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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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dem väterlichen Nachlass
stammte auch die praktische schwarze Anklipskrawatte. Dort, wo mein Kehlkopf
war, hatte sie einen stilisierten Krawattenknoten, der wie ein abgestürzter dunkler
Schmetterling aussah, darunter befand sich ein raffinierter
Bügelklappmechanismus, mit dessen Hilfe es immer gelang, den breiten, nach
unten spitz zulaufenden Herrenbändel am Kragen eines Hemdes zu befestigen.
    Unter der Krawatte trug ich das weiße Hemd, das ich schon zu
meinem Tanzkursabschluss getragen hatte. Es spannte leicht. Die Rüschen, die
sich links und rechts der Knopfleiste befanden, sah man nicht, da ich das
Jackett trotz der zu erwartenden Hitze zuknöpfte. Im Flurspiegel betrachtete
ich mich kritisch und konnte ohne Weiteres nachvollziehen, warum die Damen des
Dorfes mich sympathisch fanden und umwarben. Es konnte nicht nur am Geld
liegen.

     
    Während ich mich für das traurige Großereignis
für die weibliche Bevölkerung des Dorfes herausputzte, überfluteten Autos mit
fremden Kennzeichen den nicht abgesperrten Teil des Dorfes. Die
Übertragungswagen der Privatsender standen in ihren kreischenden Farben auf dem
kleinen Kirchenparkplatz.
    Mit Deodonatus und Kalner schmückte ich an diesem Morgen die Kirche,
die Beerdigung war auf 14 Uhr angesetzt.
    Die dunklen Eichensärge standen nebeneinander vor den
Altarstufen im Mittelgang. Sie waren schlicht mit weißen Lilien geschmückt.
    Es gab lange Streitgespräche im Pfarrgemeinderat, ob es nicht
unpassend, ja sogar anrüchig sei, die beiden Särge nebeneinanderzustellen und
ob nicht dem Alt-Pfarrer aufgrund seiner Stellung in der Gemeinde eine
hervorgehobene Position auch im Tode zustünde. Wenn man wenigstens den Sarg des
Pfarrers etwas höher stellen könnte, auf Obstkistchen, die man mit schwarzem
Stoff verkleiden könnte. Oder mehr Blumenschmuck am männlichen Sarg, mit einer
goldenen Schärpe. Deodonatus Ngumbu ließ sich jedoch nicht auf diese Diskussion
ein.
    »Dea Tod machta alle gleich, egal, ob Mann oda Frau, Pfarra
oda Haushälterin, Terrorist oda Heiliga, nix mit Extrawuast, die gibt’s im
Himmel auch nicht!«

     
    Das Dorf trug schwarz-weiß. Viele hatten einen
Tag Urlaub genommen, um Haushälterin und Pfarrer auf ihrem letzten Weg zu
begleiten. Die Schüler, die nicht auswärts in den Ferien waren, liefen nun viel
zu früh mit ihren besten Anzügen und Kleidern zur Kirche, um einen guten Platz
zu bekommen. Ansonsten zählten Beerdigungen nicht zu ihren favorisierten
Freizeitbeschäftigungen, aber diese hier, mit den Gruselmorden im Doppelpack
war Pflicht.
    Ab 12 Uhr lastete eine eigenartige Ruhe über dem Dorf. Die
Hauptstraße war abgesperrt, auf der Riedwiese ließ der Bürgermeister einen
provisorischen Parkplatz einrichten. Das Schild mit dem Pfeil, inklusive
Rechtschreibfehler, hatte er selbst gemalt:
    ›Bitte hier parken, nicht im Dorf drinnen!
    Danke für Ihr Verständniss.
    Ihr Bürgermeister‹

     
    Die lange Trockenheit erlaubte, ohne das Risiko
einzusinken auf dem riedigen Wiesenboden zu parken.
    Die Menschen im Ort unterhielten sich in der Öffentlichkeit
mit gedämpften Stimmen, um Margot Kramer und Alt-Pfarrer Sütterle nicht doch
noch aufzuwecken.
    Die Fliegen schienen noch lästiger als sonst.
    Um 13 Uhr begann sich die Kirche langsam zu füllen. Aus den
ersten beiden Reihen wurden die voreiligen Schüler vertrieben, trotzdem blieben
sie lange unbesetzt. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, sie für die Angehörigen
freizuhalten. Um 14 Uhr war die Kirche brechend voll. Kalner und ich mussten
die beiden gemeindeeigenen Außenmegafone installieren, um den
Trauergottesdienst ins Freie zu übertragen.
    »Die Scheiß-Dinger werden eh wieder nicht funktionieren«,
maulte der schwitzende Kalner vor sich hin.
    Mit Draht und Klebeband befestigten wir die beiden
altersschwachen Megafone, die an lange unlackierte Bohnenstangen geschraubt
waren, an den Dachrinnen des Kirchendaches.
    Die Menschen standen bald auf den gekiesten Wegen, selbst
zwischen den Gräbern suchten sie einen Platz, von dem aus sie wähnten, das
Geschehen am besten beobachten zu können. Die Schatteninseln der Friedhofsbäume
waren längst belegt. Vor allem Frauen hatten sich aus dem gelben Papier der
fotokopierten Gottesdienstlieder, die von eifrigen Ministrantinnen verteilt
wurden, einen Fächer gebastelt und wedelten sich damit hektisch die heiße Luft
um die Nase. Die Männer wischten sich mit karierten

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