaunkönig zerfleddern, den sie dann noch auf meinem Fußabstreifer liegen
lassen, sondern ganz speziell allergisch reagiere ich auf schlanke Katzen, die
an einer Leine von ihren
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